Betriebsgeheimnisse veruntreut? Musk will Meta wegen Threads verklagen
07.07.2023, 01:11 Uhr Artikel anhören
Musk hatte nach der Übernahme von Twitter den Großteil der Belegschaft vor die Tür gesetzt. Jetzt fürchtet er, einstige Mitarbeiter hätten Betriebsgeheimnisse weitergegeben.
(Foto: AP)
Metas Twitter-Alternative Threads sorgt bei Elon Musk offenbar für Beunruhigung. Sein Anwalt beschuldigt den Konzern, mit ehemaligen Twitter-Mitarbeitern eine Nachahmer-App entwickelt zu haben.
Twitter-Besitzer Elon Musk droht Facebooks Mutterkonzern Meta wegen dessen neuer Plattform Threads eine Klage an. In einem Brief, den die Website "Semafor" veröffentlicht hat, schreibt Musk-Anwalt Alex Spiro an Meta-Chef Mark Zuckerberg, Meta habe "rechtswidrig Betriebsgeheimnisse und anderes geistiges Eigentum" von Twitter veruntreut, um eine Nachahmer-App zu entwickeln.
So habe Meta zahlreiche frühere Twitter-Mitarbeiter eingestellt, die nach wie vor Zugang zu "Betriebsgeheimnissen und anderen höchst vertraulichen Informationen" von Twitter gehabt hätten. Diese Mitarbeiter seien gezielt eingesetzt worden, um binnen Monaten in Konkurrenz zu Twitter eine Nachahme-App zu erstellen. Spiro droht, Musks Unternehmen behalte sich alle Rechte zum Schutz seines geistigen Eigentums vor, einschließlich juristischer Mittel. Sogenannte Noncompete-Auflagen, mit denen Arbeitgeber für einen bestimmten Zeitraum die Beschäftigung bei Konkurrenten verbieten, sind in Kalifornien untersagt.
Musk hatte in den Monaten nach der Twitter-Übernahme im vergangenen Oktober den Großteil der Mitarbeiter entlassen. Von ursprünglich rund 8000 Beschäftigten waren im April noch 1500 übrig, wie Musk in einem Interview mit der BBC erklärte. Viele von ihnen fanden neue Jobs bei anderen Tech-Konzernen. Ein Meta-Sprecher sagte auf Anfrage von "Semafor", im Entwicklerteam von "Threads" würden keine ehemaligen Twitter-Angestellten arbeiten.
Spiro warnte Meta auch davor, bei Twitter öffentlich verfügbare Daten abzugreifen - etwa darüber, wer wem beim Kurznachrichtendienst folgt. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass Meta so etwas betreiben würde.
Meta hat gute Startbedingungen
Meta hatte den Twitter-Konkurrenten Threads am Mittwochabend in rund 100 Ländern freigeschaltet. Durch die Anbindung an Instagram hat der Dienst einen Startvorteil, die rund 2 Millionen Nutzer der Foto-App können sich mit ihren Zugangsdaten auch bei Threads anmelden. Nach Angaben von Zuckerberg wurde die App binnen Stunden 30 Millionen Mal heruntergeladen. Sein eigener Threads-Account hat inzwischen mehr als zwei Millionen Follower. Der Start in Europa verzögert sich allerdings wegen der noch ausstehenden Zustimmung aus Brüssel.
Nach der Übernahme von Twitter durch Musk im letzten Jahr hat sich eine Reihe potenzieller Konkurrenten in Stellung gebracht. Als wirkliche Alternative konnte sich bislang aber keiner etablieren. Threads ist der bisher größte Herausforderer von Twitter und bereitet offenbar auch Musk Sorgen. "Wettbewerb ist gut, Betrug nicht", kommentierte er unter der Nachricht, dass Twitter eine Klage gegen Meta erwägt.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa