Wirtschaft

Millionen Dosen vernichtet Hildmann-Drink wird für Safthersteller teuer

Fehlkalkulation: Hildmann protze mit seinem "Daisho"-Porsche, stand jedoch finanziell seit Beginn der Kooperation mit Voelkel unter Druck.

Fehlkalkulation: Hildmann protze mit seinem "Daisho"-Porsche, stand jedoch finanziell seit Beginn der Kooperation mit Voelkel unter Druck.

(Foto: picture alliance / Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB)

Mit dem veganen Starkoch Hildmann will der Öko-Safthersteller Voelkel eine neue Zielgruppe erobern. Die Kooperation endet in einem Desaster. Der Partner des traditionsreichen Familienunternehmens entpuppt sich nicht nur als rechtsextrem, sondern taucht auch mit 200.000 Euro Schulden unter.

Die Kooperation mit dem inzwischen per Haftbefehl gesuchten Vegankoch und rechtsextremen Verschwörungsideologen Attila Hildmann ist für den Safthersteller Voelkel zu einem teueren Verlustgeschäft geworden. Wie der "Spiegel" berichtet, erlitt das Unternehmen offenbar einen Schaden von mehr als 700.000 Euro durch die Zusammenarbeit.

Voelkel entwickelte, produzierte und vertrieb unter Hildmanns Marke "Daisho" ab 2017 Energydrinks. Dabei war der prominente Kochbuchautor schon damals mit fragwürdigen, teilweise klar ausländerfeindlichen Äußerungen öffentlich aufgefallen, auch im Zusammenhang mit dem von Voelkel produzierten Drink. Auf mittlerweile gelöschten Instagram-Posts zu "Daisho" hält Hildmann bespielsweise eine Pistole. "Daisho" werde den Getränkemarkt "mit Gewalt erobern", heißt es dort.

Der Safthersteller begründet seine Zusammenarbeit mit Hildmann gegenüber dem Spiegel damit, man habe mit "Daisho" eine deutlich jüngere Zielgruppe erreichen wollen, die mit der klassischen Marke Voelkel nichts anfangen könne. Während sich Hildmann in diesem Sinne zunächst als Erfolg für das Marketing herausstellte, hatte der Koch als Unternehmer offenbar Probleme. Hildmann habe "trotz des Erfolges der Daisho-Artikel oft unter finanziellem Druck" gestanden, teilte Voelkel dem "Spiegel" auf Anfrage mit. Grund dafür sei unter anderem ein Kalkulationsfehler Hildmanns gewesen. Deshalb habe das Unternehmen ihm Ende 2018 mit einem Kredit über 210.000 Euro unter die Arme gegriffen.

Mit Beginn der Corona-Pandemie radikalisierte Hildmann sich weiter. Er hielt bei Demonstrationen gegen die Infektionsschutzmaßnahmen offen rechtsextremistische und antisemitische Reden und rief zum Umsturz in Deutschland auf. Schließlich tauchte er unter - mit dem offenen Darlehen von Voelkel. Auf diese Entwicklung reagierte auch das Unternehmen, distanzierte sich von dem Geschäftspartner und stellte im Mai 2020 die Produktion sowie später den Vertrieb von "Daisho" ein. Laut "Spiegel" musste der Hersteller mehr als zwei Millionen unverkaufte Dosen des Energy-Drinks vernichten. Die Geschäftsführung habe zuvor noch versucht, "mäßigend auf Hildmann einzuwirken", allerdings erfolglos.

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Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass Hildmann in der Türkei untergetaucht ist. Die Behörde ermittelt inzwischen auch wegen mutmaßlichen Geheimnisverrats und Strafvereitelung im Amt, da Hildmann offenbar aus Justizkreisen vor seiner bevorstehenden Verhaftung gewarnt und zur Flucht verholfen wurde.

Auf "Spiegel"-Anfrage gibt Voelkel an, interne Konsequenzen aus dem Fall gezogen zu haben: Die Firma will in Zukunft nur noch mit erfahrenen Start-ups zusammenarbeiten und sich stärker auf die eigene Marke konzentrieren. Seit 1936 produziert das in vierter Generation geführte Familienunternehmen in Niedersachsen Säfte und Erfrischungsgetränke, die heutigen Bio- und Demeter-Standards entsprechen. Statt des Hildmann-Getränks will Voelkel nun einen eigenen Bio-Energydrink produzieren.

Quelle: ntv.de, mbo

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