Wirtschaft

Strafzölle belasten Verbraucher? China-Zölle würden E-Autos in der EU verteuern

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Chinesische E-Autos wie BYD würden nicht verschwinden, Verbraucher müssten durch die Zölle allerdings deutlich mehr zahlen, warnt Experte Dudenhöffer.

Chinesische E-Autos wie BYD würden nicht verschwinden, Verbraucher müssten durch die Zölle allerdings deutlich mehr zahlen, warnt Experte Dudenhöffer.

(Foto: picture alliance / Snowfield Photography)

Weil China seine Autohersteller begünstigt, entscheidet die EU über Strafzölle auf importierte E-Autos. Auch wenn diese deutlich geringer ausfallen würden als in den USA, bangen Wirtschaftsexperten um hohe Belastungen für Verbraucher.

In Brüssel wird noch in dieser Woche eine Erhöhung der Zölle auf chinesische Elektroautos erwartet. Die EU-Kommission steht dabei vor einer schwierigen Gratwanderung, da sie zwar die eigene Autoindustrie vor der Konkurrenz schützen, aber einen Handelskrieg mit Peking vermeiden will.

Die EU wirft Peking vor, seinen Autobauern übermäßige Subventionen zu zahlen und ihnen so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte dazu im September deshalb eine Untersuchung eingeleitet. Die Kommission hat bis zum 4. Juli Zeit, um über die Verhängung von Strafzöllen zu entscheiden. Eine Entscheidung wurde aber bereits kurz nach der EU-Parlamentswahl erwartet.

Wie hoch könnten die Strafzölle ausfallen?

Beobachter gehen davon aus, dass die Kommission die Zölle zunächst von bislang zehn Prozent auf 15 bis 30 Prozent anhebt. Die Reaktion der EU dürfte damit deutlich weniger drastisch ausfallen als die der USA, in welcher Präsident Biden bereits Mitte Mai unter anderem Erhöhungen des Zollsatzes für Elektroautos von 25 auf 100 Prozent angekündigt hatte.

Kommissionspräsidentin von der Leyen stellte klar, die EU werde "viel gezielter" als Washington reagieren. Erwartet werden spezifische Zollsätze für die drei untersuchten chinesischen Anbieter BYD, Saic und Geely sowie ein pauschaler Zollsatz für alle anderen Hersteller, die aus China importieren. Unter diesen Zollsatz würden allerdings auch deutsche Autobauer wie Mercedes fallen, sofern sie in China produzieren.

Welche Folgen hätten die Zölle?

Anbieter wie BYD dürften dadurch nicht vom europäischen Markt verschwinden, da die chinesischen Autohersteller ihre Autos in Europa teils doppelt so teuer wie auf dem Heimatmarkt verkaufen, wie aus einer Studie der China-Experten der Rhodium-Gruppe hervorgeht. "Selbst mit einem Zollsatz von 30 Prozent würden viele chinesische E-Modelle immer noch einen hohen Gewinnaufschlag in der EU erzielen", heißt es in der Analyse.

Tatsächlich werde es BMW oder Tesla wesentlich härter treffen, da sie ihre in China gebauten und nach Europa exportierten Autos ohne chinesische Staatshilfe verzollen müssen. Das bisherige Geschäftsmodell könnte durch die Zölle zunichtegemacht werden. Jetzt schon sei garantiert, dass die Preise von Elektroautos steigen werden, warnen die Forscher.

Was sagen Experten, Politiker und die Industrie?

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnt vor einer Eskalation des Handelskonflikts, die insbesondere deutsche Hersteller treffen würde. Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer prognostiziert, dass in China produzierte E-Autos – darunter auch VW- und BMW-Modelle – einen Marktanteil von 25 Prozent haben werden. Die hohen Zölle würden die Modelle allerdings spürbar teurer bei Verbrauchern machen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich bereits wiederholt gegen Strafzölle positioniert, Unterstützung bekam er etwa aus Schweden. Insbesondere Frankreich, dessen Autobauer weniger in China vertreten sind, setzt sich aber für eine härtere Gangart gegenüber Peking ein. Um von der Kommission festgesetzte Zölle zu kippen, bräuchte es eine Mehrheit aus mindestens 15 Mitgliedsländern, die zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung ausmachen.

Elvire Fabry, Expertin für globale Handelspolitik am Brüsseler Institut Jacques Delors warnte eindringlich davor, die Zoll-Entscheidung zu politisieren: Es müsse "eine wirtschaftliche Frage bleiben, keine politische". Ziel sei nicht die Abschottung des europäischen Marktes, sondern eine "Atempause" für die europäischen Hersteller.

Wie hat China reagiert?

Die chinesische Handelskammer in Brüssel warf der Kommission bereits vor, die Untersuchung der Autobauer sei "politisch motiviert". Für die Wirtschaft sei es zwar nicht wünschenswert, sich auf ein "Wie du mir, so ich dir" einzulassen. China werde jedoch "gezwungen sein, eine Reihe von Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen".

Auch der Ökonom am Berliner Mercator-Institut für China-Studien, Jacob Gunter, rechnet mit einer "ziemlich scharfen Reaktion". Europäische Strafzölle wären ein "Angriff auf eine der zentralen Industrien, in denen China technologisch aufgeholt und sogar die Führung übernommen hat", erklärt er. In den Wirtschaftsbeziehungen mit Peking habe es "etwas in dieser Größenordnung noch nicht gegeben".

Quelle: ntv.de, gri/AFP/dpa

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