Auto

Renovierungen in der Q7-Baureihe Audis V8 nur noch als Diesel

Optisch hat der neue Q7 nur leichte Retuschen erfahren.

Optisch hat der neue Q7 nur leichte Retuschen erfahren.

Mit einer Modellpflege will Audi den schwachen Verkauf des Q7 wieder ankurbeln. Optisch gibt es nur leichte Veränderungen. Das Überraschende steckt unter der Haube.

Es war wirklich nicht das Jahr der schweren Geländegänger. Abwrackprämie auf der einen, Umweltsensibilität auf der anderen Seite trieben die Kunden 2009 in die Salons der Kleinwagenhersteller. Mit einem Rückgang der Zulassungen um mehr als die Hälfte gehörte der Audi Q7 zu den am stärksten gebeutelten Vertretern des SUV-Segments. Mit der zweiten Auffrischung des Allrad-Dickschiffs will die Ingolstädter Marke neue Anreize schaffen.

Schonend geht das geliftete Modell mit den Vorgängern um, denn auf optische Unterschiede wurde verzichtet. Wer schon mit den Motoren der ersten Generation unterwegs sein muss, der soll nicht auch noch dadurch gestraft werden, dass sein Auto im Wortsinne "alt" aussieht. Das den aktuellen Notwendigkeiten angepasste Motorenprogramm bietet eine Überraschung: Der V8-Benziner ist passé. Audi geht damit den gleich Weg wie die Konzernmutter Volkswagen, die beim neuen Touareg ebenfalls die großvolumigen Ottomotoren aus dem Programm nahm.

Weniger Zylinder, fast gleiche Leistung

Die Aufgabe des V8 übernimmt künftig – ganz im Sinne des Downsizing-Prinzips – ein aufgeladener 3-Liter-V6, der 333 PS leistet. Er findet nicht nur in sportlichen Limousinen wie dem S4, sondern auch in Hybrid-Autos wie etwa dem Touareg und dem Cayenne-Hybrid Verwendung. Eine ausführliche Testfahrt zeigte keine Belege dafür, dass diese Motorisierung mit Einbußen beim Temperament oder dem souveränen Fahrgefühl des Q7 verbunden ist. Laut Audi sollen sich aber die Kunden darauf freuen, dass der Motor nicht mehr ganz so durstig ist, wie es beim 350 PS starken V8-Benziner der Fall war.

Einen Achtzylinder-Benziner sucht man nach der Überarbeitung vergebens.

Einen Achtzylinder-Benziner sucht man nach der Überarbeitung vergebens.

Gleichwohl: Ein Schritt in die richtige Richtung mögen 10,7 Liter nach EU-Norm vielleicht sein, vor allem dann, wenn es darum geht, ein rund 2,5 Tonnen schweres Fünfmeter-Schiff in Gang zu bringen. In der Praxis dürfte dieser Wert wohl allzu oft verfehlt werden, denn das große SUV ist erstaunlich griffig und von leichter zu Hand zu fahren. Es fordert geradezu heraus, die spontane Kraftentfaltung zu suchen, die direkte Reaktion auf Gashebelbewegungen zu provozieren.

Leistungsreduzierte Variante

Für dies Vergnügen wird die Sondersteuer an der Zapfsäule fällig, bei der Testfahrt waren es nach einer launigen Reise über Autobahn, Landstraße und Schotterweg laut Bordcomputer am Ende 16 Liter je 100 Kilometer. Bei diesem Austritt war nur der Fahrer an Bord, wer häufiger mit fünf Personen und Gepäck unterwegs ist, wird wohl zurückhaltender fahren, aber seinen Verbrauchsschnitt wegen des erhöhten Gewichts auch bei 15 Litern finden.

Daran ändert die Tatsache, dass Audi von seinem Allzweck-Turbomotor nun auch noch eine leistungsreduzierte Variante mit 272 PS anbietet, nur wenig. Auf dem Rollenprüfstand schnitt dieser Motor ebenfalls mit 10,7 Litern ab. Wer Unterschiede sucht, findet sie beim Drehmoment (440 zu 400 Newtonmetern), bei der Sprintfähigkeit (6,9 zu 7,9 Sekunden sowie bei der Höchstgeschwindigkeit (245 zu 225 km/h). Und natürlich beim Preis. Während der stärkere Motor mit 62.800 Euro zu Buche schlägt, ist der Einstiegsbenziner ab 52 900 zu haben. Immerhin ist die geschmeidige und weit gespreizte Achtgang-Automatik für beide Modelle im Preis enthalten. Sie kann den Motor beim Ampelstopp vorübergehend stilllegen, was der Verbrauchsminderung zugute kommt.

Erleichterung beim Motor und Getriebe

Oder man tut das, was mehr als 90 Prozent der Q7-Käufer in Deutschland im ersten Quartal taten – nämlich ein Dieselmodell wählen. Audi steht in Treue fest zum V8-Diesel, während die Kollegen von BMW ihrem großvolumigen Selbstzünder schon abgeschworen und durch einen aufgeladenen Sechszylinder ersetzt haben. Selbst der V12-Diesel wird weiter im Angebot bleiben, obwohl der 500-PS-Bolide inzwischen in eher homöopathischen Dosen an die kleine Gemeinde von Drehmoment-Junkies abgegeben wird.

Ein neuer Sechszylinder soll es richten. Die angegebenen Verbrauchswerte sind allerdings kaum zu erreichen.

Ein neuer Sechszylinder soll es richten. Die angegebenen Verbrauchswerte sind allerdings kaum zu erreichen.

Worin sich der neu entwickelte Sechszylinder-Diesel, der wiederum 240 PS leistet, nur tatsächlich vom Vorgänger unterscheidet, ist von Kunden ohne Maschinenbau-Studium nur schwer auszumachen. Bisher war der Dreiliter-Selbstzünder das beliebteste Aggregat im Programm. Die Audi-Tüftler speckten am Nachfolger noch einmal 30 Kilogramm ab, auch die Achtgang-Automatik wiegt trotz zweier zusätzlicher Schaltstufen rund elf Kilo weniger als die zuvor verwendete Sechsgang-Automatik. Mittels des Feintunings konnte der Normverbrauch nun auf 7,4 Liter je 100 Kilometer gesenkt werden, was in der Zwei-Tonnen-Plus-Liga wirklich ein respektabler Wert ist.

V12 ist der Platzhirsch

Beim 4,2-Liter-V8-Diesel, der bereits im A8 angeboten wird und möglicherweise sogar eine Wiedergeburt als Porsche-Panamera-Antrieb erlebt, fällt die Ersparnis nicht ganz ganz so üppig aus. Um 0,7 Liter konnte der Normwert gesenkt werden, so dass der 340 PS starke Motor laut Hersteller mit 9,2 Litern Diesel auf 100 Kilometern auskommt.

In der nunmehr sechs Modelle umfassenden Baureihe bleibt der 500 PS starke V12-Diesel der Platzhirsch, der mit 11,3 Litern Normverbrauch lediglich 0,6 Liter über dem günstigsten Benziner rangiert. Um diese relative Genügsamkeit zu erwerben, muss man allerdings mehr als doppelt soviel bezahlen: 132.400 Euro kostet das Topmodell.

Quelle: ntv.de

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