Erfolgsvergütung im Abgas-Skandal VW-Spitze berät über Boni-Verzicht
12.04.2016, 12:13 Uhr
Vertraglich geregelte Gehaltsbestandteile: Für Außenstehende und auch für viele Mitarbeiter am Band sind die Millionenvergütungen schwer nachvollziehbar.
(Foto: imago/Ralph Peters)
Die Boni-Frage rüttelt an moralischen Grundfesten: Darf die Volkswagen AG seinen Führungskrisen inmitten ihrer bislang schwersten Krise millionenschwere Prämien zahlen? In Wolfsburg zeichnet sich eine Art symbolischer Geste ab.
Der Streit um die Bonuszahlungen bei Europas größtem Automobilkonzern könnte nach Angaben von Insidern noch im Laufe des Tages beigelegt werden. Der VW-Konzernvorstand will nach dpa-Informationen freiwillig auf einen Teil seiner umstrittenen millionenschweren Prämien verzichten.
Darüber wolle die Führungsetage tagsüber beraten, hieß es am Vormittag aus VW-Kreisen. Ein Vorschlag liege auf dem Tisch. Details wurden nicht bekannt. Ein Sprecher in Wolfsburg wollte sich dazu nicht äußern.
Mit dem Vorliegen eines entsprechenden Vorstandsbeschlusses könnte die VW-Aufsichtsratsspitze anschließend den Segen der Kontrolleure erteilen. Das sechsköpfige Gremium, das sogenannte Präsidium, kann sich für solche Einzelfragen auch per Telefon- oder Videokonferenz zusammenschalten.
Ob eine solche Besprechung zeitnah - womöglich noch am Dienstag oder Mittwoch - ansteht, blieb zunächst unklar. Das Präsidium hatte sich zu Wochenbeginn noch nicht auf eine Regelung zu den Vergütungen einigen können.
Medienberichten zufolge befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall wegen des Abgas-Skandals zumindest eine Senkung der Sonderzahlungen für den Vorstand. Mit Spannung wird erwartet, ob der im Abgas-Skandal zurückgetretene Konzernchef Martin Winterkorn ebenfalls bereit ist für einen Bonusverzicht. Einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge ist das angeblich der Fall.
Acht Männer und eine Frau
Die Boni-Frage berührt weit über VW hinaus heikle Punkte: Im VW-Konzernvorstand sitzen derzeit acht Männer und eine Frau. Die Mehrheit ist erst seit kürzerer Zeit im Amt. Längere Erfahrung an der VW-Spitze haben nur Einkaufschef Francisco Javier Garcia Sanz, Audi-Chef Rupert Stadler, China-Vorstand Jochem Heizmann und der Winterkorn-Nachfolger Matthias Müller, der zuvor als Cheflenker der Tochter Porsche auch im Wolfsburger Konzernvorstand saß.
Der Vergütungen des gesamten VW-Vorstands sind wegen der wechselnden Besetzungen und des schwankenden Erfolges über die Jahre nur schwer zu vergleichen. Ex-Chef Martin Winterkorn verdiente zuletzt pro Jahr inklusive seiner Arbeit beim Großaktionär Porsche-Holding fast 17 Millionen Euro. Er war lange Zeit der Spitzenverdiener in der Auswahl der 30 Dax-Unternehmen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa