Ausdruck der Immunantwort Darum sind leichte Impf-Nebenwirkungen gut
17.02.2021, 19:29 Uhr
Alle Impfstoffe können Nebenwirkungen haben - was nicht per se schlimm ist.
(Foto: imago/blickwinkel)
Manchmal piekst es nur ein wenig, andermal treten nach einer Impfung gegen Covid-19 grippeähnlichen Symptome auf. Besonders die Nebenwirkungen um das Astrazeneca-Vakzin sorgen die Menschen. Doch Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Krankheitsgefühle sind eigentlich ein gutes Zeichen.
Impfreaktionen können laut Robert-Koch-Institut (RKI) sowohl bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna als auch beim Vektor-basierten Astrazeneca-Vakzin auftreten. Sie beginnen demnach in der Regel kurz nach der Impfung und halten wenige Tage an. Beim Astrazeneca-Impfstoff zählen Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Krankheitsgefühle zu den häufigsten Nebenwirkungen. Weshalb viele Menschen an der Sicherheit des Präparats zweifeln. Zu Unrecht, wie der Erlanger Infektionsimmunologe Christian Bogdan der Deutschen Presse-Agentur sagt. "Die Symptome sind Ausdruck der Immunantwort, die zeigt, dass im Körper tatsächlich etwas nach der Impfung passiert."
Aus Studien sei bekannt, dass etwa die Hälfte der geimpften Personen nach solchen Impfungen milde Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen als Nebenwirkung angaben. Bis zu 70 Prozent fühlten sich nach einer Impfung müde. Zudem entsprechen die genannten Symptome wie Kopfschmerzen oder Fieber auch ganz dem, was bereits in Studien publiziert wurde.
Deutlichere Impfreaktion bei Jüngeren
Neben den lokalen könnten diese systemischen Auswirkungen durchaus auch dazu führen, dass man vorübergehend wegen der benannten Symptome nicht arbeiten könne, erklärt Infektionsimmunologe Bogdan. Hinzukommt, dass gerade bei jüngeren Menschen Impfreaktionen deutlicher ausfielen, da sie - im Gegensatz zu älteren Menschen - über das aktivere Immunsystem verfügten. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) hat das Astrazeneca-Präparat derzeit nur für Personen unter 65 Jahren empfohlen, da es keine ausreichenden Studiendaten mit Menschen, die älter sind als 64 gibt. Die STIKO betont aber, dass das nicht bedeute, dass der Impfstoff bei Älteren nicht wirksam sei. Der Imppfstoffhersteller kann die fehlenden Daten nachreichen.
Ungeachtet dessen erklärt auch Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia, im Interview mit RTL die Sache mit den leichten Nebenwirkungen ähnlich: "Eine Impfung ist eine Art simulierte Infektion. Der Körper nimmt – ohne dass er wirklich krank wird - eine Infektion wahr und reagiert darauf mit Antikörperbildung. Diese Antikörper, wenn es dann tatsächlich zu einer richtigen Infektion kommt, schützen einen vor schweren Krankheitsfolgen."
Wird das Immunsystem also durch eine Impfung aktiviert, kann es mit leichten Krankheitssymptomen reagieren wie zum Beispiel Schmerzen an der Einstichstelle, etwas Fieber, Schlappheit, Müdigkeit oder auch mal Muskelschmerzen. "Das ist ein Zeichen, dass das Immunsystem anspringt und auf das Virus reagiert. Das ist etwas ganz Normales", beruhigt auch Zinn.
Bei schweren Symptomen ab zum Arzt
"Symptome, die wirklich besorgniserregend sind, sind starke allergische Reaktionen, also Atembeschwerden, ein Anschwellen im Mund-Nasenbereich oder aber auch an der Einstichstelle, hohes Fieber und sonstige schwere Symptome, die vor der Impfung noch nicht da sind." Treten diese Nebenwirkungen auf, sollte man einen Arzt aufsuchen, rät Zinn.
Dass nun der Eindruck entstehe, dass es vor allem bei dem Impfstoff von Astrazeneca zu Nebenwirkungen komme, hält der ntv/RTL Medizinexperte Dr. Christoph Specht für einen Trugschluss. "Momentan sieht es so aus, als wären die Nebenwirkungen bei Astrazeneca stärker als bei den anderen. Da glaube ich noch nicht dran." Ihm zufolge steht der Astrazeneca-Impfstoff zurzeit so in der Diskussion, dass ganz genau auf ihn geblickt wird - und dabei eben auch viel auf die negativen Aspekte. Wichtig sei aber: "Alle Impfstoffe können Nebenwirkungen haben", so Specht.
Unterschiede bei der ersten oder zweiten Impfdosis
Walter Plassmann von der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg erklärt, dass es je nach Wirkstoff offenbar auch Unterschiede bei der ersten oder zweiten Impfdosis gibt: "Es scheint so zu sein, dass bei AstraZeneca die Reaktion schon auf die erste Spritze stärker ist, während bei Biontech das erst bei der zweiten Spritze der Fall ist."
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) untersucht nach eigenen Angaben derzeit, ob die gemeldeten Reaktionen nach einer Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin über das hinausgeht, was in den klinischen Prüfungen beobachtet wurde. Was allerdings nicht ungewöhnlich ist und regelmäßig durchgeführt wird, um die Impfungen zu überwachen.
Quelle: ntv.de, awi