Sanktionen elegant umgehen Gazprom umwirbt den Osten
13.02.2015, 16:58 Uhr
Der Konzern blickt gen Asien.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Einigung im Ukraine-Konflikt zwischen Russland und dem Westen wird russische Firmen wie Gazprom nicht davon abhalten, sich stärker auf Asien zu fokussieren. Damit lassen sich die Sanktionen des Westens gut überstehen.
Andrey Kruglov auf Asien-Tour: Anfang Februar hat der Finanzchef von Gazprom den russischen Gasmulti erstmals auf einem Investorentag in Hong Kong präsentiert. Der Konzern will das geplante Listing in Hong Kong nutzen, um Investoren aus Festlandchina zu gewinnen. Im November 2014 war die Kooperation zwischen der Börse in Shanghai und der Hong Kong Exchanges & Clearing (HKEx) in Kraft getreten. Seit dem Tag können Investoren an der einen Börse die Aktien handeln, die jeweils an der anderen notiert sind. Der Handel mit ausländischen Aktien über diesen Weg ist allerdings noch verboten.
Wenige Tage nach dem Investorentag in Hong Kong war Kruglov auch auf einer Investorenkonferenz in Singapur. Die Zielrichtung ist klar: Der Konzern wendet sich verstärkt nach Asien. Und das, obwohl Gazprom von den Sanktionen der USA und Europas nicht direkt, sondern nur über die Tochter Gazprom Neft betroffen ist.
Eine Menge Cash
Kruglov gab sich zuletzt zuversichtlich, dass der Konzern die finanziellen Mittel habe, um das Embargo des Westens zu schultern. Laut dem Finanzchef sitzt Gazprom auf einem Cash-Bestand von rund 20 Milliarden Dollar. Der Finanzchef zählt zu der Summe wohl auch die Kreditzusagen von Banken hinzu. Denn die Bilanz für September 2014, die der Konzern Ende Januar 2015 vorgelegt hat, weist nur einen Cash-Bestand von 767,0 Milliarden Rubel (aktuell 11,6 Milliarden Dollar) aus.
Allerdings drückt der Verfall des Rubels erheblich auf die Profitabilität von Gazprom. So sind allein im dritten Quartal 2014 Währungsverluste von 273,1 Milliarden Rubel (4,1 Milliarden Dollar) angefallen. Das ist eine Menge Holz angesichts eines operativen Gewinns von lediglich 358,9 Milliarden Rubel. Wegen der hohen Währungsverluste ist der Gewinn unterm Strich um 60 Prozent eingebrochen.
Cash und Kredite
Dennoch hat der Konzern in den ersten drei Quartalen 2014 einen Free Cash Flow von umgerechnet 12,9 Milliarden Dollar erzielt. Damit lässt sich noch eine Zeitlang gut wirtschaften. Zumal Gazprom im Januar 2015 gerade erst einen Kredit über 350 Millionen Euro von der italienischen Bank Intesa Sanpaolo bekommen hat. Im Dezember hatte das Unternehmen bereits einen 390-Millionen-Euro-Kredit mit der italienischen UniCredit unterzeichnet. Der Konzern will zudem langfristige Kredite von chinesischen Banken bekommen, weil man ab dem Jahr 2020 im großen Stil Gas nach China liefern wird.
Auch wenn der Konzern die Sanktionen ganz gut verdaut, sorgen jedoch andere Probleme für Missstimmung. Wegen des schwierigen Umfelds kürzt der Gasmulti die Investitionen im laufenden Jahr um acht Milliarden Dollar auf nunmehr 30 Milliarden Dollar. Der Ausbau der Nord-Stream-Pipeline ist auf Eis gelegt worden. Das gleiche ist bereits Anfang Dezember mit dem South-Stream-Projekt geschehen, mit dem der Konzern Gas nach Europa unter Umgehung der Ukraine liefern wollte.
Insgesamt spiegeln sich eine Menge der negativen Nachrichten bereits im Aktienkurs wider, der Börsenwert von Gazprom ist auf 57,8 Milliarden Dollar gesunken. Kurzfristig bleiben die Geschäftsperspektiven zwar noch schwierig. Sollte die geplante Waffenruhe in der Ukraine jedoch von Dauer sein, könnte sich die Stimmung für die Gazprom-Aktie nachhaltig verbessern und sie weiter nach oben klettern.
Quelle: ntv.de