45 Jahre Audi 80 Audis große Nummer
31.08.2011, 13:40 Uhr
Ein Audi 80 aus dem Jahr 1978.
(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)
Mit dem Audi 80 begann für das Ingolstädter Unternehmen der Weg zum Premiumanbieter. Doch der begann vor 45 Jahren nicht ohne Probleme. Denn es gab jede Menge etablierten Wettbewerb.
Seit dem Nachkriegs-Neustart von Audi im Jahr 1965 sind die Ingolstädter auf dem Weg zum selbst gesetzten Ziel eines Premium-Weltmarktführers. Entscheidende Starthilfe dabei gab der Audi 80, dies in fünf Generationen und mit einer Gesamtauflage von über 4,4 Millionen Einheiten.
Ihr Debüt gab die Nummer 80 im September 1966. Mit ihr bekam der bereits ein Jahr zuvor eingeführte erste Audi der Nachkriegszeit eine Typbezeichnung. Lanciert wurde die auch optisch aktualisierte 53 kW/72 PS leistende Limousine mit Viertaktmotor unter der revitalisierten Markenbezeichnung "Audi" - die Renaissance der 1940 untergegangenen Marke. Im September 1966 folgten als Weiterentwicklung die 8 PS stärkeren zwei- und viertürigen Limousinen Audi 80 und der zweitürige Kombi Audi 80 Variant. Alle Audi hatten den schon bei DKW markentypischen Vorderradantrieb, in jenen Jahren noch ein Ausweis von Progressivität.
Schwieriger Neustart
Dennoch war es ein schwieriger Neustart in der schon damals dicht besetzten Mittelklasse. Gegen die etablierten deutschen Konkurrenten Opel Rekord, Ford 17M und VW 1500/1600 konnte sich der Neue aus Ingolstadt nur allmählich durchsetzen. Immerhin entwickelte sich die Audi-Modellreihe mit dem internen Code F103 zu einer ganzen Typenfamilie von Audi 60 bis Audi Super 90, die allerdings den mittleren Typ 80 schon im Dezember 1968 zugunsten des Neulings Audi 75 in den vorläufigen Ruhestand schickte.
Es sollte aber nur ein kurzer Ruhestand für die Nummer 80 werden. 1969 war aus der Verschmelzung der Unternehmen Auto Union und NSU die neue Audi NSU Auto Union AG unter dem Dach des Volkswagenkonzerns entstanden. Der im Sommer 1972 enthüllte neue Audi 80 wurde Vorreiter eines Baukastensystems, mit dem Käfer-Gigant VW die Umkehr zu Wasserkühlung und Frontantrieb einleitete. Die Wolfsburger überarbeiteten den Ingolstädter geringfügig, versahen ihn mit einem Schrägheck und präsentierten ihn auf der IAA 1973 als VW Passat.
Vom Hänfling zum stattlichen Format
Rund eine Million Einheiten konnten von der sogenannten Serie B1 des Audi 80 abgesetzt werden, der von Zeit zu Zeit sanft aktualisiert wurde. In eine wirklich neue Runde ging der Ingolstädter Erfolgstyp erst 1978. Mit der Serie B2 entwickelte sich der Audi 80 vom zierlichen, gerade einmal 4,18 Meter langen und leichtgewichtigen Hänfling zu einem stattlichen Auto von Format, das fast 4,40 Meter maß. Passend dazu gab es die neue Nummer 80 ab Herbst 1981 auch mit einem 85 kW/115 PS leistenden und repräsentativeren Fünfzylindermotor und in edler CD-Ausstattung.
Drei Jahre später, nach einer optischen und technischen Auffrischung, wurde diese Motorisierung sogar als eigene Reihe unter dem Namen Audi 90 weitergeführt. Während der Audi 90 allerdings nie mehr als eine Nischenrolle ausfüllte, wurde der Audi 80 zu einem Volumenmodell, das insgesamt über 1,3 Millionen Mal gefertigt wurde. Darunter waren auch Spritsparversionen, die mit damals neuartigem Stopp-Start-System, Schaltpunktanzeigen und Fünfgang-Getrieben in so genannter 4+E Version, Normverbrauchswerte von 5,1 Litern Benzin bzw. 4,2 Litern Diesel realisierten. Überhaupt die Diesel, sie debütierten Ende 1981 im Audi 80 CL erstmals mit 1,6-Liter Hubraum und Turboaufladung. Ein damals noch konkurrenzloses Angebot in der Mittelklasse, dem BMW und Mercedes nichts entgegensetzen konnten.
Auf den Spuren des großen Bruders
Das sollte sich bei der nächsten Generation des Audi 80 ändern. Als die Baureihe B3 im Herbst 1986 die Bühne betrat, hatten die Erzrivalen aus Stuttgart und München mit Mercedes 190 D und BMW 324 D dieseltechnisch Anschluss gefunden, nur an der Turboaufladung fehlte es noch.
Für die Ingolstädter Anlass neuen "Vorsprung durch Technik" und Fortschritt in den Fertigungstechnologien zu suchen. Mit seiner vollverzinkten und aerodynamisch ausgefeilten Karosserie war der neu konstruierte Audi 80 zwar kein Revolutionär, denn er folgt nur den Spuren seines großen Bruders Audi 100. In der Mittelklasse konnte er jedoch Maßstäbe setzen. Und mit einem Luftwiderstandsbeiwert von nur cW 0,29 unterbot er sogar den Audi 100 als vormaligen Aerodynamik-Weltmeister.
Technische Imageträger waren der Audi 80 quattro mit Allradantrieb und die zweite Generation des Audi 90 als quattro 20V mit dem ersten Fünfzylindermotor mit Vierventil-Technik. Exklusiver war das ebenfalls vom Audi 80 abgeleitete Coupé, das auf der Birmingham Motorshow debütierte und vor allem das erste Audi Cabrio 1991.
Auf der IAA 1989 debütierte dann der erste Turbodiesel-Direkteinspritzer nach TDI-Prinzip im Audi 100 und zwei Jahre später hielt der schnelle und dennoch sparsame Selbstzünder in der Mittelklasse Einzug. Auf der anderen Seite setzte der Audi 80 für die 1990er Jahre auf Wachstum, sowohl in den Abmessungen als auch bei den Motoren. Erstmals zogen Sechszylinder-Triebwerke in die Audi-Mittelklasse ein – das Spitzenaggregat war jedoch ab 1993 ein 232 kW/315 PS leistender Fünfzylinder. Lieferbar war dieser Überflieger im 262 km/h schnellen Avant RS2, der in Kooperation mit Porsche entwickelt und produziert wurde.
Harter Wettbewerb
Trotz dieser Karosserievielfalt konnte der Audi 80 aus der Serie B4 nicht mehr an die Absatzerfolge der Vorgänger anknüpfen. Verantwortlich dafür waren nicht nur eine weltweite Wirtschaftsrezession und das Abflauen der deutschen Sonderkonjunktur nach der Wiedervereinigung, sondern auch der harte Wettbewerb in der Premium-Mittelklasse, in der Audi jetzt einen festen Platz begehrte.
Quelle: ntv.de, sp-x