Dax knackt 11.000 Punkte nur kurz Kleines Plus an der Wall Street
06.11.2015, 22:14 Uhr
Kommt in den USA nun die Zinswende?
(Foto: AP)
Die US-Jobdaten sorgen für gemischte Gefühle an den Börsen. Einerseits beflügeln die guten Zahlen die Kurse. Andererseits rückt die Zinswende in den USA in greifbare Nähe. Das drückt die Stimmung. Abwärts geht es entsprechend für den Euro.
Die Aussicht auf eine baldige US-Zinswende hat die New Yorker Börsen zum Wochenschluss belastet. Dennoch schaffte es der Dow Jones, sich mit einem Gewinn ins Wochenende zu verabschieden. Außergewöhnlich gute Zahlen vom Arbeitsmarkt machen den Weg für die erste Zinserhöhung in den USA seit fast einem Jahrzehnt frei. Denn die Notenbank Federal Reserve hat erstmals seit der globalen Finanzkrise ihr Ziel der Vollbeschäftigung erreicht.
Mit einer im internationalen Vergleich sehr niedrigen Erwerbslosenquote von fünf Prozent im Rücken dürfte die Fed nun im Dezember die geldpolitischen Zügel anziehen. An der Wall Street gab es deswegen lange Gesichter, da die Abkehr von der börsenfreundlichen Fed-Politik des billigen Geldes bevorsteht. Die Anleger müssen sich darauf einstellen, dass Notenbank-Chefin Janet Yellen nach monatelanger Hängepartie bald Ernst macht.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte um 0,3 Prozent zu und schloss bei 17.910 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 notierte nahezu unverändert bei 2099 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,4 Prozent auf 5147 Punkte.
Bei den Einzelwerten stachen die Papiere von Nvidia und TripAdvisor hervor. Die Aktien des Chipherstellers schossen um 8,5 Prozent in die Höhe. Anleger honorierten überraschend gute Quartalszahlen. TripAdvisor-Papiere gaben um 6,8 Prozent nach.
Zu den Gewinnern zählten die Bankenwerte wie JP Morgan mit einem Plus von 4,3 Prozent, Bank of America mit einem Aufschlag von 4,6 Prozent und Citigroup mit einem Kursanstieg von 4,3 Prozent.
Mehr Euphorie in Frankfurt als New York
Der Dax knackte dank der US-Arbeitsmarktzahlen zeitweise die kritische Marke von 11.000 Punkten, ging am Ende aber mit 0,9 Plus bei 10.988,03 Zählern aus dem Handel. In der Spitze hatte er bis zu 1,3 Prozent zugelegt. Für den MDax ging es 0,6 Prozent auf 21.292,94 Stellen nach oben. Der TecDax rückte 1,1 Prozent auf 1831,55 Zähler vor.
Zu den größten Dax-Verlierer gehörten am letzten Handelstag der Woche die Aktien der Allianz, die sich um 1,1 Prozent verbilligten. Die Drittquartalszahlen des Versicherers seien auf der Ergebnisseite deutlich unter den Erwartungen geblieben, hieß es auf dem Parkett. Der bestätigte Ausblick reiche nicht, um die Papiere weiter anzutreiben. Die Papiere hatten sich seit Anfang Oktober bereits kräftig erholt - in der Spitze um fast 18 Prozent.
Lufthansa gehörten dagegen mit plus 3,3 Prozent zu den Dax-Gewinnern und trotzten damit der Streikankündigung des Kabinenpersonals. Einem Händler zufolge beflügeln positive Aussagen des Konkurrenten IAG. Die British-Airways-Mutter will in den kommenden Jahren beim Gewinn höher hinaus als bislang gedacht. Bei der Lufthansa begann gegen 14.00 Uhr ein einwöchiger Streik des Kabinenpersonals, der zunächst vor allem den Flugverkehr an den Drehkreuzen in Frankfurt am Main und Düsseldorf betrifft. Die finanziellen Belastungen dürften relativ begrenzt bleiben, meinte Commerzbank-Analyst Johannes Braun.
Zum ersten Mal an der Börse gehandelt wurden die Aktien der Reederei Hapag-Lloyd. Die Papiere gingen 1,5 Prozent schwächer aus dem Handel. Im SDax kletterten Puma um bis zu 6,2 Prozent. Händler führten die Kursgewinne auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zurück, die berichtet hatte, dass der Mutterkonzern Kering bereit sei, seinen Mehrheitsanteil an Puma zu verkaufen. Ein formaler Verkaufsprozess sei aber noch nicht eingeleitet worden, hieß es unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Tokio verdaut US-Zahlen erst am Montag
Der anhaltend schwache Yen-Kurs verschaffte den Anlegern an der Tokioter Börse vor dem Wochenende Rückenwind. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte ging mit einem Plus von 0,8 Prozent beim Stand von 19.265,60 Punkten ins Wochenende. Der breit gefasste Topix legte um 0,55 Prozent auf den Stand von 1563,59 Punkten zu.
Händlern zufolge wirkten sich die jüngsten Zinssignale aus den USA den zweiten Tage in Folge positiv aus: Die Andeutungen von Fed-Chefin Janet Yellen, möglicherweise im Dezember die Zinswende in den USA einzuläuten, habe im japanischen Aktienhandel dazu beigetragen, so heißt es, den Nikkei klar über der 19.000 Punkte zu halten.
An den übrigen Börsen der Region schien sich im Freitagshandel kein einheitlicher Trend durchsetzen zu können. In Australien dämpfte die Notenbank Hoffnungen auf kurzfristige Lockerungen ihrer Geldpolitik, allerdings verbreitet der japanische Notenbankchef weiter Konjunkturoptimismus.
In China zogen die Aktienkurse den dritten Tag in Folge an, die Börse in Shanghai schloss 1,9 Prozent im Plus. Seit Anfang der Woche summiert sich das Plus auf 6,1 Prozent. Die Aussicht auf Reformen in den kommenden fünf Jahren beflügelte insbesondere die Technologiewerte. Außerhalb der beiden größten Volkswirtschaften der Region lief es dagegen schlechter. Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik unter Ausschluss Japans verlor rund 0,4 Prozent.
In Hongkong teilten Anleger den Optimismus auf dem chinesischen Kernland nicht: Der HSI zeigte sich leichter. Der Leitindex des Hongkonger Handels hat seit seinem jüngsten Tief bereits 12 Prozent zugelegt, in Shanghai sind es schon über 20 Prozent. Marktstrategin Hannah Li von UOB Kay Hian sprach mit Blick auf Hongkong von einer "normalen Konsolidierung.
Devisen: Euro im Abwärtstrend
Am Devisenmarkt rutschte der Euro nach Bekanntgabe der überraschend guten US-Jobdaten in Richtung 1,07 Dollar, den tiefsten Stand seit Ende April. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0883 (Mittwoch: 1,0935) US-Dollar festgesetzt. Die Ölpreise zogen leicht an. Experten halten weitere Rückgänge allerdings für wahrscheinlich. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete 48,36 US-Dollar. Das sind 38 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) stieg leicht auf 45,52 Dollar.
Die Ölpreise waren seit Mitte der Woche zurückgekommen, nachdem die Rohölreserven in den USA erneut gestiegen waren. Ein nahes Ende der pessimistischen Stimmung sehen Experten nicht. Dafür wären deutliche Rückgänge bei der Produktion nötig, so der Tenor.
"Der Markt muss Reaktionen auf der Angebotsseite sehen", sagte Michael McCarthy, Experte beim Finanzdienstleister CMC Markets in Sydney. McCarthy erwartet, dass der WTI-Preis vorerst zwischen 43 und 50 Dollar pro Barrel schwanken dürfte. "Wenn sich nichts ändert, dann ist es wahrscheinlicher dass das Öl aus dieser Spanne nach unten ausbrechen wird." Dies würde dann sinkende Preise bedeuten.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts