Wissen

Was eintrat und was nichtWie man sich in den 90ern das Jahr 2025 vorstellte

31.12.2025, 10:09 Uhr
00:00 / 05:20
Geena-Davis-Characters-President-Mackenzie-Allen-Television-Commander-In-Chief-2005-27-September-2005-PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY-Copyright-MaryxEvansxAFxArchivexAbc-12598095-editorial-use-only
Bis zum Jahr 2025, so glaubte 1998 eine Mehrheit befragter US-Amerikaner, werde es eine Frau im US-Präsidentenamt geben - wie hier von Schauspielerin Geena Davis in der Serie "Welcome, Mrs. President" verkörpert. Fast wäre es auch so gekommen. (Foto: imago images/Mary Evans)

Wie Menschen in den 1990ern das Jahr 2025 sahen, zeigt eine erstaunliche Bilanz. Alte Umfragen und Prognosen offenbaren teils verblüffende Treffer. Doch gerade bei den größten Hoffnungen der Menschheit lagen die Vorhersagen oft daneben.

In den 1990ern war das Jahr 2025 noch weit weg. Doch die Menschen fragten sich auch damals, wie die Welt dann wohl aussehen würde. So tauchte 2025 in vielen Büchern und Filmen auf.

Aber auch die Forschung versuchte Ende des vergangenen Jahrhunderts, sich ein Bild zu machen. Doch was von den Annahmen und Vorhersagen ist tatsächlich eingetroffen?

Gallup-Umfrage 1998

Ende der 1990er Jahre führte das Meinungsforschungsinstitut Gallup eine Umfrage unter mehr als 1000 US-Bürgern durch. Die Forschenden wollten wissen, wie sich die Menschen damals Lebensqualität und Alltag im Jahr 2025 vorstellten. Auch fragten sie nach wichtigen Ereignissen, die bis dahin - 27 Jahre in der Zukunft - stattgefunden haben würden.

Was eintrat

Einige der Vorhersagen der Mehrheit traten tatsächlich ein: Die meisten Befragten sagten etwa voraus, dass bis 2025 ein schwarzer Präsident gewählt werden würde, was bereits 2008 mit Barack Obama geschah. Auch dass gleichgeschlechtliche Ehen in den USA legal und alltäglich sein würden, nahmen die meisten 1998 korrekt an. Sogar die Corona-Pandemie wurde in gewisser Weise vorhergesehen: So glaubte eine Mehrheit der Befragten, dass bis 2025 eine "tödliche neue Krankheit" auftreten würde.

Auch lagen viele richtig bei dem, was wahrscheinlich nicht eintreten wird: Etwa, dass Raumfahrt für normale US-Amerikaner alltäglich sein würde. Oder dass bis dahin außerirdische Lebensformen Kontakt mit der Menschheit aufnehmen würden. Dass Klonen von Menschen im Jahr 2025 weitverbreitet sein wird, hielten die meisten Befragten 1998 zu Recht für unwahrscheinlich.

Was nicht eintrat

Doch bei anderen Dingen lagen die Voraussagen der Mehrheit deutlich daneben. So glaubten die meisten der befragten US-Amerikaner, dass bis 2025 Menschen regelmäßig 100 Jahre alt werden und Krankheiten wie Krebs und Aids heilbar seien. Allerdings gab es bei Aids tatsächlich große Fortschritte und moderne Behandlungsmethoden können heute den Ausbruch der Krankheit verhindern.

Womit die meisten Befragten 1998 ebenfalls daneben lagen: Zwei Drittel waren überzeugt, dass eine Frau bis 2025 das Präsidentenamt in den USA innehaben wird. Nun gut, es war zwar zweimal (2016 und 2024) knapp, aber dennoch kam es nicht dazu. Auch dass die meisten Geschäfte durch den Internethandel verschwinden würden, nahm eine knappe Mehrheit an, eingetreten ist es so aber nicht.

Joseph F. Coates, 1994

1994 verfasste der (mittlerweile verstorbene) Zukunftsforscher Joseph F. Coates einen Bericht namens "The Highly Probable Future" (Die höchstwahrscheinliche Zukunft), in dem er Aussagen über eine Zukunft im Jahr 2025 traf. Seine Ausführungen basierten auf Analysen verschiedener, bereits damals beobachtbarer Trends. Doch wie richtig lag Coates mit seinen Vorhersagen?

Was eintrat

Erstaunlich präzise waren Coates' Prophezeiungen im Bereich Technologie. So sah er die rasante Verbreitung des Internets vorher: Im Jahr 2025, so nahm er an, werde "Kommunikation jederzeit und überall verfügbar sein". Er war zudem überzeugt, dass es unzählige virtuelle Gemeinschaften geben werde. Auch den Aufstieg der Künstlichen Intelligenz sagte er mit erstaunlicher Genauigkeit voraus: "Das Lernen von Maschinen, Systemen und Geräten wird die menschliche Intelligenz nachahmen oder übertreffen", so Coates.

Coates warnte auch bereits vor den Nachteilen der digitalen Zukunft. Die Menschen in den Industrienationen, schrieb er, würden "computererfahren", aber auch "computerabhängig" werden.

Was nicht eintrat

Coates sagte falsch voraus, dass die Genforschung die Rätsel des menschlichen Körpers bis 2025 vollständig entschlüsseln werde. Während der Trend dorthin zwar anhält, bleiben noch viele Fragen in der menschlichen Biologie ungeklärt. Auch die Ernährung werde von der Genetik umfassend revolutioniert, glaubte Coates. Er nahm fälschlicherweise an, es werde genetisch veränderte Lebensmittel geben, die an den individuellen Geschmack von Konsumenten angepasst seien.

Deutlich zu optimistisch sah Coates auch die politische Entwicklung der Welt, womöglich der Aufbruchstimmung Anfang der 1990er Jahre geschuldet. So sagte er die Entstehung einer "weltweiten Mittelschicht" voraus, die "eine starke Kraft für politische und wirtschaftliche Stabilität und bestimmte Formen der Demokratie" sein werde. Er glaubte zudem, dass es 2025 eine globale Währung sowie mächtige internationale Regierungsorgane geben werde - derzeit scheint die Entwicklung eher in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.

Quelle: ntv.de

90er JahreGenforschungDemokratieAidsCorona-KriseGlobalisierungAußerirdischeKlonen