Leistungsspritze für den Kompakten Audi S3 sattelt drauf
15.04.2013, 12:07 Uhr
In der Neuauflage bringt der Audi S3 satte 300 PS auf die Straße.
(Foto: Axel F. Busse)
Turbo ist Pflicht. Das hat sich auch 14 Jahre und zwei Modellgenerationen nach dem ersten Erscheinen des Audi S3 nicht geändert. Der Wandel ist an anderen Werten abzulesen: 13 Prozent mehr Leistung stehen 16 Prozent weniger Verbrauch gegenüber.
Als sportliches Spitzenmodell der A3-Baureihe hat der Audi S3 seit 1999 die Fangemeinde für die kompakten Renner angesprochen - doch nicht alle. Bekanntermaßen stehen US-Amerikaner ebenso wie Chinesen nicht unbedingt in einer Liebesbeziehung zu den so genannten Hatchbacks, weshalb Audi gerade auf der Auto Show in New York den A3 als Stufenheck-Variante vorgestellt hat. Darauf, dass nach Drei- und Fünftürer der S3 bald auch als Limousine zu haben sein wird, dürfen schon mal Wetten abgeschlossen werden.

Bequem, aber teuer: Die S-Sportsitze geben prima Halt, Kontrastfarben beleben den Innenraum.
(Foto: Axel F. Busse)
In der jüngsten Ausgabe des S3 werden den Insassen 300 PS fürs Fortkommen angeboten. Das sind 35 mehr als beim Vorgänger. Quelle der Kraft bleibt ein aufgeladener, zwei Liter großer Vierzylindermotor. Inzwischen wird er mit einem maximalen Ladedruck von 1,2 bar gefahren, um die Leistungsausbeute zu optimieren. Analog steigt auch das maximale Drehmoment, das nun 380 statt bisher 350 Newtonmeter beträgt. Damit erreicht das neue Triebwerk das Niveau aktueller Top-Diesel, die bekanntlich weitaus höher verdichtet sind.
Klingt nach mehr Hubraum
Den S3 gibt es ausschließlich mit Quattro-Antrieb, und das ist auch gut so. Wenn rechnerisch jeweils 75 PS an den Rädern zerren, ist die Kraft wesentlich leichter auf die Straße zu bringen, als allein über eine Achse. Um die Kraftverteilung dynamisch, stabil und bedarfsgerecht zu gewährleisten, wurde die Lamellenkupplung zur Moment-Verteilung zwischen Vorder- und Hinterachse neu entwickelt. Agilität und Traktion, insbesondere beim Beschleunigen am Kurvenausgang, konnten laut Audi so wirksam verbessert werden. Wenngleich dieser Unterschied wohl nur auf der Rundstrecke und in Hundertsteln erfahrbar ist, gibt das Ohr deutliche Signale einer Weiterentwicklung. Ein fetter Abgassound entweicht aus den vier Endrohren und die kraftvolle Akustik lässt noch weit mehr Hubraum als die tatsächlich vorhandenen 1984 Kubikzentimeter vermuten.
Die Audianer haben kräftig nachgeholfen, damit das Geräusch auch zu den tatsächlichen Fahrleistungen (unter fünf Sekunden von Null auf hundert, 250 Spitze) passt. Zum einen wird beim Gangwechsel der S-tronic (1900 Euro Zusatzkosten) automatisch ein kurzes Zwischengas eingesteuert, zum anderen sorgt ein elektromechanischer Sound-Aktuator für eine adäquate Geräuschentwicklung. Bei höherer Last und Drehzahl öffnen sich in der zweiflutigen Abgasanlage die beiden Soundklappen, die den Klang noch voller erscheinen lassen. Erstaunlich, wie viel davon im Innenraum ankommt, ist man sonst doch sehr bestrebt, zur Verbesserung des Komforts das Schallniveau niedrig zu halten.
Neu ist darüber hinaus die sogenannte Progressivlenkung. Ihre Zahnstange ist so verzahnt, dass die Übersetzung abhängig vom Lenkeinschlag variiert. Der Effekt: Bei geringem Einschlag um die Mittellage ist die Fahrzeug-Bewegung fein dosierbar, bei starken Lenkbewegungen wird die Richtungsänderung noch direkter wahrgenommen. Die Progressivlenkung ist in allen Modellen ebenso enthalten wie das Fahrdynamiksystem Audi drive select, für das in anderen Modellen der Baureihe 200 Euro Aufpreis verlangt werden. Der Hersteller legt allerdings nahe, dass die Vorteile dieser Systeme mit der optionalen Dämpferregelung magnetic ride erst so richtig zur Geltung kommen. Zusätzliche Kosten: 1200 Euro.
Mit krawalligem Gestus
Wer rund 40.000 Euro für ein 4,25 Meter langes Auto ausgibt, will meist nicht übersehen werden. Zur Unterscheidung von einem gewöhnlichen A3 dienen die Chromeinfassung des Single-Frame-Grills und seine horizontalen Doppelquerstreben, die seitliche Lufteinlässe des neu gestalteten Stoßfängers sowie der in Wagenfarbe lackierte Dachkantenspoiler. Kleidsamer als die Standard-Sportsitze für den Innenraum sind die S-Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, ausziehbarer Oberschenkelauflage und Rautensteppung. Deren Mehrpreis erscheint mit 645 Euro zunächst erträglich, jedoch sind sie nur in Verbindung mit Lederpolsterung "Feinnappa" erhältlich. Mehrkosten 1250 Euro.
Insbesondere in Verbindung mit der S-tronic vermittelt der S3 bei ersten Testrunden einen ausgewogenen und überzeugenden Eindruck. Ohne ruppige Härte und ohne die sportliche Attitüde zu sehr zu betonen, scheint er auch als Gebrauchsauto im täglich neu herausfordernden Großstadtdschungel unkompliziert und kommod. Wird er nach Passieren des Ortsschilds von der Leine gelassen, kann er giftig ums Eck jagen und mit krawalligem Gestus seinen Platz im Revier einfordern.
Muss der Ampelsprint die Hierarchie bestimmen, bleiben die 6,9 Liter Durchschnittsverbrauch vom Rollenprüfstand natürlich ein Wunschtraum. Wird das Edelstahlpedal rechts entsprechend beansprucht, zeigt der Bordcomputer leicht 8,3 Liter an. Das war der Durchschnittsverbrauch des Vorgängermodells. Entsprechend veranlagte Fahrer vorausgesetzt dürfen es auch zehn sein. Nur: Wer sich einen S3 gönnt, ist meist kein Pfennigfuchser. Mit den 38.900 Euro Einstiegspreis ist es ja längst nicht getan. Ein paar Leckerlis aus dem reichen Sortiment der Assistenzsysteme, ein bisschen mehr Entertainment und Komfort - schnell ist die 50.000-Euro-Grenze geknackt.
Quelle: ntv.de