"Too-big-to-manage"? Deutsche Bank schrumpft endlich
27.04.2015, 16:08 Uhr
Die Deutsche Bank macht sich klein.
(Foto: REUTERS)
Die Deutsche Bank will ordentlich abspecken und die Aktie fällt ins Minus. Fällt den Anlegern der Abschied vom Branchenriesen schwer? Ganz im Gegenteil. Sie finden den Diätplan nicht konsequent genug.
Die Pläne zum Umbau der Deutschen Bank haben die Anleger nicht überzeugt. Die Aktie fällt zeitweise fast sechs Prozent. "So grandios ist das nicht, was die Deutsche Bank da angekündigt hat", heißt es lakonisch.
Nachdem sie ihre eigenen Ziele mehrfach verfehlt hat, nach einer Reihe von regulatorischen und einem Berg von juristischen Problemen, hat die Deutsche Bank sich nun entschlossen, sich von der Postbank zu trennen. Das verbleibende "blaue" Filialnetz wird massiv ausgedünnt und das Investmentbanking kräftig beschnitten. Außerdem wird sich die Deutsche Bank von 7 der 70 Länder, in denen das Institut weltweit operiert, verabschieden.
"Man hätte viel mutigere Schritte viel früher unternehmen können", kommentierte ein Fondsmanager die Maßnahmen. Schließlich sei die Deutsche Bank schon seit 2012 im Umbau. Konkret hatte sich Anleger und Händler drastischere Einschnitte erhofft, wie etwa die kolportierte Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts, womit sich das Geldhaus in eine Filialbank und eine Investmentbank zerlegt hätte. Doch der Aufsichtsrat entschied sich für die "kleine Lösung" – nur die Postbank kommt weg.
Das neue Branchenmantra
Auch mit der "kleinen Lösung" will die Deutsche Bank laut Co-Chef Jürgen Fitschen vor allem eines erreichen: "Wir wollen nicht mehr alles für jeden sein." Damit hat das Institut bei einem Branchentrend aufgeholt. Denn die Heilige Kühe des Globalen Bankings - Größe und Reichweite - sind schon lange geschlachtet worden. Andere Banken, zum Beispiel HSBC, Credit Suisse oder Morgan Stanley, haben es schon lange aufgegeben, jedem alles anbieten zu wollen. "Smaller and simpler" – kleiner und einfacher lautet das neue Banken-Mantra. "Too-big-to-manage" will keiner mehr sein.
Freiwillig ist das nicht passiert – seit der Finanzkrise hatte sich hier der Druck kontinuierlich aufgebaut: Die Politik hat immer weniger Geduld mit den für ihren Geschmack zu großen, komplexen und vor allem risikoreichen Konstruktionen. Gleichzeitig fordern Anleger gute Renditen – beides passt nicht gut zusammen. Denn weil die Politik genug davon hat, taumelnden Banken mit gutem Steuergeld helfen zu müssen, müssen Banken sich selbst mit mehr Eigenkapital absichern. Das frisst aber die Renditen auf. Auch die Deutsche Bank peilt nur noch zehn Prozent nach Steuern an, bisher waren es zwölf Prozent. Erreicht hatte die Bank diese Marke allerdings noch nie.
Warum dauerte das solange?
Weil die Deutsche Bank zunächst vergleichsweise gut durch die Krise kam, blieb sie lange auf dem alten "je größer, je besser"-Pfad. Auch an der selbstherrlichen Kultur besonderes im Investmentbanking änderte sich trotz Finanzkrise nicht viel - wie etwa auch die Millionenstrafe wegen der Zinsmanipulationen im Liborskandal zeigt. Gleichzeitig fehlten dem riskanten Investmentbanking angesichts der niedrigen Zinsen ein guter Teil der früheren Einnahmen aus dem Privatkundengeschäft.
Deshalb gibt die Deutsche Bank offenbar leichten Herzens die Postbank-Kunden auf. Dass sie aber nicht ganz auf das Privatkundengeschäft verzichtet, ist ein guter Schachzug: Die stabileren Erträge im Privatkundengeschäft sind trotz Niedrigzinsen wichtig, um die Schwankungen im Investmentbanking auszugleichen.
Mit den beschlossenen Maßnahmen stellt die Deutsche Bank ihre Ernährung nicht komplett um. Trotzdem sollte ihr das Abnehmen gelingen. Besser: Es muss ihr gelingen. Denn in einer Hinsicht ist sich der Markt einig: Wenn die neue Strategie nicht aufgeht und sich die Renditen stabilisieren, dann müssen Jürgen Fitschen und sein Co-Chef Anshu Jain gehen. Die Anleger machen sonst nicht mehr mit.
Quelle: ntv.de