Chaos in Hamburg, Berlin, Stuttgart Bodenpersonal streikt an den Flughäfen
08.02.2017, 07:38 Uhr
Mehr Geld, kürzere Arbeitszeiten und bessere Aufstiegsmöglichkeiten: Am Flughafen Schönefeld zeigen Mitarbeiter des Bodenpersonals Flagge.
(Foto: dpa)
Warnstreiks des Bodenpersonals wirbeln den Flugreiseverkehr an vier deutschen Großflughäfen durcheinander. In Berlin, Hamburg und Stuttgart stockt die Abfertigung. Reisende müssen mit erheblichen Behinderungen rechnen.
An den Flughäfen in Hamburg, Berlin und Stuttgart haben am frühen Morgen Warnstreiks des Bodenpersonals begonnen. Verdi-Vertreterin Katharina Wesenick sagte, der Berliner Flughafen Tegel sei wegen des Streiks "zwischen sechs und acht Uhr komplett vom Netz genommen" worden. Für den Flughafen Schönefeld gebe es entsprechende Überlegungen, Beratungen dazu liefen derzeit.
Die Flughafenbetreiber informieren im Internet über Verspätungen und Flugausfälle.
Die Flugübersicht der Berliner Airports Tegel und Schönefeld finden Sie hier.
Den Abflugplan des Hamburg Airport finden Sie hier.
Der Flughafen Stuttgart listet die Auswirkungen des Warnstreiks hier auf.
In Hamburg, wo der Flugverkehr wegen des dort geltenden Nachtflugverbots erst um 6.00 Uhr begann, war laut Wesenick das Personal für die Gepäckabfertigung, den Passagiertransport und die Enteisungen von Flugzeugen zum Streik aufgerufen. Zum Bodenservice zählen zum Beispiel Check-in und Gepäckabfertigung, aber auch das Einweisen und Betanken der Maschinen.
Am Flughafen Stuttgart wurde der Warnstreik nach Angaben von Verdi-Vertreter Andreas Schackert von den rund 300 Beschäftigten zu "100 Prozent" befolgt. Von 20 Abfertigungsschalter seien lediglich vier mit Hilfe von Notbesetzungen geöffnet. Vor den Schaltern hätten sich lange Schlangen von Passagieren gebildet.
Aufgrund der Warnstreiks kommt es zu erheblichen Einschränkungen im Flugreiseverkehr: Die betroffenen Fluggesellschaften in Berlin mussten bislang allein 71 Abflüge von der Hauptstadt aus streichen. Viele andere Verbindungen ab Berlin, Hamburg und Stuttgart gelten als verspätet.
"Es ist nicht hinzunehmen"
Der Flughafenverband ADV nannte die Verdi-Aktion unangemessen. "Es ist nicht hinzunehmen, dass Verdi die Flughäfen als öffentlichkeitswirksame Bühne zur Durchsetzung ihrer Forderungen schädigt und die Belange der Reisenden dabei völlig ausblendet", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
Ziel des Warnstreiks ist es, den Forderungen der Arbeitnehmerseite mehr Nachdruck zu verleihen. Die Gewerkschaft fordert in dem Tarifkonflikt eine bessere Bezahlung, sowie Erleichterungen bei den Arbeitszeiten und bessere Aufstiegsmöglichkeiten. Der Flughafenverband rief die Tarifpartner auf, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen und den Passagieren die Wirren eines Streiks zu ersparen.
Bei den Berliner Tarifgesprächen über einen Vergütungstarifvertrag habe sich trotz mehrerer Verhandlungsrunden kein Ergebnis abgezeichnet, begründete die Gewerkschaft die Streikaktionen. Die Beschäftigten wollten nun die Arbeitgeber dazu bewegen, "ein verhandlungsfähiges Angebot zu unterbreiten".
Verdi fordert zum Beispiel für die mehr als 2000 Beschäftigten in den Bodendiensten der Berliner Flughäfen einen Euro mehr pro Stunde. Derzeit verdienten sie ungefähr elf Euro in der Stunde. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Freitag geplant. Für die Beschäftigten am Flughafen Stuttgart will die Gewerkschaft Gehaltssteigerungen von zwei Euro pro Stunde durchsetzen.
Fliegen nur mit Handgepäck
Wie in Streikfällen üblich, sollten sich Flugreisende frühzeitig über den Status ihrer Flugverbindung informieren und in jedem Fall zusätzliche Zeit für die Abfertigung einplanen. Durch die Streikmaßnahmen kommt es vor allem auch in der Gepäckabfertigung zu Beeinträchtigungen. Einzelne Fluggesellschaften riefen dazu auf, wenn möglich nur mit Handgepäck zur Reise anzutreten, um zusätzliche Verzögerungen zu vermeiden.
Fluggäste, die aufgrund des Streiks von einer Flugstreichung betroffen seien, könnten kostenfrei auf einen Flug auf derselben Strecke im Reisezeitraum vom 9. Februar 2017 bis 15. Februar 2017 umbuchen, heißt es bei Air Berlin. Gäste, deren Flug Teil einer Pauschalreise ist, sollten sich direkt ihren jeweiligen Reiseveranstalter oder ihr Reisebüro wenden.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa