"Beträchtliche Herausforderungen" Weidmann: Aufschwung nicht naturgegeben
16.09.2015, 07:05 Uhr
Deutschland steht nach Ansicht von Bundesbank-Chef Jens Weidmann vor erheblichen Aufgaben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit einigen Jahren trotzt Deutschland den Stürmen der Weltwirtschaft weitgehend. Im Euroraum ist die Volkswirtschaft ein Wachstumsgarant. Doch auch diese Zeiten könnten enden. Die Bundesbank verweist auf große Aufgaben.
Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnt vor einem Ende des Aufschwungs in Deutschland. "Deutschland steht derzeit im Euroraum wirtschaftlich recht gut da. Aber das ist nicht naturgegeben und kein Grund sich zurückzulehnen. Auch der gegenwärtige Aufschwung wird einmal enden", sagte Weidmann der "Süddeutschen Zeitung".
Langfristig stehe Deutschland ohnehin vor "beträchtlichen Herausforderungen, wenn man etwa an die alternde Gesellschaft, den zunehmenden Wettbewerb durch die Schwellenländer oder die Energiewende" denke. Deutschland brauche daher Reformen und Zuwanderung.
"Aufgrund des demografischen Wandels benötigt Deutschland zusätzliche Arbeitskräfte, um seinen Wohlstand halten zu können", sagte er. Den Zustrom an Flüchtlingen zu bewältigen, werde Deutschland einiges abfordern. "Die Zuwanderung birgt aber auch Chancen. Diese sind umso größer, je besser es uns gelingt, die Menschen, die dauerhaft zu uns kommen, in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt zu integrieren."
Die Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB), die Eurozone durch das massenhafte Ankaufen von Staatsanleihen zu stützen, beurteilte Weidmann erneut kritisch: "Das ganze billige Geld kann kein nachhaltiges Wachstum entfachen und birgt mit der Zeit immer größere Risiken, etwa für die Finanzstabilität."
Zur Leitzinsdebatte in den USA sagte der Bundesbankpräsident: "Eine mögliche Zinserhöhung in den USA wäre ja vermutlich eine Reaktion auf eine gefestigte konjunkturelle Erholung dort, die für sich genommen positiv auf die Weltwirtschaft ausstrahlen würde." Es sei allerdings richtig, "dass die Unsicherheit darüber, wann die Zinswende kommt, die Finanzmärkte nervös macht".
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa