Panorama

Beteiligung an US-Opioid-Krise McKinsey zahlt Millionen - und entgeht Zivilklagen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Eine Kunstinstallation vor dem US-Kapitol in Washington gedenkt der vielen Menschen, die aufgrund der Opioid-Krise in den Vereinigten Staaten an einer Überdosis starben.

Eine Kunstinstallation vor dem US-Kapitol in Washington gedenkt der vielen Menschen, die aufgrund der Opioid-Krise in den Vereinigten Staaten an einer Überdosis starben.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Infolge der Opioid-Krise sterben in den USA knapp eine halbe Million Menschen. McKinsey berät Schmerzmittel-Vertreiber. Daher klagen zahlreiche Menschen gegen das Unternehmen. Das will das Unternehmen zwingend verhindern und zahlt Hunderte Millionen Dollar - zum wiederholten Mal.

Im Skandal um die massenhafte Verschreibung opioidhaltiger Schmerzmittel in den USA hat das Beratungsunternehmen McKinsey einer weiteren Millionenzahlung zugestimmt. Wie aus eingereichten Gerichtsdokumenten hervorgeht, zahlt McKinsey 230 Millionen Dollar an US-Behörden, um Zivilklagen abzuwenden. Die Summe entspricht rund 217 Millionen Euro.

Von der Opioid-Krise stark betroffene US-Bezirke und Kommunen, Schulen, indigene Stammesgemeinschaften und Eltern von Kindern mit Entzugssymptomen haben tausende Klagen gegen McKinsey eingereicht. Sie beschuldigen das Unternehmen, zusammen mit Pharmafirmen Strategien zur aggressiven Vermarktung opioidhaltiger Schmerzmittel entwickelt zu haben, "um die Opioid-Einnahmen zu maximieren", wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht.

McKinsey willigte nun ein, 207 Millionen Dollar an Kreise und Kommunen und 23 Millionen Dollar an Schulbezirke zu zahlen. Dem Vergleich muss noch ein Richter zustimmen.

Im Jahr 2021 hatte das Beratungsunternehmen im Zusammenhang mit seiner Arbeit für den mittlerweile insolventen US-Pharmakonzern Purdue und andere Arzneimittelhersteller bereits einen millionenschweren Vergleich mit Generalstaatsanwälten von 50 US-Bundesstaaten geschlossen und insgesamt mehr als 640 Millionen Dollar gezahlt.

Vorwurf der rücksichtslosen und aggressiven Vermarktung

Opioide sind für die Mehrheit der tödlichen Überdosen in den USA verantwortlich. Seit 2021 gingen nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC mehr als 75 Prozent aller Todesfälle auf Opioide zurück. Das umfasst sowohl Schmerzmittel als auch illegale Drogen wie Heroin. Im Zuge der Opioid-Krise sind in den USA seit 1999 mehr als 450.000 Menschen durch Opioid-Überdosen ums Leben gekommen.

Viele Experten führen die Opioid-Krise auf die übermäßige Verschreibung opioidhaltiger Schmerzmittel zurück, die bis Mitte der 90er-Jahre noch der Behandlung von Schwerstkranken vorbehalten waren. Den Herstellern sowie Großhändlern und US-Apotheken wird vorgeworfen, die Mittel aggressiv beworben und auf Warnzeichen der Suchtkrise nicht reagiert zu haben.

Die Opioid-Krise hat zu einer landesweiten Klagewelle gegen Unternehmen der Pharmabranche geführt - und zu einer Reihe von Vergleichen. In den Klagen gegen McKinsey geht es vor allem um Marketingstrategien für den Pharmakonzern Purdue, welche das Beratungsunternehmen laut den Gerichtsunterlagen "vor und nach" dem ersten Schuldeingeständnis der Firma 2007 entwickelte.

Mehr zum Thema

Das Unternehmen, das der Milliardärsfamilie Sackler gehört, ist der Hersteller des Opioids Oxycontin, das in den USA seit den 90er-Jahren besonders weite Verbreitung fand. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, die Suchtgefahr bewusst verschleiert und die massenhafte Verschreibung befördert zu haben. Purdue hat nach zahlreichen Klagen inzwischen Insolvenz beantragt.

McKinsey hat seine Arbeit für Purdue und andere Opioid-Hersteller stets als rechtmäßig bezeichnet. Seit 2019 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben aber keine Kunden mehr, die mit Opioiden Geschäfte machen. Im Jahr 2000 gestand McKinsey in einer Erklärung ein, auf die Opioid-Krise und ihre "schrecklichen Auswirkungen" nicht "angemessen" reagiert zu haben.

Quelle: ntv.de, rwe/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen