Schwere Konjunktursorgen Dax schließt tiefrot
11.08.2010, 18:00 UhrDie Sorgen um eine deutliche Konjunkturabkühlung in den USA löst am deutschen Aktienmarkt umfangreiche Verkäufe aus. Im deutschen Leitindex geht es 132 Punkte oder 2,1 Prozent nach unten. Eine ganze Reihe von Einzelwerten trifft es deutlich härter. Im TecDax müssen vor allem die Solaraktien büßen.
Skeptische Aussagen der US-Notenbank zur Lage der US-Wirtschaft und schwache Konjunktursignale aus China, Japan, Russland und Großbritannien haben die Atmosphäre am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte überschattet. Der deutsche Leitindex Dax ging mit einem Minus von 2,1 Prozent bei 6154 Punkten aus dem Handel. Der MDax büßte 2,75 Prozent auf 8318 Punkte ein. Der TecDax gab 2,83 Prozent auf 744 Punkte ab.
Die US-Notenbank (Fed) hatte am Vorabend eine pessimistische Lagebeurteilung für die heimische Wirtschaft abgegeben. Dementsprechend ging es auch an den US-Börsen abwärts. Zum Handelsschluss in Europa lag der Dow-Jones-Index 2,1 Prozent im Minus, der S&P 500 verlor 2,5 Prozent. Der Nasdaq-Composite gab um 2,8 Prozent nach. Zum Konjunkturbild der US-Notenbank passte dann auch das unerwartet hohe .
Der rutschte auf 1,2890 Dollar ab, die US-Währung wiederum fiel zum Yen auf ein von 84,75 Yen. "Die Anleger scheuen wegen der von der Notenbank in den Vordergrund gestellten konjunkturellen Unsicherheiten das Risiko", erläuterte ein Händler. Die Fed hatte nach einer Sitzung ihres Offenmarktausschusses am Dienstag erklärt, die Erholung der Wirtschaft habe sich in jüngster Zeit stärker als erwartet verlangsamt. Die Währungshüter kündigten daher an, den Umfang der bisherigen Unterstützung nun nicht wie geplant zurückzufahren, sondern durch die Fälligkeit bereits gekaufter Wertpapiere flüssig werdendes Geld wieder zu reinvestieren und neue Staatsanleihen zu erwerben.
"Mit der nun auslaufenden Berichtssaison wollen die Anleger wissen, wie es in den nächsten Monaten weitergeht - der skeptische Ausblick der Fed hat daher bei vielen für neue Verunsicherung gesorgt", sagte ein Börsianer. Der reagierte auf die wachsenden Sorgen der Investoren mit einem Kurssprung. Der Kontrakt stieg um 122 Ticks auf ein Rekordhoch von 131,17 Zählern.
Am Aktienmarkt machte sich die pessimistische Stimmung vor allem bei den Stahlwerten bemerkbar. ThyssenKrupp waren mit einem Minus von bis zu 4,5 Prozent auf 22,72 Euro zeitweise größter Verlierer im Dax. Am Abend gingen die Titel 4,2 Prozent tiefer aus dem Handel. Salzgitter schlossen im MDax 4,6 Prozent schwächer bei 52,49 Euro. Die Aktien des Branchenprimus ArcelorMittal verloren 3,9 Prozent auf 24,03 Euro.
Aussagen zur Stahlpreisentwicklung drückten zudem Klöckner & Co ( ). Die Papiere fielen im MDax um 5,9 Prozent, obwohl der Stahlhändler im zweiten Quartal mehr verdient hatte als erwartet. Das Unternehmen wies zugleich jedoch darauf hin, dass die Stahlpreise in den vergangenen Wochen unter Druck geraten seien. Auch Aktien anderer Branchen wurden von schlechten Nachrichten erfasst.

Schwach begonnen, tief weiter gemacht: So sah die Lage in Frankfurt am Vormittag aus.
(Foto: REUTERS)
Die Titel des Chipherstellers Infineon beendeten den Handel mit einem Minus von 4,9 Prozent am unteren Rand des deutschen Leitindex. US-Branchenexperten hatten am Dienstag von einer Verschlechterung der PC-Nachfrage berichtet. "Die Tech-Werte in den USA haben sich daraufhin enttäuschend entwickelt", sagte ein Händler. Zudem gebe es Gewinnmitnahmen, nachdem Infineon seit Mitte Juni fast zehn Prozent zugelegt habe. Die Aktien des weltgrößten Chipherstellers Intel gaben daraufhin ebenfalls deutlich nach und notierten auch am Mittwoch rund zwei Prozent schwächer.
Besonders heftig bergab ging es am Nachmittag für die Titel von Heidelberger Druck, die 8,4 Prozent tiefer bei 6,83 Euro schlossen. Händler hatten für den Absturz zunächst keine Erklärung. "Möglicherweise sind es US-Investoren, die sich nach Börsenstart in New York von den Papieren getrennt haben", sagte einer von ihnen.
Abgesehen davon bestimmten Unternehmensberichte das Bild. -Titel verloren nach leicht besser als erwarteten Zahlen 1,43 Prozent auf 23,11 Euro. Entscheidend für den Versorger sind derzeit laut einem Händler aber die Diskussion um die Steuerpläne der Regierung und die Laufzeitenverlängerung für Atomkraftwerke.
Beim Autozulieferer und Rüstungskonzern kritisierten Börsianer die Prognoseanhebung nach soliden Zahlen als enttäuschend. Entsprechend verloren die Papiere 3,31 Prozent auf 45,73 Euro.
Bilfinger-Berger-Aktien reagierten kaum auf den unerwartet kräftigen Gewinnschub im Halbjahr und verloren 1,84 Prozent auf 45,41 Euro. Der Handelskonzern Douglas hatte in den ersten neun Monaten seines Geschäftsjahres dank seines Deutschlandgeschäfts erwartungsgemäß mehr umsetzen und verdienen können als im Vorjahr. Mit einem knappen Minus von 0,23 Prozent auf 34,62 Euro gehörten die Titel zu den Favoriten der Anleger.
Im TecDax übernahmen die Phoenix-Solar-Titel mit minus 8,42 Prozent auf 30,22 Euro die rote Laterne. Börsianer lobten zwar die Zahlen, doch die nur bestätigte Jahresprognose war ihnen zu wenig. Nach einem Rekordgeschäft im zweiten Quartal erwarten Anleger eine schleppende Entwicklung für den Rest des Jahres, da zuletzt die staatliche in Deutschland gekürzt wurde.
Im Mobilfunkbereich gewannen die Freenet-Papiere dank überzeugender Zahlen 3,69 Prozent auf 8,28 Euro. Titel des Konkurrenten Drillisch schlossen 2,20 Prozent höher bei 5,110 Euro, nachdem sie zuvor euphorischer auf die Zahlenvorlage reagiert hatten.
Der EuroStoxx50 ging 2,71 Prozent tiefer bei 2724,16 Punkten aus dem Handel. In Paris und London verloren die nationalen Leitindizes ähnlich deutlich.
Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,15 (Dienstag: 2,20) Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,38 Prozent auf 127,39 Punkte. Der Bund Future gewann 0,93 Prozent auf 131,16 Punkte. Der Kurs des Euro fiel zuletzt auf 1,2894 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag noch auf 1,3016 (1,3133) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7683 (0,7614) Euro.
Das Handelsvolumen im Dax stieg auf 107,3 (Dienstag: 83,3) Mio. Aktien. Der Umsatz kletterte auf rund 3,01 (2,4) Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts