Autoverband kassiert Prognose Einbruch lässt deutsche Hersteller zittern
10.07.2015, 15:37 Uhr
Chinas Automobilverband blickt düster auf das Gesamtjahr und halbiert das Wachstumsziel. Bei den deutschen Autobauern läuten deshalb die Alarmglocken - China ist ihr wichtigster Absatzmarkt.
Der weltgrößte Automarkt China wächst nach einer Prognose des dortigen Branchenverbandes in diesem Jahr nicht einmal halb so stark wie bislang angenommen. Der Absatz von Autos und Nutzfahrzeugen werde nur um drei Prozent zulegen, sagte der Verband der Automobil-Hersteller CAAM voraus. Im Januar war noch von einem Plus von sieben Prozent auf 25,1 Millionen Fahrzeuge die Rede. 2014 hatte es zu einem Zuwachs von 6,9 Prozent gereicht.
"Der Aktienmarkt beeinträchtigt den Autoverkauf" sagte CAAM-Chef Dong Yang angesichts des jüngsten Börsen-Crashs. "Es kommen derzeit 20 bis 30 Prozent weniger Kunden in die Autohäuser", ergänzte ein Autohändler. "Die Dinge sehen ziemlich düster aus."
Der Absatz stieg im ersten Halbjahr bereits so langsam wie seit mindestens sechs Jahren nicht mehr. Ein Grund dafür ist die schwächere Konjunktur in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Diese dürfte 2015 so langsam wachsen wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr, wie die Regierung erwartet. Die härtere Bekämpfung von Korruption sorgt dafür, dass weniger teure Autos verkauft werden: Mit einem dicken neuen Wagen will keiner Argwohn auf sich ziehen.
Probleme bei VW
Der chinesische Absatzmarkt ist für die deutschen Hersteller in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. "Mit deutlichen Absatzrückgängen in China gibt es bei den deutschen Herstellern auch deutliche Ergebniseinbußen", sagt n-tv.de Autoexperte Helmut Becker. Er rechnet damit, dass der Volkswagen-Konzern und Audi am deutlichsten betroffen sein werden. "Die Wolfsburger sind am stärksten vom chinesischen Markt abhängig. Jedes dritte Auto aus dem VW-Konzern wurde bisher in China verkauft", begründete er.
Bei Audi sind die Probleme bereits messbar: So fielen im Juni die Verkäufe der Volkswagen-Premiumtochter. Sie lagen 5,8 Prozent unter den Werten des Vorjahresmonats. 47.800 Autos wurden noch abgesetzt. Bereits im Mai hatte es einen leichten Rückgang gegeben. "2015 war für uns bisher ein Jahr der Herausforderungen", sagte Vertriebschef Luca de Meo. "Vor allem in Asien und Osteuropa sind viele Märkte deutlich schwieriger geworden."
Crash oder "nur" Turbulenzen?
Der chinesische Aktienmarkt wurde in den vergangenen Tagen und Wochen kräftig durcheinandergewirbelt. Nachdem der führende Shanghai Composite binnen eines Jahres bis Ende Juni rund 150 Prozent zugelegt hatte, folgte danach ein Einbruch von mehr als 30 Prozent. Am Donnerstag und Freitag kletterten die Kurse wieder deutlich - um insgesamt mehr als 10 Prozent.
Grund für den jüngsten Kurssprung sind allerdings staatliche Eingriffe. So hatte Peking Leerverkäufe verboten, zum Kauf von Nebenwerten aufgerufen und über die Notenbank des Landes der staatlichen China Securities Finance Liquidität für Aktienkäufe auf Pump bereitgestellt. Zudem wurde den Versicherungsunternehmen erlaubt, mehr Standardwerte zu kaufen. Einige Akteure sprachen aber auch von nach den drastischen Kurseinbußen wieder "vernünftigen Bewertungen" am Aktienmarkt, die für Käufe genutzt würden.
Viele Anleger bleiben dennoch misstrauisch, ob die Maßnahmen auch auf Sicht für eine Beruhigung und Stabilisierung sorgen werden. Sie befürchten vielmehr, dass sie für eine weiter extrem hohe Volatilität sorgen werden. Andere Teilnehmer gaben zu bedenken, dass sehr viele Aktien - in der Spitze rund die Hälfte - weiter vom Handel ausgesetzt waren.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ