Wirtschaft

Reform stoppt Gehaltsexzesse nicht Neue Regeln sichern VW-Chefs Millionen

Experte Wilke bezweifelt, dass die Arbeit von VW-Chef Winterkorn auch in guten Jahren 16 Millionen Euro wert war.

Experte Wilke bezweifelt, dass die Arbeit von VW-Chef Winterkorn auch in guten Jahren 16 Millionen Euro wert war.

(Foto: dpa)

Vor wenigen Jahren erst wurde die Vergütung von Spitzenmanagern in Deutschland reformiert mit dem Ziel, exzessive Gehälter und Boni zu verhindern. Volkswagen hat die Regeln brav umgesetzt. Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmensberater Peter Wilke erklärt im Interview mit n-tv.de, was schief läuft - nicht nur bei VW.

n-tv.de: Greifen im Fall VW die gesetzlichen Regeln für die Vorstandsvergütung nicht?

Peter Wilke: Die neuen Regeln sollten einseitige, kurzfristige Gewinnorientierung bei der Managervergütung verhindern und vor allem für Transparenz sorgen. Die Idee war, nicht mehr kurzfristige Gewinnmaximierung zu belohnen, sondern den langfristigen Unternehmenserfolg. Volkswagen hat die gesetzlichen Vorgaben auch vollständig umgesetzt. Die variablen Komponenten der Vergütung für die VW-Vorstände sind nicht nur vom Erfolg des vergangenen Jahres, sondern von der Unternehmensentwicklung in einem Zeitraum von zwei bis vier Jahren abhängig. Gerade diese Regelung führt aber dazu, dass die aktuelle Krise im Konzern eine nur dämpfende Wirkung auf die Bonuszahlungen hat. Denn 2014 etwa war ja ein extrem erfolgreiches Jahr für VW.

Das heißt, dass die Vergütungsregelungen verhindern, dass die Unternehmensführung die Krise voll zu spüren bekommt?

Nein, die Wirkung tritt nur verzögert ein. In den kommenden Jahren werden sich die Probleme bei VW in den Boni der Manager niederschlagen. Die variablen Gehaltsbestandteile machen immerhin 80 der Vorstandsvergütung aus.

Ist die Aufregung um die Zahlungen derzeit also übertrieben?

Der Skandal dürfte aktuell wohl hauptsächlich im ungünstigen Zeitpunkt liegen, darin dass zur gleichen Zeit über Sparmaßnahmen bei den Arbeitnehmern geredet wird. Aber auch wenn es juristisch an den Bonuszahlungen vermutlich nichts zu rütteln gibt: Politisch scheint mir ein freiwilliger Verzicht der Vorstände, wie die niedersächsische Landesregierung ihn fordert, ein sinnvolles Signal zu sein. Das hat es in der Vergangenheit ja auch schon gegeben, etwa bei den Banken während der Finanzkrise.

Das heißt, die Regeln zu Managervergütung bei VW und anderen Konzernen sind derzeit ausreichend?

Das haben im Einzelfall die Eigentümer zu entscheiden. Dafür gibt es ja Aufsichtsräte! Insgesamt sind die Bemühungen, die Vorstandgehälter zu begrenzen allerdings bisher nicht erfolgreich gewesen. Das zeigt sich weniger im Krisenfall als in erfolgreichen Jahren. Vor allem bei den Dax-Konzernen sind die Vergütungen der Topmanager in den letzten Jahren weiter stark gestiegen. Ob die Arbeit von VW-Chef Martin Winterkorn zu erfolgreichen Zeiten wirklich nahezu 16 Millionen Euro wert war, darüber wird kaum debattiert.

Das Interview führte Max Borowski

Quelle: ntv.de, n-tv

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