"Linker Empörungszirkus" Union greift SPD-Fraktionsvize wegen Demo-Teilnahme an
27.10.2025, 00:05 Uhr Artikel anhören
Für Vielfalt und gegen Merz: Wiebke Esdars Engagement kommt bei der Union nicht gut an.
(Foto: picture alliance / dts-Agentur)
Nach dem Wirbel um Äußerungen des Bundeskanzlers zum Stadtbild nimmt auch eine führende Sozialdemokratin an Gegen-Demonstrationen teil. Unionsfraktionschef Spahn hat kein Verständnis für SPD-Fraktionsvize Esdar und sieht die Mehrheit der Deutschen hinter Merz.
Die Spitze der Union hat irritiert auf die Teilnahme von SPD-Fraktionsvize Wiebke Esdar an einer Demonstration gegen die "Stadtbild"-Äußerung von Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz reagiert. Unionsfraktionschef Jens Spahn sagte in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin": "Opposition in der Regierung - das hat noch nie funktioniert." Der erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger, sagte dem "Tagesspiegel": "Wer als SPD-Führungskraft gegen den Bundeskanzler der gemeinsamen Koalition demonstriert, trägt leichtfertig dazu bei, dass die Menschen uns weniger zutrauen, gut zu regieren."
Seit Tagen gehen Menschen gegen die Äußerungen von Merz zu Migration und zum "Stadtbild" auf die Straße. Am Freitagabend gab es auch in Bielefeld eine Kundgebung, die dortige Bundestagsabgeordnete Esdar nahm daran teil. Sie selbst sagte der Onlineausgabe nw.de der Tageszeitung "Neue Westfälische": "Ich nehme mein Demonstrationsrecht wahr - wie es zum Glück in Deutschland jedem zusteht." Sie betonte weiter, das Motto "Wir sind das Stadtbild" stehe für eine bunte, weltoffene Stadt ohne Diskriminierung.
"Fragen Sie mal Ihre Töchter"
Merz hatte am 14. Oktober gesagt, die Bundesregierung korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik und mache Fortschritte, "aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen". Später sagte er auf Nachfrage: "Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte."
Am Mittwoch konkretisierte er dann, Probleme würden diejenigen Migranten machen, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus hätten, nicht arbeiteten und sich auch nicht an die in Deutschland geltenden Regeln hielten.
Spahn: Menschen wussten, was Merz meint
Spahn nahm Merz gegen Kritik in Schutz: "Der Bundeskanzler spricht aus, was die große Mehrheit der Deutschen denkt. Der linke Empörungszirkus der letzten Tage - der geht ja an der Realität der Menschen vorbei. Die allermeisten haben von Anfang an auch gewusst, was er meint", sagte der Fraktionschef.
Es gehe nicht um Hautfarbe oder Ethnien und auch nicht um die große Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund in erster, zweiter, dritter Generation, die die Zukunft des Landes mitgestalten wollen. "Sondern um Situationen an Hauptbahnhöfen, Marktplätzen, wo wir Verwahrlosung sehen. Um Straßenzüge und Stadtteile, wo Juden, Schwule, Frauen sich nicht hintrauen. Wo wir steigende Kriminalität haben", sagte Spahn.
"Ich möchte Stadtbilder haben, wo Schwule und Juden zeigen können, wer und was sie sind, ohne Angst haben zu müssen", betonte Spahn. "Ich möchte Weihnachtsmärkte haben, die nicht wie Festungen aussehen müssen", fügte er hinzu. "Viele Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sehen es genauso", sagte der CDU-Politiker. Er erklärte: "Lassen Sie uns ins Tun kommen, damit wir die Sicherheit erhöhen, damit wir Recht durchsetzen, damit das Stadtbild wieder so wird, dass alle mit und ohne Migrationshintergrund sich wohlfühlen."
Quelle: ntv.de, mau/dpa