Ohne Druck und Tricks So essen Kinder mehr Obst und Gemüse
19.04.2023, 11:09 Uhr Artikel anhören
Kinder greifen öfter zu Obst und Gemüse, wenn dieses mundgerecht geschnitten ist und wenn sie mehr Zeit bei den Mahlzeiten haben.
(Foto: IMAGO/Zoonar)
Viele Kinder greifen gern zu Pommes oder Gummibärchen. Bei Möhren oder Äpfeln halten sie sich dagegen lieber zurück. Wie Eltern es dennoch schaffen, dass ihre Kinder mehr Obst und Gemüse essen, hat ein Forschungsteam herausgefunden. Zwei Dinge sind wichtig.
Wenn sich Eltern mehr Zeit für die Mahlzeiten nehmen, essen deren Kinder insgesamt mehr Obst und Gemüse. Das hat ein Forschungsteam um Professorin Jutta Mata, Gesundheitspsychologin an der Universität Mannheim und Professor Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin herausgefunden. Die Kinder essen im Durchschnitt etwa 100 Gramm mehr Obst und Gemüse, wenn sich die Zeit am Tisch um zehn Minuten verlängerte, schreiben die Forschenden in einer Mitteilung. Die Menge entspricht einem kleinen Apfel oder einer kleinen Paprika.
Für die Untersuchung luden die Forschenden 50 Elternteile und deren 50 Kinder zweimal zum typischen deutschen Abendbrot mit Brotscheiben, Aufschnitt und Käse sowie mundgerecht geschnittenen Obst- und Gemüsestücken ins Labor ein. Das Durchschnittsalter der Elternteile lag bei 43 Jahren. Die 25 Mädchen und die 25 Jungen waren zwischen sechs und elf Jahre alt. An der Untersuchung nahmen 36 Mütter und 14 Väter teil.
Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Eltern-Kind-Gespanne der einen Gruppe bekamen zuerst die Aufgabe, genauso lange beim Abendessen zu verbringen, wie sie es von zu Hause gewohnt waren. Beim zweiten Mal wurde die Dauer um rund 50 Prozent verlängert. Das entsprach im Schnitt zehn Minuten. In der zweiten Gruppe wurde mit der länger dauernden Mahlzeit begonnen und ein bis drei Wochen später ein Abendessen in gewohnter Dauer organisiert.
Zeitfaktor beeinflusst Ernährung
Die Forschenden sahen, dass die Kinder während der länger dauernden Mahlzeiten auch häufiger zu den Obst- und Gemüsestückchen griffen. Gleichzeitig aßen sie trotz längerer Essenszeiten nicht mehr Brot oder Aufschnitt. Sie griffen auch nicht häufiger zum Dessert, das nach dem Abendessen angeboten wurde.
"Diese Erkenntnis hat praktische Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, da eine zusätzliche Portion Obst und Gemüse täglich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um sechs bis sieben Prozent verringert", erklärt Professorin Mata. "Für einen solchen Effekt muss natürlich genügend Obst und Gemüse auf dem Tisch vorhanden sein - am liebsten mundgerecht", fügt die Gesundheitspsychologin hinzu.
Die Ergebnisse der Studie, die in der Fachzeitschrift "JAMA Network Open" veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die Verlängerung der Familienmahlzeit um etwa zehn Minuten die Qualität der Ernährung und des Essverhaltens von Kindern verbessern kann. Die Forschenden vermuten zudem, dass das in mundgerechte Stücke geschnittene Obst und Gemüse bequemer zu essen und daher für die Kinder verlockender war.
Quelle: ntv.de, jaz