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Pharmakonzern Purdue geholfen Opioid-Prozess abgewendet: McKinsey zahlt 650 Millionen Dollar

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Einige Experten sehen in der Einführung des Schmerzmittels OxyContin den Ausgangspunkt der Opioidkrise in den USA.

Einige Experten sehen in der Einführung des Schmerzmittels OxyContin den Ausgangspunkt der Opioidkrise in den USA.

(Foto: REUTERS)

Der Pharmakonzern Purdue zieht in den 1990er-Jahren aller Register, um sein Schmerzmittel OxyContin in den USA einzuführen. Unterstützung gibt es dabei auch von McKinsey. Nachdem Hunderttausende durch Opioidmissbrauch sterben, steht das Beratungsunternehmen unter Druck - und zahlt.

Das Beratungsunternehmen McKinsey zahlt 650 Millionen US-Dollar (rund 619 Millionen Euro), um eine Untersuchung seiner Arbeit für den amerikanischen Opioidproduzenten Purdue Pharma zu beenden. Dank der Vereinbarung mit dem US-Justizministerium vor dem Bundesgericht in Abingdon entgeht der Konzern einer Strafverfolgung, wie aus Gerichtsdokumenten hervorging, die im US-Staat Virginia eingereicht wurden. Die veranschlagte Summe wird über einen Zeitraum von fünf Jahren gezahlt. Genauso lang muss McKinsey weitere Bedingungen erfüllen, darunter die Einstellung jeglicher Arbeit im Verkauf und in der Vermarktung kontrollierter Substanzen.

McKinsey hatte zuvor bereits Vereinbarungen im Volumen von insgesamt fast einer Milliarde US-Dollar erzielt, um Klagen und andere rechtliche Schritte in dieser Angelegenheit beizulegen. Im Jahr 2019 gab McKinsey bekannt, dass man Kunden nicht mehr bei Geschäften im Zusammenhang mit Opioiden beraten würde. Das Unternehmen behauptet, dass keiner seiner Vergleiche ein Eingeständnis von Haftung oder Fehlverhalten enthält.

Gerichtsakten zufolge zahlte Purdue McKinsey über einen Zeitraum von 15 Jahren mehr als 93 Millionen Dollar, unter anderem für eine Steigerung des Umsatzes mit Oxycodon, einem starken Schmerzmittel mit hohem Suchtpotential. McKinsey sei beauftragt worden, herauszufinden, welche Ärztinnen und Ärzte sich von den Purdue-Pharmavertretern dazu bewegen lassen würden, zusätzliche Rezepte auszustellen. Deshalb seien Rezepte ausgestellt worden, die keine medizinisch anerkannte Indikation hatten, unsicher, unwirksam und medizinisch unnötig gewesen seien. Vertreter von McKinsey reagierten bisher nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Ein ehemaliger Senior-Partner von McKinsey bekannte sich den Unterlagen zufolge schuldig, die Justiz behindert zu haben. Er löschte Dokumente von seinem Laptop, nachdem er von Ermittlungen gegen Purdue Pharma erfahren hatte.

Einige Ärzte und Apotheker spielen mit

Das Beratungsunternehmen versuchte laut den Akten auch, Purdue bei der Ausarbeitung von Bundesgesetzen eine Mitsprache zu verschaffen. Die Regierung erklärte in den neuen Unterlagen, dies habe dazu geführt, dass hoch dosiertes Oxycodon der gleichen Aufsicht wie Opioide in niedrigeren Dosen unterliege und die Schulung der verschreibenden Ärzte freiwillig statt verpflichtend gewesen sei.

Seit 2021 erklärte McKinsey sich bereit, Regierungen auf Ebene der Einzelstaaten und Gemeinden eine Vergleichssumme von rund 765 Millionen US-Dollar für seine Rolle beim Verkauf der starken, verschreibungspflichtigen Schmerzmittel zu zahlen. Krankenkassen und Versicherungsunternehmen sollten weitere 78 Millionen Dollar erhalten.

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In den letzten Jahren erlagen in den USA mehr als 80.000 Menschen ihrer Sucht. In den vergangenen zehn Jahren wurden die meisten Todesfälle auf illegales Fentanyl zurückgeführt, das vielen Drogen beigemischt ist. Zu Beginn der Epidemie waren verschreibungspflichtige Medikamente die Haupttodesursache. Einige Experten erklärten, die Krise sei ausgelöst worden, als 1996 das Medikament OxyContin von Purdue Pharma auf den Markt gekommen war.

Nach früheren Angaben der US-Gesundheitsbehörden sind in den USA zwischen 1999 und 2021 sogar 645.000 Menschen an einer Opioid-Überdosis gestorben. Tausende Klagen wurden von Bundesstaaten, Kommunen und Ureinwohnern eingereicht. Sie warfen den Pharmakonzernen vor, die Risiken der Schmerzmittel heruntergespielt zu haben. Apotheken und Händler wurden beschuldigt, Hinweise auf einen illegalen Handel mit diesen Mitteln ignoriert zu haben. Der Konzern akzeptierte 2020 Strafen in Höhe von insgesamt 8,3 Milliarden Dollar. Die meisten dieser Beträge sind gestundet, solange ein Vergleich vor einem Konkursgericht noch läuft.

Quelle: ntv.de, als/AP/rts

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