Steigendes Rezessionsrisiko Verbraucher shoppen die Bedenken weg
26.02.2019, 09:37 Uhr
Bislang leidet die Anschaffungsneigung nicht unter den aufziehenden Konjunkturwolken.
(Foto: imago/Ralph Peters)
Wie steht es um Deutschland? Das Wachstum von Europas größter Volkswirtschaft stagniert, der Brexit droht, globale Handelskonflikte sind ungelöst. Noch bleibt die Stimmung unter den Verbrauchern stabil, doch Konsumforscher sehen Hinweise auf eine wachsende Verunsicherung.
Bei den deutschen Verbrauchern wächst die Sorge, die Wirtschaft könnte spürbar erlahmen. "Aus Sicht der Konsumenten hat die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleitet, zuletzt spürbar zugenommen", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Die Konjunkturerwartungen - Teil des monatlichen Konsumklima-Barometers - trübten sich im März den fünften Monat in Folge ein und sind nun so negativ wie seit drei Jahren nicht mehr.
"Der anhaltende Handelskonflikt zwischen Europa, China und den USA verunsichert die Verbraucher zunehmend", betonte Bürkl. "Sie befürchten für Deutschland als stark exportorientierte Volkswirtschaft negative Konsequenzen, sollte es hier zu Handelsbarrieren, wie etwa steigenden Zöllen, kommen." Hinzu kommen noch Risiken wie der geplante EU-Austritt Großbritanniens (Brexit). Der wachsende konjunkturelle Gegenwind schlägt sich längst auch in den Daten nieder: Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2018 stagnierte das Wachstum von Europas größter Volkswirtschaft.
Allerdings lassen sich die Verbraucher in Deutschland davon bislang nicht allzu stark vom Einkaufen abhalten. "Vor allem die sehr stabilen Einkommensaussichten stützen die Anschaffungsneigung der Bundesbürger", sagte Bürkl weiter. "Denn steigende Einkommen in Verbindung mit einer sehr guten Beschäftigungssituation sorgen dafür, dass die Verbraucher auch weiterhin bereit sind, ihr Geld auszugeben."
Ein wesentlicher Grund für die Abkopplung der Einkommensaussichten von den Konjunkturerwartungen sei die gute Verfassung des Arbeitsmarktes, erklärte er. Viele Unternehmen suchen derzeit händeringend neue Mitarbeiter. Der starke Wettbewerb um Fachkräfte führt zwangsläufig auch zu steigenden Löhnen. Trotz des rauer gewordenen wirtschaftlichen Umfeldes gingen die Verbraucher, so Bürkl, "offenbar davon aus, dass sich ihre Einkommen auch künftig positiv entwickeln werden".
Stimmung darf nicht kippen
Letztlich verharrt das Konsumklima-Barometer für März letztlich bei 10,8 Punkten, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zu ihrer monatlichen Umfrage unter 2000 Verbrauchern mitteilte. Einen besseren Wert gab es zuletzt im Mai 2018. "Damit zeigt das Konsumklima im ersten Quartal eine auf gutem Niveau stabile Entwicklung und stemmt sich bislang erfolgreich gegen die spürbare konjunkturelle Abschwächung", wie GfK-Experte Bürkl erläuterte.
Damit dies so bleibe, dürfe die derzeitige Verunsicherung im Hinblick auf die gesamte Konjunktur aber nicht auf die Arbeitsmarktaussichten übergreifen. "Sollten die Beschäftigten im weiteren Verlauf des Jahres den Eindruck gewinnen, dass ihre Arbeitsplätze nicht mehr sicher sind, würde das unmittelbar auch die Konsumstimmung beeinträchtigen", sagte er weiter.
In diesem Fall wäre die zu Jahresbeginn vorgenommene Konsumprognose von 1,5 Prozent nach Einschätzung Bürkls nicht mehr zu halten. Ähnliches wäre der Fall, wenn es im Handelsstreit mit den USA zu einer weiteren Eskalation kommen würde.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ