Raumsonde SLIM fehlt Strom Japan hofft auf Sonnenlicht auf dem Mond
22.01.2024, 13:43 Uhr Artikel anhören
Der japanischen Sonde fehlt der Strom, so die Raumfahrtbehörde. Deshalb wurde sie zunächst abgeschaltet.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Dank der Raumsonde SLIM ist Japan das fünfte Land der Welt mit einer erfolgreichen Mondmission. Dann jedoch muss die Sonde abgeschaltet werden. Die zuständige Raumfahrtbehörde sieht aber noch die Möglichkeit eines Neustarts.
Und wieder ein Rückschlag in den Bemühungen um die Erkundung des Mondes: Kurz nach ihrer Landung auf dem Erdtrabanten ist die japanische Raumsonde SLIM abgeschaltet worden. Zwar hofft das Kontrollzentrum noch auf einen Neustart, aber eins ist wieder einmal klar geworden: Mondlandungen sind äußerst schwierig, wie dieser Überblick zeigt:
USA - Rückkehr zum Mond mit Hindernissen
Die USA waren 1969 das erste Land, dem eine Mondlandung gelang. Mit dem Artemis-Programm will die US-Raumfahrtbehörde NASA auf den Mond zurückkehren und dort auch eine dauerhafte Präsenz aufbauen - als Zwischenstation für geplante Missionen zum Mars. Die erste Vorbereitungsmission Artemis 1 fand nach mehreren Verschiebungen Ende 2022 statt. Dabei umrundete eine unbemannte Orion-Kapsel den Mond. Bei Artemis 1 gab es allerdings technische Probleme, unter anderem am Hitzeschild um die Kapsel.
Die nächste Vorbereitungsmission Artemis 2 wurde Anfang Januar um ein Jahr auf September 2025 verschoben. Bei dieser bemannten Mission sollen die Astronauten den Mond umkreisen, ohne auf ihm zu landen. Die eigentliche Mondlandemission Artemis 3 soll erst 2026 stattfinden, weil die Nasa mehr Zeit für die Vorbereitung braucht. Für die erste Landung von US-Astronauten auf dem Mond seit 1972 soll eine Mondlandefähre des Unternehmens SpaceX von High-Tech-Pionier Elon Musk eingesetzt werden. Es handelt sich um eine modifizierte Version des SpaceX-Raumschiffs Starship, das bei den ersten beiden Startversuchen explodierte. Das Unternehmen war dennoch zufrieden, weil der Start des Starship reibungslos verlief. Auch beim Abtrennen der unteren Raketenstufen gab es keinerlei Probleme. Ein weiterer Test ist für Februar vorgesehen.
Russland - Rückschläge und Geldmangel
Wie die USA legte auch Russland bei der Mondfahrt nach den 1970er-Jahren eine lange Pause ein. Die gescheiterte Luna-25-Mission im August 2023 sollte Russlands Rückkehr zum Mond einleiten. Der Lander, der ein Jahr lang Proben sammeln und den Boden analysieren sollte, stürzte aber auf die felsige Oberfläche des Mondes - ein herber Rückschlag für Moskaus Hoffnungen, auf dem Raumfahrterbe der Sowjetunion aufzubauen.
Das russische Raumfahrtprogramm wird zudem von finanziellen Schwierigkeiten und Korruptionsskandalen geplagt. Präsident Wladimir Putin plant in der Raumfahrt künftig enger mit China zusammenzuarbeiten.
China - Militärisches Milliardenprogramm
Jahrzehnte nach der Sowjetunion und den USA hatte China 2003 als drittes Land einen Menschen ins All geschickt. Um den Vorsprung von Nasa und Roskosmos aufzuholen, investierte Peking Milliarden von US-Dollar in sein vom Militär geführtes Raumfahrtprogramm. 2012 landete mit Chang'e-3 zum ersten Mal ein chinesisches Raumschiff auf dem Mond. Sieben Jahre später ließ die Volksrepublik als erstes Land eine Sonde auf der Rückseite des Mondes landen.
2020 brachte ein chinesischer Mondroboter zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren Bodenproben zurück zur Erde. Glanzstück des chinesischen Raumfahrtprogramms ist die 2022 fertiggestellte Raumstation Tiangong. Bis 2030 will China zudem eine bemannte Mission auf den Mond schicken und dort - ähnlich wie die USA - eine Weltraumbasis aufbauen.
Indien - Ein Dutzend Missionen für 2024 geplant
Im August 2023 landete die indische Sonde Chandrayaan-3 als erstes Raumfahrzeug am wenig erforschten Südpol des Mondes. Für Indiens ehrgeiziges und zugleich preisgünstiges Raumfahrtprogramm war die Landung ein Triumph: 2008 hatte eine indische Mission erstmals die Mondumlaufbahn erreicht, im Jahr 2019 scheiterte aber der Versuch einer Mondlandung.
Damals riss kurz vor der geplanten Landung der Sonde der Kontakt zum Kontrollzentrum auf der Erde ab. Für dieses Jahr hat die indische Raumfahrtbehörde Isro ein Dutzend Missionen geplant, darunter die Vorbereitung des ersten bemannten Raumflugs - einer dreitägigen Reise in die Erdumlaufbahn.
Japan - Bangen um SLIM
Die erfolgreiche Mondlandung von SLIM - abgekürzt für "Smart Lander for Investigating Moon" - sorgte in Japan am Samstag für großen Jubel. Doch die Freude währte nicht lange: Das Mini-Raumschiff habe wegen Problemen mit der Stromversorgung mit nur knapp 12 Prozent Restbatterie keine drei Stunden später abgeschaltet werden müssen, erklärte die japanische Raumfahrtbehörde JAXA. Sollte das Sonnenlicht künftig von Westen auf den Mond treffen, gebe es jedoch "eine Möglichkeit der Energieerzeugung" über die Solarzellen. Derzeit bereite sich die Behörde auf die Wiederherstellung vor.
Die ersten beiden Versuche Japans, auf dem Mond zu landen, waren missglückt: 2022 flog die japanische Minisonde Omotenashi mit der US-Mission Artemis 1 Richtung Mond. Doch kaum im Weltall fiel die Batterie der Sonde aus. Und im April 2023 stürzte eine Mondlandefähre des japanischen Start-ups Ispace auf der Mondoberfläche ab.
Quelle: ntv.de, Etienne Balmer, AFP