Weltgrößter Vermögensverwalter Wie gefährlich ist Blackrock?
14.10.2015, 05:45 Uhr
An Blackrock scheiden sich die Geister.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zieht eine heimliche Geldmacht die Fäden der Weltwirtschaft? Die Rolle des Vermögensverwalters Blackrock, der ein globales Imperium an Finanzbeteiligungen aufgebaut hat, ist zunehmend umstritten: Finanzkrake oder Fels in der Brandung?
Der Stein des Anstoßes ist 4,7 Billionen Dollar schwer. Soviel Geld haben Anleger Blackrock anvertraut, dem größten Vermögensverwalter der Welt. Die Firma ist über diverse Branchen und Sektoren hinweg einer der wichtigsten Investoren rund um den Globus und hält auch große Aktienpakete an Dax-Konzernen wie Allianz, Siemens oder der Deutschen Bank. An dem Finanzgiganten scheiden sich die Geister. Während die einen den Monolith der Finanzmärkte für einen Fels in der Brandung halten, sehen andere eine gefährliche Finanzkrake, die unsichtbare Fäden in der globalen Wirtschaft zieht.
Nicht etwa an der New Yorker Wall Street oder der Constitutional Avenue in Washington, wo die US-Zentralbank Federal Reserve residiert, sondern in einem Glasturm an der Park Avenue in Midtown-Manhattan sitze die mächtigste Institution unseres Finanzsystems. Das meint zumindest die Journalistin Heike Buchter ("Die Zeit"), deren Buch "Blackrock - Eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld" kürzlich erschienen ist.
Im Gegensatz zu der diskreten Investmentbank Goldman Sachs hat Blackrock immerhin ein Firmenlogo am Hauptquartier. Das macht das Unternehmen Buchter zufolge aber nicht weniger dubios: "Noch nie hat es ein Imperium wie Blackrock gegeben. Keine Bank, kein Fonds hat annähernd so viel Einfluss."
Eine falsche Bewegung des Vermögensverwalters könne die Finanzwelt ins Wanken bringen. "Es ist höchste Zeit, Blackrock ins Visier zu nehmen", mahnt die Journalistin. Das sehen Finanzregulierer bislang aber offenbar noch nicht so.
Stichwort: "systemisches Risiko"
Wer ist Blackrock überhaupt? Gründer Larry Fink startete die Firma 1988 als kleines Nebengeschäft des Private-Equity-Hauses Blackstone, und machte sie ohne viel Aufsehen zum Branchenriesen. Blackrock kaufte Barclays nach der Finanzkrise den Fondsanbieter iShares ab und baute seine Position so kräftig aus. Zudem verdient das Unternehmen gut an seiner Analyseabteilung - dass Blackrock auch Regierungen und Notenbanken berät, sorgt aber immer wieder für Argwohn. Darüber hinaus laufen über Blackrocks Handelsplattform Aladdin Finanzgeschäfte in zweistelligem Billionenwert. Diese enormen Dimensionen beobachten Aufseher schon lange, doch bislang sehen sie von strikterer Regulierung ab.
Ob große Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften wie Blackrock, Vanguard, Fidelity oder die Allianz-Tochter Pimco als Gefahr für das Finanzsystem eingestuft werden sollten, ist ein umstrittenes Thema. Das Geschäftsmodell der sogenannten Asset Manager unterscheidet sich in vieler Hinsicht von dem der Banken und Versicherer, die als "systemisches Risiko" gelten und dafür Sicherheiten bilden müssen. "Im Gegensatz zu Banken, die ihre Kundeneinlagen mit Fremdkapital hebeln, investieren Asset Manager nur die Mittel, die sie von Anlegern erhalten", erklärt Experte Massimo Massa von der Business School Insead.
So argumentieren auch die Vermögensverwalter: Anders als die Kreditinstitute nehme man Ausfallrisiken nicht auf die eigene Bilanz, deshalb sei das Ausmaß der verwalteten Kundengelder keine geeignete Größe. Das marktliberale Wirtschaftsmagazin "The Economist" sieht Schwergewichte wie Blackrock, die ohne große Kredithebel agieren, sogar als Stabilisator der Finanzmärkte.
Jon Danielsson, Direktor des Systemic Risk Centers in London, hält eine strengere Regulierung von großen Vermögensverwaltern für voreilig. Zunächst müsse sorgsam geprüft werden, welche systemischen Risiken von ihnen ausgehen, so der Professor der London School of Economics. So sah es auch die Aufsichtsbehörde Financial Stability Board und entschied zuletzt, die Zügel für Asset Manager vorerst nicht anzuziehen. Kritiker sehen darin nicht zuletzt einen großen Erfolg für die Lobbyisten der Branche.
Kartenhaus nicht auf Kredit gebaut
Zweifel, ob das schiere Ausmaß des verwalteten Vermögens und die große Marktmacht von Blackrock wirklich harmlos sind, lassen sich schwer ausräumen. "Niemand weiß, welche Risiken ein solcher Berg an Kapital birgt", schreibt Journalistin Buchter, deren Buch Blackrock nicht kommentieren will.
Allerdings investiert das Unternehmen nach eigener Aussage so gut wie nicht auf Pump und hat seine zahlreichen Beteiligungen breit gestreut, so dass sich Risiken nicht bei einzelnen Unternehmen oder Branchen ballen. Im Krisenfall könnten Kunden zwar in großem Stil Mittel abziehen, dadurch würde aber - anders als bei den US-Banken, die im Schnitt mit elf- bis zwölffachem Fremdkapitalhebel operieren - kein auf Kredit gebautes Kartenhaus zusammenfallen.
Quelle: ntv.de, Hannes Breustedt, dpa