BMW stellt großes Coupé vor Allrad jetzt auch im 6er
04.07.2011, 07:14 Uhr
Zwei Turbo-Benziner und ein Dieselmotor stehen für die wohlsituierten Kunden zur Auswahl.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Nachdem BMW im Frühjahr das neue 6er Cabrio auf den Markt gebracht hat, legen die Münchner jetzt mit einem Coupé nach. Wichtigste Neuerung gegenüber dem Cabrio ist aber nicht das feste Dach. Das Coupé ist als Allrad-Variante zu haben.
Wie kann man aus einem sportlichen Cabrio 100 Kilo Gewicht herausholen, ohne dabei den Komfort zu verringern? Man macht einfach ein Dach drauf. So wie BMW es bei der 6er-Baureihe jetzt tut. Diese zwei Zentner sind genau die Gewichtsersparnis, die das Coupé von dem Stoffdach-Gleiter unterscheidet.

Durch Feinschliff an der Front wirkt das Fahrzeug breiter, obwohl es nur 3,9 Zentimeter Zuwachs sind.
(Foto: eb.andriuolo)
Gleichzeitig, so offenbart BMW-Entwicklungsvorstand Dr. Klaus Draeger jetzt bei der Präsentation des Coupés, sei die Karosserie des neuen Zweitürers um mehr als 50 Prozent steifer geworden. Das komme der Fahrdynamik und der Sicherheit zugute. Der Grund für den enormen Gewichtsunterschied der beiden Karosserievarianten liegt auf der Hand: Weil das feste Dach als versteifendes Element fehlt, müssen im Unterbau des Cabrios die stabilisierenden Elemente untergebracht werden. Dieser zusätzliche Stahl erhöht das Fahrzeuggewicht erheblich.
Für BMW kommt die Einführung des Coupés keinen Tag zu früh. Zwar hat die Baureihe in den USA ihren Hauptabsatzmarkt, doch es darf davon ausgegangen werden, dass die Kunden sich auch dort nach Neuem sehnen. In Deutschland zumindest registrierte das Kraftfahrtbundesamt im vergangenen Jahr nur noch knapp mehr als 700 Neuzulassungen des großen BMW-Coupés.
Durchzugs-Meister ist der Diesel
Wichtigste Neuerung gegenüber dem Cabriolet ist aber nicht das feste Dach, sondern ein Allradantrieb. Der ist vor allem für den amerikanischen Markt von Bedeutung, auch wenn in den absatzstarken Gegenden Kalifornien und Florida Eis und Schnee eher seltene Wetterphänomene sind. Der 4x4-Antrieb, bei BMW xDrive genannt, wird für die Spitzenmotorisierung 650 i angeboten. Bekanntermaßen bringt eine weitere angetriebene Achse wieder zusätzliches Gewicht ins Auto, so dass der Vorsprung auf der Waage am Ende auf 25 Kilogramm schrumpft.

Die zusätzliche Länge kommt dem Radstand zugute und damit dem Fußraum im Fond.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Trotz der erhöhten Masse kommt der allradgetriebene 650er besser vom Fleck. Der Traktionsvorteil ist mit der Stoppuhr zu messen und beträgt auf der klassischen Sprintstrecke von 0 bis 100 km/h genau 0,1 Sekunden. Die heckgetriebene Version braucht 4,9 Sekunden. Als dritte Motorvariante bietet BMW den 640d an. Der doppelte aufgeladene Reihensechszylinder verspricht mehr Drehmoment als der Achtzylinder-Benziner (630 : 600 Newtonmeter) und schafft ebenfalls 250 km/h Spitze. Als Durchschnittsverbrauch nach EU-Norm gibt BMW für den Selbstzünder 5,5 Liter je 100 km an. Die Kraftübertragung übernimmt bei allen Versionen eine Achtgang-Automatik aus ZF-Entwicklung, die natürlich auch über eine Start-Stopp-Fähigkeit verfügt.
Das neue BMW 6er Coupé ist wie sein Freiluft-Schwestermodell im Vergleich zum Vorgänger deutlich gewachsen: 7,4 Zentimeter mehr in der Länge und 3,9 in der Breite lassen das Fahrzeug bei gleichzeitig 0,5 Zentimeter weniger Höhe sehr gestreckt erscheinen. Das Mehr an Länge kommt dem Radstand zugute, der jetzt 2,86 Meter beträgt. Da in der Konstruktion kein Verdeckkasten zu berücksichtigen war, fällt der Knie- und Fußraum spürbar großzügiger aus als im Cabrio. Das flach nach hinten abfallende Dach schränkt jedoch den Kopfraum ein und auch beim Zustieg nach hinten sollte ein Erwachsener etwas Gelenkigkeit mitbringen. Der Kofferraum blieb mit 450 Litern exakt so groß wie beim Vorgänger. Das für die anvisierte Kundschaft wichtige Maß des Golfbag-Transports wird somit gleich für drei Spieler erfüllt.
Fahrerlebnis per Schalter
Der Innenraum verwöhnt seine Passagiere mit dem erwartet hochwertigen Ambiente. Fein genarbtes Leder, edle Hölzer und die klar strukturierte Bedienlogik der BMW-Cockpits schaffen Wohlfühl-Atmosphäre. Was früher eine Wahltaste für die Fahrwerkabstimmung war, wo zwischen sportlich-straff und komfortorientiert unterschieden wurde, ist nun zum "Fahrerlebnisschalter" mutiert. Außer den Programmen "Comfort", Sport" und "Sport+" kann der Fahrer auch noch das Programm EcoPro" einstellen. Es aktiviert verschiedene Maßnahmen zur Effizienzoptimierung, verändert die Kennlinien für Gashebel und Getriebe und hilft so, die wirtschaftlichste Gangart zu finden.
Ferner greift der Modus auch in das Klimamanagement für den Innenraum ein. Weniger Leistung für Kühlung und Gebläse kommt schließlich ebenfalls der Verbrauchsoptimierung zugute. Als Motivation für die Person am Steuer werden im Display dann so genannte "Bonus-Kilometer" eingeblendet, also die durch zurückhaltende Fahrweise erreichte zusätzliche Reichweite. Unter den Bedingungen des EU-Normtests kommt der 640i mit bestenfalls 7,6 Litern Benzin je 100 Kilometer aus, das Spitzenmodell mit Allradantrieb wurde mit 11,3 Liter getestet.
Dezenter Sound auch im Sprint
Dieser Kraftmeier unter den 6er Coupés leistet 407 PS. Der Druck wird durch die zwischen den Zylinderbänken des V8 liegenden Turbolader aufgebaut. Nicht weniger beeindruckend dürfte der Schub in der Dieselversion sein, denn dort muss die Traktionskontrolle 630 Newtonmeter im Zaum halten. Der 640d lässt mit 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h so machen sportlichen Benziner alt aussehen.
Souveräne Kraftentwicklung und entspanntes Gleiten kennzeichnen denn auch die ersten Testkilometer mit dem Fahrzeug, das laut Dr. Klaus Draeger "eine besondere Form der Emotionalität" bietet. Noch emotionaler wäre es, wenn der kraftvolle Motor auch einen solchen Sound mobilisieren würde. Doch da hat man sich lieber für eine dezente Klangfarbe entschieden. Um 200 km/h sind die Windgeräusche die auffälligste akustische Begleiterscheinung, die in erster Linie von den Außenspiegelgehäusen herrühren dürften. Im 6er-Coupé ist die Technik kein Selbstzweck, sondern, so der Entwicklungsvorstand, dazu da, "das Fahren zu einem besonderen Erlebnis zu machen". Das ist es tatsächlich, vor allem dann, wenn man für 1950 Euro extra die Aktiv-Integrallenkung mitbestellt. Sie wirkt zusätzlich auf die Hinterräder und ermöglicht es, das fast 4,90 Meter lange Schiff agil um die Ecken zu zirkeln.
Vom Start weg sind alle vier Versionen des 6er-Coupés lieferbar, den Einstiegspreis liefert der 320 PS starke 640i, der ab 74.700 Euro zu haben ist. Der Diesel ist mit 78.200 Euro zu veranschlagen und für das allradgetriebene Spitzenmodell 650i xDrive werden 89.100 Euro verlangt. Auch das Cabrio ist dann mit 4x4-Antrieb verfügbar, es kostet noch einmal rund 8500 Euro mehr.
Quelle: ntv.de