"Dieser Abbau ist schmerzlich" Deutsche Bank schließt jede vierte Filiale
23.06.2016, 19:27 Uhr
Führt die Deutsche Bank: John Cryan
(Foto: imago/IPON)
Die Deutsche Bank macht zahlreiche Filialen dicht und streicht in ihrem Heimatmarkt knapp 3000 Vollzeitstellen. Verlierer sind vor allem die Ballungsräume wie Berlin sowie der ländliche Raum. Das Management hält den Sparkurs für alternativlos.
Die Deutsche Bank dünnt ihr Filialnetz in Deutschland nicht ganz so stark aus wie angekündigt. Bis Ende nächsten Jahres soll die Zahl der Zweigstellen um 188 auf 535 sinken, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Abend mitteilte. Das Institut will zudem sieben Beratungscenter einrichten, die über die klassischen Öffnungszeiten hinaus für Kunden erreichbar sein sollen - vermutlich auch an einem Tag am Wochenende.
Durch den Umbau werden im Privat- und Firmenkunden-Geschäft der Bank in Deutschland rund 2500 Vollzeitstellen wegfallen - das ist etwa jeder siebte Arbeitsplatz. "Dieser Abbau ist schmerzlich, denn dahinter stehen viele Einzelschicksale", so Vorstandschef John Cryan an die Mitarbeiter. "Aber wir müssen unsere Kosten senken und dabei gleichzeitig unsere Arbeit neu organisieren." Die Bank wollte ihr Netz ursprünglich auf rund 500 Filialen ausdünnen, hat sich nach monatelangen Verhandlungen mit dem Betriebsrat aber auf eine höhere Zahl verständigt.
Gestrichen werden vor allem Zweigstellen in Großstädten, allen voran in Berlin, sowie in ländlichen Regionen, in denen die Bank wenig Potenzial sieht. Welche Filialen genau betroffen sind, erfahren die Mitarbeiter spätestens am Freitag. Die ersten Standorte sollen Ende dieses Jahres geschlossen werden, der größte Teil jedoch erst im ersten Halbjahr 2017. Die Kosten für den Umbau hat das Frankfurter Geldhaus bereits in seiner Bilanz für 2015 verbucht.
3000 statt 9000 Jobs fallen weg
Cryan hatte im Oktober angekündigt, konzernweit 9000 Stellen zu streichen, davon 4000 im Inland. Mit dem Betriebsrat geeinigt hat sich die Bank nun auf den Abbau von 3000 Stellen in Deutschland - nicht nur im Privat- und Firmenkundengeschäft, auch in der Transaktionsbank, der Vermögensverwaltung und dem Finanz- und Servicebereich.
Der Konzernbetriebsrat erklärte, er stehe dem Stellen- und Filialabbau weiterhin skeptisch gegenüber. Es sei aber gelungen, Härten für die Mitarbeiter abzumildern. In der Privatkunden-Sparte fielen rund 300 Arbeitsplätze weniger weg als geplant, auch in den anderen Bereichen falle der Abbau geringer aus. 200 Arbeitsplätze würden nicht nach Warschau verlagert, sondern verblieben im Inland. Das Management habe zugesichert, Kündigungen "wenn irgend möglich" zu vermeiden.
Die verbleibenden Filialen will die Deutsche Bank durch Investitionen auf Vordermann bringen. Besonders im Geschäft mit Mittelständlern und mit Privatkunden mit einem Vermögen zwischen 500.000 und zehn Millionen Euro will sie der Konkurrenz Marktanteile abnehmen. Für das Geschäft mit wohlhabenden Kunden will die Bank 100 Berater einstellen, für das Mittelstandsgeschäft rund 140. In digitale Produkte und Beratung sollen bis 2020 rund 750 Millionen Euro fließen.
Quelle: ntv.de, ppo/rts