Auto

Die schwedische Revolution 20 Jahre Volvo 850

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"Reifen rauchende Rakete" wird die Top-Version des Volvo 850 in den USA respektvoll genannt. Nicht gerade eine typische Bezeichnung für die ansonsten eher an Sicherheit und Raumökonomie interessierten Schweden. Und auch sonst bricht die 1991 vorgestellte Mittelklassebaureihe mit einigen Gewohnheiten.

Frontantrieb, Fünfzylindermotoren und eine Heimat außerhalb Schwedens: Der Volvo 850 war für die Traditionsmarke aus mehreren Gründen eine Revolution. Das neue Konzept hatte Erfolg – die Unabhängigkeit Volvos konnte es trotzdem nicht retten.

Mit dem 850 wollte Volvo endgültig den großen Sprung nach vorn schaffen und weltweit zu Audi, BMW und Mercedes aufschließen. Ziele, die trotz des enormen Entwicklungsaufwands nur teilweise realisiert wurden. So konnte der erste Mittelklasse-Volvo mit Vorderradantrieb, optionalem Allradantrieb und bis zu 184 kW/250 PS starken Fünfzylinder-Motoren zwar das einstige sportliche Markenimage wiederbeleben und mit Seitenaufprallschutz und Seitenairbags die Liste der schwedischen Sicherheitsinnovationen ergänzen. Außerdem handelte es sich um das größte Entwicklungsvorhaben in der Geschichte der Marke, zu dem sogar die Einrichtung eines neuen Werks in Gent, Belgien zählte.

Durchbruch mit dem Kombi

Der Kombi punktet mehr als die Limousine.

Der Kombi punktet mehr als die Limousine.

Nachdem Volvo 1990 erstmals in die roten Zahlen gerutscht war, musste der 850 ein Gewinner werden. Als kurz danach auch noch die Verlobung mit Renault überraschend aufgelöst wurde, lastete noch mehr Erfolgsdruck auf der neuen nordischen Mittelklasse. Erwartungen, denen der 850 erst nach und nach gerecht wurde. Denn anfangs gab es den 850 GLT nur mit einem einzigen Motor und nur als Limousine. Den endgültigen Durchbruch brachte erst zwei Jahre später der Kombi, der hierzulande zum gleichen Preis angeboten wurde wie die Limousine.

Mit unverwechselbarer vertikaler Rückleuchtenreihe in der C-Säule als Erkennungszeichen und einem ganzen Portfolio leistungsstarker Fünfzylinder – als bis dahin einziger Kombi startete der 850 sogar erfolgreich bei Tourenwagenrennen der britischen BTCC-Serie – weckte der vielseitige Schwede nun die erhoffte Begehrlichkeit nicht nur bei Volvo-Stammkunden sondern auch bei Fahrern von Audi Avant, BMW Touring und Mercedes T-Modell. Schon 1994 war jeder zweite in Deutschland verkaufte Volvo ein 850 und in Schweden belegte die Modellreihe sogar Platz eins der Zulassungsstatistik – im nationalbewussten Norden für ein Auto aus kontinentaleuropäischer Produktion ein bis dahin nicht für möglich gehaltenes Resultat.

Nie gekannte Stückzahlen

Volvo-Werbung in den USA.

Volvo-Werbung in den USA.

Volvos Imagewandel zum Hersteller begehrenswerter Fahrmaschinen, die mehr transportierten als Familie und Freizeit, nahm Fahrt auf. 1995 umfasste die konsequent erweiterte 850-Palette bereits sechs Motoren, darunter den bis dahin stärksten skandinavischen Turbo aller Zeiten mit 176 kW/240 PS aus fünf Zylindern. Auch der 850 AWD, der als erster schwedischer Großserien-Pkw mit Allradantrieb, sorgte für Aufsehen. Amerikanische Medien feierten ihn als Reifen rauchende Rakete

Den angestrebten Rang eines weltweit anerkannten Premiumherstellers erreichte Volvo zwar so schnell nicht, der Anfang war aber gemacht. Vor allem kamen die Schweden mit dem 850 in so kurzer Zeit auf noch nicht gekannte Stückzahlen. Nicht verhindern konnten der 850 und seine Ende 1997 eingeführten Facelift-Nachfolger S70/V70 jedoch, dass Volvo seine Unabhängigkeit verlor. Nach gescheiterten Allianz-Verhandlungen mit Renault wurde das Göteborger Unternehmen 1999 von Ford übernommen.

Quelle: ntv.de, SP-X

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