Schutz vor Coronavirus Impfung trotz überstandener Infektion?
10.11.2020, 21:08 Uhr
Wann und für wen BNT162b2 zur Verfügung steht, ist noch nicht ganz klar.
(Foto: imago images/Political-Moments)
Noch ist der Impfstoff zum Schutz vor Covid-19 nicht verfügbar. Unklar ist zudem, wer zuerst geimpft werden soll und wie viele Dosen Deutschland überhaupt zur Verfügung stehen werden. Und vor allem auch, ob bereits Erkrankte überhaupt noch den Piekser brauchen.
Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer haben vielversprechende Ergebnisse aus der entscheidenden Phase-3-Studie zu dem von ihnen entwickelten Corona-Impfstoff BNT162b2 vermeldet. Dieser soll demnach einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 bieten. Nach Schätzung der Bundesregierung könnte es in Deutschland bereits Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres mit den ersten Impfungen losgehen - voraussichtlich zuerst für Risikogruppen sowie Personal aus wichtigen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, dann schrittweise für den Rest der Bevölkerung. Doch was ist mit Menschen, die bereits eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht haben? Medizinexperte und Allgemeinarzt Dr. Christoph Specht erklärte gegenüber RTL, ob eine Impfung auch für bereits Genesene sinnvoll ist.
Mehr als 440.000 Deutsche haben bereits eine Corona-Infektion überstanden und gelten laut Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) als genesen. Doch ob das auch bedeutet, dass man über mehrere Monate hinweg oder gar bis zum Ende der Pandemie immun gegen das Virus ist, steht bislang noch nicht abschließend fest. Weltweit sind zwar erst wenige Fälle von Menschen bekannt, die sich mehrfach mit dem Coronavirus infiziert haben, aber es gibt sie dennoch. Sollte man sich also auch gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn man bereits eine Infektion durchgemacht hat?
Nichts Genaues weiß man nicht
"Genau wissen wir das noch nicht", schickt Dr. Specht vorweg. "Die Studien haben aber bisher gezeigt, dass dieser Impfstoff eine sehr gute Immunantwort macht. Das heißt, der Körper reagiert darauf und baut fleißig Antikörper - und zwar mehr, als wenn jemand die Infektion natürlicherweise durchgemacht hat." Denn bislang zeigt sich, dass einige Infizierte bereits wenige Monate nach der Corona-Infektion keine Antikörper mehr produzieren. Daraus könne man trotzdem nicht automatisch folgern, dass Genesene wegen fehlender Antikörper nicht mehr immun wären, so Specht. Schließlich produziere der Körper zusätzlich sogenannte T-Gedächtniszellen, die das Coronavirus erkennen und bekämpfen, wenn man ihm erneut ausgesetzt ist. Genau wegen dieser Unsicherheiten, schätzt der Experte, werde es wohl auch eine Impfempfehlung für bereits genesene Menschen geben. Sicher werde man dies jedoch erst nach der Zulassung eines Impfstoffes - sei es der von Biontech und Pfizer oder ein anderer - wissen. "Bei der Zulassung wird es eine Indikation geben. Dort steht dann drauf, für was dieser Impfstoff ist und wer damit geimpft werden soll", erklärt Dr. Specht.
Wer bekommt wie viel und wer zuerst?
Ob die Bundesregierung und das RKI auch eine Impfempfehlung für bereits genesene Corona-Patienten ausspricht, bleibt abzuwarten. Aktuell fokussiert sich die Debatte noch darauf, wer überhaupt zuerst geimpft werden soll. Denn laut Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen für Deutschland zwar bis zu 100 Millionen Dosen des Serums zur Verfügung stehen, jedoch ist davon auszugehen, dass diese Menge nicht für alle ausreichen wird. Pro Impfung sind zwei Dosen des Impfstoffs nötig. Daher sollen Risikogruppen wie Senioren sowie Pflegekräfte, Ärzte und anderes Personal aus wichtigen Lebensbereichen in der Impf-Reihenfolge aller Voraussicht nach ganz vorne stehen.
Ein Sprecher der EU-Kommission schränkte Spahns Aussage hingegen ein. Er sagte, dass bei der Verteilung weiterhin der Anteil an der EU-Bevölkerung einziges Kriterium sei. Dies sei aus Sicht Brüssels das einzig "faire Kriterium". Der Kommissionssprecher betonte auch, Mitgliedstaaten hätten sich darauf verständigt, "keine Parallelverhandlungen" mit Pharmaunternehmen zu führen. "Dieses Vorgehen wurde durch die EU-Gesundheitsminister unterstützt."
Quelle: ntv.de, awi