Verkatert ins Büro WM-Verhaltensregeln für die Arbeit
07.06.2014, 13:38 Uhr
Während der WM sind viele Fans nur halbherzig bei der Arbeit.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Fußball-WM in Brasilien steht in den Startlöchern, für viele Fans wird die Arbeit da zur Nebensache. Aber darf man überhaupt übernächtigt zur Arbeit kommen? Und wie sieht es mit Live-Ticker am Bürorechner aus?
Die schlechte Nachricht zuerst: Das deutsche Arbeitsrecht erwähnt Fußball mit keinem Wort. Ein Deutschland-Spiel ist kein Feiertag und auch während der WM heißt es: Arbeit geht vor. Die gute Nachricht: Es gibt einige Schlupflöcher, durch die Mitarbeiter trotzdem die WM genießen können.
Kann ich übermüdet und verkatert zur Arbeit kommen?
Offiziell nicht. Arbeitnehmer sind verpflichtet, ihre Freizeit so zu gestalten, dass ihre Arbeitsleistung nicht darunter leidet. "Minderleistung" aufgrund Schlafmangels und Alkoholkonsums ist ein Grund für eine Abmahnung. Im Wiederholungsfall, für den die WM reichlich Gelegenheit bietet, droht die Kündigung.
"Minderleistung" ist allerdings schwer nachweisbar und entsprechende Kündigungen scheitern oft vor dem Arbeitsgericht. Deutschland-Fans kommen in der Vorrunde ohnehin noch gut davon, der späteste Anpfiff ist gegen Ghana um 21 Uhr an einem Samstag.
Die Gewerkschaften machen sich dafür stark, dass Unternehmen auch Mitarbeitern in Schichtdiensten ermöglichen, vor dem Fernseher mitzufiebern. "Wenn Spiele spät nachts stattfinden, dann guckt doch, dass ihr eure Arbeitnehmer am nächsten Tag einfach mal eine Stunde oder zwei Stunden später anfangen lasst", hatte etwa Carsten Burckhardt, Vorstandsmitglied der IG Bau, gefordert.
Viele Unternehmen wie Daimler und Bosch zeigen sich bereit, ihr Schichtsystem vorübergehend zu ändern oder während der WM auf flexible Arbeitszeiten zu setzen. Wer also auch die späten Spiele, die zum Teil erst nach Mitternacht beginnen, sehen will, sollte einfach mal mit seinem Chef sprechen.
Was passiert, wenn ich die Arbeit schwänze?
Hier winkt erstaunlicherweise nicht sofort die Kündigung. Wer der Arbeit unerlaubt fernbleibt, bekommt aller Wahrscheinlichkeit nach eine Abmahnung, die Kündigung folgt erst im Wiederholungsfall. Auch das Verlassen des Arbeitsplatzes ohne Genehmigung ist "Arbeitsverweigerung".
Täuschen Fußball-Fans eine Krankheit vor und werden dann beim Feiern erwischt, stehen sie mit einem Bein im Arbeitsamt. Denn "kranke" Arbeitnehmer dürfen privat nichts unternehmen, was den Genesungsprozess behindert - und das dürfte bei einer Fußball-Party nur schwer zu vermitteln sein.
Habe ich Urlaubsanspruch für die WM?
Der Vorgesetzte muss den Urlaubsplänen immer zustimmen, er kann sie also auch ablehnen. Auch unbezahlter Sonderurlaub ist Sache des Betriebs, ein Anrecht darauf gibt es in Deutschland nicht.
Kann mich mein Arbeitgeber zu Überstunden zwingen?
Das kommt auf den Arbeitgeber an. Überstunden sind betrieblich geregelt. Nur wenn sie im Arbeitsvertrag festgehalten sind, kann der Chef von seinen Mitarbeitern verlangen, über die normale Arbeitszeit hinaus zu arbeiten. Das gilt natürlich auch für die WM. Gibt es keine Überstundenregelung, kann sich der Arbeitnehmer weigern, nach Feierabend weiterzuarbeiten.
Kann ich mir die Spiele auf der Arbeit anschauen?
Anschauen nicht, dafür aber anhören. Denn Radio-Übertragungen sind generell auch während der Arbeitszeit gestattet, da der Mitarbeiter trotzdem seiner Arbeitspflicht nachkommen kann. Der Arbeitgeber kann das Radiohören nur verbieten, wenn es die Arbeitsatmosphäre oder den Kundenkontakt stört. Fußball-Fans sollten also Kopfhörer mit zur Arbeit bringen.
TV-Übertragungen muss der Arbeitgeber nicht anbieten. Sollte er es dennoch tun, kann er verlangen, dass die versäumte Arbeitszeit nachgeholt wird. Gefährlich wird es beim Internet-Liveticker. Auch wenn manche Unternehmen ihren Mitarbeitern das private Surfen im Internet erlauben, beinhaltet das nicht die exzessive Nutzung wie das Verfolgen eines ganzen Fußball-Spiels. Es droht die Abmahnung und im Wiederholungsfall die fristlose Kündigung.
Darf ich auf der Arbeit ein Trikot tragen?
Das kommt auf den Arbeitgeber an. Viele Unternehmen haben eine Kleiderordnung. Wo Anzüge und Lederschuhe getragen werden, wird ein Trikot wohl eher nicht toleriert werden. Gibt es keine Regeln zur Arbeitskleidung, steht dem Fan-Outfit nichts im Wege.
Quelle: ntv.de