Wer Geld parkt, zahlt Strafzinsen SNB kassiert auch von Pensionskassen
22.04.2015, 16:14 Uhr
Der Schweizer Franken steuert auf einen 1:1-Wechselkurs mit dem Euro zu.
(Foto: picture alliance / dpa)
Geld in sicheren Häfen anzulegen, kommt immer mehr Anleger teuer zu stehen. Die Schweizerische Nationalbank bittet künftig sogar staatsnahe Betriebe zur Kasse. Rentenkassen müssen umdenken.
Die Risiken und Nebenwirkungen der expansiven Niedrig- und Negativzinspolitik der Notenbanken werden immer deutlicher sichtbar: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird künftig sogar staatsnahe Betriebe zur Kasse bitten, wenn sie ihr Geld bei ihr parken wollen. Notenbanken gelten als besonders sicherer Anlagehafen, weil sie unbegrenzt Geld schöpfen und daher technisch nie pleitegehen können.
Die SNB teilte mit, dass sie den Kreis der von der Gebühr ausgenommenen Stellen so begrenzen werde, dass auch Betriebe wie die Altersvorsorge der Verwaltungsangestellten oder die Pensionskasse der Notenbank selbst Negativzinsen zahlen müssen.
Die betroffenen Kontoinhaber erhalten nur noch den Minimal-Freibetrag von 10 Millionen Franken, auf denen keine Strafgebühr anfällt. Die Konten der Kantone Genf und Zürich sowie der Stadt Zürich werden aufgelöst. Die drei Konten hätten kaum noch Verwendung gefunden und die Konteninhaber seien nicht mehr Teil des aktuellen Geschäftskreises der Nationalbank, hieß es.
Ausgenommen bleiben den Angaben zufolge dagegen die Girokonten der Bundesverwaltung und der staatlichen Alters- und Invalidenversicherung. Die SNB werde die Entwicklung der Giroguthaben auf diesen Konten aber weiterhin beobachten, hieß es weiter.
Im Januar hatte die SNB vor allem für Banken Negativzinsen von 0,75 Prozent eingeführt. Er soll vor allem ausländische Investoren abschrecken. Der stetige Kapitalzufluss hatte einen unkontrollierten Höhenflug des Schweizer Franken ausgelöst. Trotz offizieller Freigabe des Wechselkursverhältnisses zum Euro versucht die SNB immer noch den Franken zu schwächen.
Die Schweizer Währung wird ihrem Ruf, ein sicherer Hafen in Krisenzeiten zu sein, weiterhin gerecht. Derzeit profitiert sie von der Verunsicherung, die von der zuspitzenden Entwicklung in Griechenland ausgeht. Am Dienstag waren gerade noch 1,0238 Franken nötig, um einen Euro zu kaufen. Das war der tiefste Stand seit Ende Januar.
Lukrative Anlagealternativen sind rar
Negativzinsen greifen zurzeit um sich. Mit dem unkonventionellen Politikinstrument sollen Überschussanlagen unattraktiv gemacht werden. Dies lässt jedoch bei Banken, aber auch bei immer mehr andere Institutionen sowie Staaten eine wichtige Gewinnquelle versiegen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) erhebt auf die Einlagen ihrer Kunden schon seit dem vergangenen Jahr Strafgebühren. Negativzinsen werden für institutionelle Anleger immer mehr zum Problem. Ein Kleinanleger kann sein Geld problemlos von negativ rentierenden Anlageformen in Tagesgeld umschichten. Im schlimmsten Fall hebt er das Geld ab und packt das Bargeld ins Bankschließfach. Dort gibt es zwar keine üppigen Zinsen, aber auch noch keine Strafgebühren.
Für institutionelle Anleger ist das aufgrund der riesigen Geldsummen, die sie investieren, schwieriger. Auch am Anleihemarkt überwiegen in den sicheren Häfen mittlerweile die Negativzinsen. Interessant wird sein, wie lange dies Versicherungen und Pensionskassen tolerieren. Und welche Alternativen sie gegebenenfalls finden. Handeln müssen sie, denn sie sind auf Zinseinnahmen angewiesen.
Quelle: ntv.de, ddi