Schlusslichter Berlin und Brandenburg Studie: Bildungssystem kommt nicht voran
18.08.2016, 15:09 Uhr
In der Studie haben Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg besonders gut abgeschnitten.
(Foto: dpa)
Der "Bildungsmonitor 2016" untersucht, wie gut sich die Bildungssysteme der Bundesländer entwickeln. Zum ersten Mal seit 13 Jahren sehen die Forscher keine Verbesserungen. Besonders große Sorgen bereitet ihnen das Angebot für Flüchtlinge.
Das deutsche Bildungssystem hat nach Ansicht von Wirtschaftsforschern zuletzt keine Fortschritte mehr gemacht. Im Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wurden erstmals in 13 Jahren im Durchschnitt der Bundesländer keine Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. Rückschritte gab es demnach bereits vor dem starken Zuzug an Flüchtlingen bei den Abschlüssen ausländischer Schüler.
Die von der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft in Auftrag gegebene Untersuchung misst anhand von insgesamt 93 Indikatoren die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems. Berücksichtigt werden dabei unter anderem die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen, die Qualität der schulischen Leistungen oder Abbrecherquoten. Die Daten beziehen sich zumeist auf die Jahre 2014 und 2015.
Milliarden für Flüchtlinge nötig
1. Sachsen
2. Thüringen
3. Bayern
4. Baden-Württemberg
5. Hamburg
6. Saarland
7. Sachsen-Anhalt
8. Rheinland-Pfalz
9. Niedersachsen
10. Hessen
11. Mecklenburg-Vorpommern
12. Bremen
13. Schleswig-Holstein
14. Nordrhein-Westfalen
15. Brandenburg
16. Berlin
Die Schulabbrecherquote unter Ausländern sei dabei innerhalb eines Jahres von 10,7 Prozent auf 11,9 Prozent gestiegen, erklärte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Das gebe "Anlass zur Sorge, denn mit der Bildungsintegration der Flüchtlinge steht die Bildungspolitik vor einer neuen, riesengroßen Herausforderung".
Die Wirtschaftsforscher kommen zu dem Schluss, dass für die Flüchtlinge die jährlichen öffentlichen Bildungsausgaben etwa für mehr Kita-Plätze und Lehrer für zusätzliche Schulkinder um insgesamt 3,5 Milliarden Euro erhöht werden müssten. Diese Forderung war bereits vor der offiziellen Vorstellung des Berichts bekannt geworden.
Konkret seien unter anderem rund 98.500 zusätzliche Kita-Plätze und Lehrer für 200.000 Schüler nötig. Langfristig seien die Ausgaben aber fiskalisch vorteilhaft, etwa durch eingesparte Sozialleistungen und mehr Steuereinnahmen, hieß es im Bericht.
Stärken und Schwächen der Länder
Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben laut der Studie Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg, die allerdings auch Schwächen aufweisen. Sachsen erreicht demnach Spitzenplätze bei der Forschungsorientierung, der Förderinfrastruktur und der Schulqualität, hat aber seit einigen Jahren einen Zuwachs an ausländischen Schulabbrechern.
Thüringen punktet mit hohen Bildungsausgaben je Schüler und sehr guten Betreuungsbedingungen. Das Bundesland habe jedoch einen sehr hohen Anteil älterer Lehrer, die in den kommenden Jahren nur schwer ersetzt werden könnten, urteilten die Forscher.
Bayern wiederum ist laut der Studie Spitze bei der beruflichen Bildung, bei der Vermeidung von Bildungsarmut und dem effizienten Mitteleinsatz im Bildungssystem, hat aber ebenso wie Baden-Württemberg weiterhin Nachholbedarf beim Ausbau von Ganztagsplätzen. Hamburg liegt bei der internationalen Ausrichtung des Bildungssystems vorne, verzeichnet aber auf der anderen Seite einen hohen Anteil an Schülern, die die Mindestanforderungen im Lesen oder Mathematik nicht erreichen. Auf den beiden letzten Plätzen rangieren Berlin und Brandenburg.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP