Omikron löst neue Sorgen aus China überrascht 2021 mit starkem Wachstum
17.01.2022, 07:42 Uhr
Im Jahr 2021 ist Chinas Wirtschaftswachstum so stark wie zuletzt 2012 gewachsen.
(Foto: dpa)
Vor allem zu Beginn des vergangenen Jahres nimmt das chinesische Wirtschaftswachstum ein rasantes Tempo auf. Dieses lässt jedoch auch wieder nach –das hat mehrere Gründe. Ökonomen sagen nun ein Jahr mit deutlich weniger Schwung voraus.
Chinas Wirtschaft ist vergangenes Jahr stark gewachsen - doch das Wachstum hat sich zum Jahresende deutlich verlangsamt. Daten der chinesischen Statistikbehörde zeigten beim Bruttoinlandsprodukt ein Wachstum von 8,1 Prozent für 2021 im Vergleich zum Vorjahr. Im vierten Quartal betrug das Wachstum jedoch nur noch vier Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Sprecher der Statistikbehörde, Ning Jizhe, warnte, dass "die Binnenwirtschaft unter dem dreifachen Druck eines Nachfragerückgangs, eines Angebotsschocks und schwächerer Erwartungen steht".
Das starke Plus auf Jahressicht erklärt sich vor allem mit der niedrigen Vergleichsbasis durch die Pandemie im Vorjahr. Mit einer Null-Covid-Strategie, Massentests, Quarantänen und Einreisebeschränkungen hatte das bevölkerungsreichste Land das Virus schneller in den Griff bekommen als die meisten anderen Staaten
Auf das ganze Jahr gesehen wuchs die Industrieproduktion in China um 9,6 Prozent. Im Dezember waren es offiziell zwar nur noch 4,3 Prozent - Analysten hatten allerdings mit einem stärkeren Wachstumseinbruch gerechnet. Der chinesische Einzelhandel, der als Symbol für den Konsum gilt, verzeichnete im Dezember nur noch ein Wachstum von 1,7 Prozent gegenüber 3,9 Prozent im November.
China hatte in letzter Zeit mit einer Reihe an lokalen Lockdowns durch Coronavirus-Ausbrüche zu kämpfen. Außerdem kam es in wichtigen Industrieregionen zu Stromausfällen wegen Energieknappheit. Zudem verzeichnete das Land in den vergangenen Monaten einen Einbruch des wichtigen Immobilienmarktes - symbolisiert durch die Probleme des Immobilienentwicklers Evergrande. Regulatorische Maßnahmen beeinträchtigten zudem das Wachstum in anderen Sektoren wie der Internetwirtschaft. Diese Auswirkungen waren vor allem in der zweiten Jahreshälfte zu spüren.
Das starke Jahreswachstum 2021 ist dennoch der beste Wert seit 2012. Die chinesische Wirtschaft übertraf damit die Zielsetzung der Führung in Peking von sechs Prozent deutlich. Vor allem im ersten Quartal war die Wirtschaft nach dem virusbedingten Rückgang 2020 deutlich gewachsen und verzeichnete ein Plus von 18,3 Prozent. Nachdem Chinas Wirtschaft jedoch im weiteren Verlauf des Pandemie-Jahres 2020 wieder aufholte und am Ende sogar als eine der wenigen Volkswirtschaften weltweit ein Wachstum von 2,3 Prozent verzeichnete, fiel das Wachstum in den übrigen Quartalen 2021 im Vergleich dazu schwächer aus.
China setzt auf harte Lockdowns
Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr dürfte der weitere Verlauf der Pandemie werden. Während Länder in aller Welt damit begonnen haben, mit dem Coronavirus zu leben, setzt Peking mehr denn je auf Abschottung. Landesweit wurden zuletzt täglich zwar nur rund 150 Fälle gemeldet - in einem Land mit 1,4 Milliarden Menschen. Die Variante war nach offiziellen Angaben vergangene Woche erstmals auch in China entdeckt worden. Experten fürchten, dass es für Chinas wirtschaftliche Entwicklung schwerwiegende Folgen haben könnte, falls es wegen der Omikron-Variante landesweit in vielen Regionen zu Lockdowns kommt, die Lieferketten unterbrechen und Fabriken lahmlegen würden.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs warnte, ein großer Omikron-Ausbruch könne in China schwerwiegende Folgen für die Konjunktur haben - und kürzte ihre Prognose für Chinas Wachstum vergangene Woche auf 4,3 Prozent im laufenden Jahr. Auch die Weltbank kürzte ihre Prognose zuletzt von 5,3 auf 5,1 Prozent. Chinesische Ökonomen der Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) hatten der Regierung im Dezember ein Wachstumsziel von "mehr als fünf Prozent" für dieses Jahr vorgeschlagen.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa