Tarnkappenbomber für Deutschland Rheinmetall beginnt Bau von F-35-Fabrik
01.08.2023, 13:14 Uhr Artikel anhören
Die F-35 wird auch für das nukleare Abschreckungskonzept der NATO gekauft.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die F-35 ist das modernste Kampfflugzeug der Welt. Zumindest in Teilen wird der Tarnkappenbomber künftig auch in Nordrhein-Westfalen gefertigt: Ab 2025 will Rheinmetall auf 60.000 Quadratmetern Rumpfmittelteile für den Kampfjet produzieren.
Fast eineinhalb Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges investiert erstmals ein deutsches Rüstungsunternehmen in eine neue Fabrik, um einen Auftrag aus dem 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögen der Bundeswehr abzuarbeiten. Als Partner der US-Konzerne Lockheed Martin und Northrop Grumman baut Rheinmetall im nordrhein-westfälischen Weeze eine Montagelinie auf, auf der ab 2025 Teile für den Tarnkappenbomber F-35 gefertigt werden sollen.

Bislang stellt Rheinmetall vor allem unterschiedliche Panzertypen, die dazugehörige Munition ...
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Die Produktion der neuen Fabrik mit rund 400 Beschäftigten soll auf fast 60.000 Quadratmeter ablaufen. Geplant ist, dass Rheinmetall sogenannte Rumpfmittelteile für mindestens 400 Tarnkappenbomber fertigt, von denen 35 letztendlich in die Hände der Luftwaffe übergeben werden sollen. Die übrigen F-35 sollen befreundete Nationen erhalten. Deren Auslieferung soll 2026 beginnen.
Airbus lehnt ab
"Die Beteiligung von Rheinmetall an dem prestigeträchtigen Projekt ist eine gute Nachricht für Deutschland", sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), Hans Christoph Atzpodien. Er gibt allerdings zu bedenken, dass der deutsche Wertschöpfungsanteil an dem Milliardenvorhaben trotzdem eher gering ist: Deutschland zahlt 8,3 Milliarden Euro für die Tarnkappenbomber, die zum Transport von Atombomben zertifiziert und somit Teil der sogenannten nuklearen Teilhabe sind. Wie viel Rheinmetall bekommt, ist nicht bekannt - es dürfte nur ein eher kleiner Teil sein.
"Es wäre wünschenswert gewesen, wenn mehr deutsche Firmen bei dem Auftrag zum Zuge kommen würden und zum Beispiel bei der Wartung und anderen Dienstleistungen hinzugezogen werden." Der Flugzeugbauer Airbus hatte ebenfalls mit dem Auftrag für die Rumpfmittelteile geliebäugelt, dann aber Abstand von einer Kooperation mit den Amerikanern genommen. "Für uns hat sich nach Prüfung der Fakten und Zahlen kein 'Business Case' ergeben", sagte ein Airbus-Sprecher.
Ablösung des Tornado
Die F-35 ist das modernste Kampfflugzeug der Welt und wird auch für das nukleare Abschreckungskonzept der NATO gekauft, bei dem Verbündete Zugriff auf US-Atombomben haben. Der in die Jahre gekommene Tornado wird abgelöst. Wegen ihrer Form und Außenbeschichtung ist die Maschine für gegnerisches Radar nur schwer zu entdecken. 2026 soll Deutschland die ersten F-35 bekommen, mit ihnen werden deutsche Piloten zunächst in den USA trainieren. Ab 2027 sollen die Maschinen dann am Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert werden.
Aus Sicht von Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist es durchaus bemerkenswert, dass der Auftrag für das Bauteil an Rheinmetall ging. "Es sollen Rumpfmitteilteile für 400 F-35 hergestellt werden, von denen Deutschland nur 35 bestellt hat", sagte der Branchenkenner. "Bei einem so kleinen Anteil wäre es auch denkbar gewesen, dass eine Firma eines anderen NATO-Staates zum Zuge kommt." Rheinmetall sei zugutegekommen, dass es bei anderen Rüstungsvorhaben schon seit Langem Partner von US-Firmen sei.
Keine Planungssicherheit
Ist der feierliche Spatenstich in Weeze Auftakt für weitere Investitionen in neue Standorte der deutschen Rüstungsbranche? Danach sieht es nicht aus. Zum einen sind noch immer keine Aufträge für den größten Teil des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens erteilt worden, die Firmen haben also noch keine Planungssicherheit. Außerdem könnten die meisten Aufträge etwa für Munition mit bestehenden Produktionskapazitäten gestemmt werden, sagte der Branchenexperte Röhl.
100 Milliarden Euro klinge zwar nach viel, angesichts des immensen Bedarfs der jahrzehntelang kurzgehaltenen Bundeswehr sei es aber nicht ausreichend. Deutschlands Rüstungsbranche könne sich nicht gewiss sein, ob der Staat auch auf lange Sicht mehr Geld in die Verteidigung investiert und dadurch der Betrieb von Produktionsstandorten dauerhaft profitabel sei. "Aus der Politik kommen bisher keine Signale, den regulären Haushalt wesentlich aufzustocken." Daher seien deutsche Rüstungsfirmen eher zurückhaltend bezüglich Investitionen, sagte Röhl.
Quelle: ntv.de, chr/dpa