"Oligarchen bunkern Billion" Ökonomen fordern weltweites Vermögensregister
19.04.2022, 09:28 Uhr
Joseph Stiglitz und andere Wirtschaftswissenschaftler fordern ein weltweites Vermögensregister, um Steuerhinterziehung und Geldwäsche leichter auf die Spur zu kommen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Da einige Sanktionen gegen russische Oligarchen derzeit umgangen werden, fordern internationale Top-Ökonomen von den G20 ein weltweites Vermögensregister. So ließe sich leichter aufklären, wem welche Unternehmen wirklich gehören. Aktuell seien die Chancen dafür so gut wie nie.
Führende Wirtschaftswissenschaftler wie Joseph Stiglitz aus den USA oder Thomas Piketty aus Frankreich haben die G20-Staaten aufgefordert, ein weltweites Register versteckter Vermögen zu schaffen. In einem offenen Brief in der britischen Zeitung "Guardian" schrieben sie, angesichts der Fortschritte der vergangenen Jahre beim Aufdecken etwa von Steuerhinterziehung und Geldwäsche sei es "Zeit für ein weltweites Vermögensregister".
Der Brief ist von Mitgliedern der unabhängigen Kommission für die Reform der weltweiten Steuergesetzgebung unterschrieben, einer Denkfabrik. Mit Blick auf Russland und den Ukraine-Krieg heißt es in dem offenen Brief, russische Oligarchen hätten schätzungsweise "mindestens eine Billion Dollar" im Ausland gebunkert, "oftmals versteckt in ausländischen Unternehmen, deren wahre Besitzer schwer zu ermitteln sind". Die Staaten stünden hier vor einer "Mauer der Undurchsichtigkeit".
Derzeit stockten die Bemühungen der Staaten, die dagegen vorgingen, beklagten die Unterzeichner des Briefes. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die "besorgniserregende Lage" noch verschlechtert. Derzeit bestehe aber die "einmalige Gelegenheit", Fortschritte beim Aufbau eines Vermögensregisters zu machen, das Netz der Scheinfirmen zu zerschlagen und Vermögen ihren wahren Besitzern zuzuordnen.
Die Finanzminister der G20 kommen am Mittwoch am Rande der Frühjahrstagung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington zusammen. Erwartet wird, dass auch Vertreter Russlands per Videokonferenz an einigen der Sitzungen teilnehmen. US-Ministerin Janet Yellen will in diesem Fall diesen Sitzungen fernbleiben. Auch Vertreter anderer Industrienationen erwägen offenbar einen Boykott der Sitzungen mit russischen Vertretern.
Quelle: ntv.de, als/AFP