Privater Konsum stottert Bundesbank sieht weiter kein Wachstum
18.09.2023, 17:38 Uhr Artikel anhören
Die Nachfrage aus dem In- und Ausland ist weiter schwach
(Foto: picture alliance/dpa)
Belebende Impulse hat es für die deutsche Wirtschaft auch im Sommer nicht gegeben. Damit dürfte es das vierte Quartal in Folge ohne Wachstum sein, schreibt die Bundesbank. Gründe sind die hartnäckige Inflation und hohe Zinsen. Das bremst Konsum und Investitionen.
Die erhoffte wirtschaftliche Erholung in Deutschland ist im Sommer ausgeblieben. "Die Wirtschaftsleistung dürfte im dritten Quartal 2023 etwas schrumpfen", schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Damit würde sich die wachstumsfreie Phase von Europas größter Volkswirtschaft nochmals verlängern: Ende 2022 und Anfang 2023 war das Bruttoinlandsprodukt bereits jeweils geschrumpft, ehe es im Frühjahr stagnierte.
Ein Grund für die anhaltende Flaute für das von Juli bis Ende September laufende Vierteljahr sei, dass mit spürbaren positiven Impulsen vom privaten Konsum kaum zu rechnen sei. "Trotz des etwas nachlassenden Preisanstiegs, der kräftigen Lohnzuwächse und der guten Arbeitsmarktlage halten sich die privaten Haushalte noch mit Ausgaben zurück", erklärte die Bundesbank. Daneben drücke auch die sich intensivierende Schwäche der Industrie die Wirtschaftskraft. "Die niedrigen und weitersinkenden Auftragseingänge sowie die abnehmenden Auftragsbestände schlagen sich immer deutlicher in der Industrieproduktion nieder", hieß es.
Zur schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland dürften auch die gestiegenen Finanzierungskosten beitragen, betonte die Bundesbank. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation inzwischen auf das Rekordniveau von 4,5 Prozent gehievt, was Kredite verteuert und so die Konjunktur bremst.
Mehr Zuwanderung, spätere Rente
In Deutschland liegt die Inflationsrate aktuell bei 6,1 Prozent. Der Bundesbank zufolge dürfte sie "im Jahresverlauf weiter abnehmen". "So entfallen die erhöhenden Basiseffekte durch den Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket im September2023", hieß es. Außerdem dürften die deutlichen Rückgänge auf den vorgelagerten Stufen - etwa Import- Erzeuger- und Großhandelspreise - nach und nach an die Verbraucher weitergereicht werden. "Dennoch dürfte die Inflationsrate vordem Hintergrund eines robusten Lohnwachstums auch mittelfristig deutlich oberhalb von zwei Prozent liegen", erwartet die Bundesbank.
Darüber hinaus schlägt die Bundesbank einige Maßnahmen vor, um die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des demografischen Wandels abzumildern. So könne die Wucht der demografischen Entwicklung durch verstärkte Fachkräftezuwanderung abgemildert werden. "Dabei sind Drittstaaten verstärkt in den Blick zu nehmen. Die bislang dominierende Erwerbsmigration aus anderen EU-Ländern wird aufgrund ähnlicher demografischer Entwicklungen nicht mehr die Rolle spielen können wie in der vergangenen Dekade", urteilt die Bundesbank.
"Um die Erwerbsleben bei steigender Lebenserwartung zu verlängern, erscheint es zweitens nahe liegend, das gesetzliche Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu binden", argumentiert die Bundesbank. Dies stützt nicht nur die Wirtschaftskraft, sondern sorgt auch dafür, dass Beitrags- und Steuersätze weniger stark steigen müssen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ