Suzukis Kizashi Aufbruch in die Mittelklasse
14.10.2010, 08:54 Uhr
Mit 4,65 Metern Außenlänge stößt Suzuki in ein neues Segment vor: Die Mittelklasse.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Suzuki-Händler sind mutige Zeitgenossen. "Den wollen wir auch haben", waren sie sich einig, als das für den japanischen und amerikanischen Markt konzipierte Modell Kizashi vorgestellt wurde. Ob's klappt?
Das Unterfangen ist nicht ohne Risiko, denn mit zukunftsträchtiger Motorentechnik – wie zum Beispiel Direkteinspritzung oder Start-Stopp-Automatik – kann das Fahrzeug nicht punkten, auch nicht mit Assistenzsystemen wie Abstandstempomat oder Tot-Winkel-Ausleuchtung. Aber in der Komfortwertung lässt der Kizashi die Konkurrenz alt aussehen, denn es gibt den Wagen nur komplett ausgestattet und das für deutlich unter 30.000 Euro.

Der Viertürer liegt mit 461 Litern Kofferraumvolumen im guten Mittelfeld zwischen den Konkurrenten.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Suzukis Aufbruch in die Mittelklasse definiert sich in erster Linie durch Design. Das im März 2008 auf der New York Motorshow gezeigte Stufenheck-Konzept trug bereits viele Merkmale, die auch das Serienmodell heute zeigt. Dazu gehört der V-förmig zugeschnittene Kühlergrill ebenso wie die prägnant die verchromt gerahmten Auslässe der zweiflutigen Abgasanlage. Zusätzlich zum Basis-Kazashi verfügt die in Deutschland angebotene S-Version noch über eine seitliche Beplankung, womit die Einordnung als Reiselimousine mit sportlichem Anspruch optisch untermauert werden soll.
Viel Konkurrenz - viel Ehr'
Die Länge von 4,65 Metern entspricht fast haargenau den Abmessungen eines Hauptkonkurrenten, nämlich dem Seat Exeo. Darüber hinaus hat Suzuki Wettbewerber unter anderem bei Honda (Accord), Mazda (6), Citroen (C5), Alfa Romeo (159) und Skoda (Octavia) ausgemacht. Ob von dort in nennenswertem Umfang Kunden abgeworben werden können, muss sich noch erweisen, für den Suzuki-Handel ist vor allem wichtig, Interessenten eine markeneigene Alternative bieten zu können, die von einem Kleinwagen in die Mittelklasse umsteigen möchten.
Um den Kizashi zu überschaubaren Kosten realisieren zu können, wurde auf einen vorhandenen Antrieb gesetzt. Der 2,4 Liter große Vierzylinder hat bereits im Modell Vitara beziehnungsweise Grand Vitara seine Bewährungsprobe bestanden. Das Aggregat leistet 178 PS bei einer maximalen Drehzahl von 6500 Umdrehungen. Bei 4000 Touren liegen laut Datenblatt 230 Newtonmeter maximales Drehmoment an, was kräftigen Durchzug verspricht. Ob alle Fahrer diesen Schub ausnutzen wollen, ist fraglich, denn ab etwa 3500 Umdrehungen äußert der Motor bereits geräuschvoll die dringende Empfehlung, doch in den nächsten Gang zu wechseln. Dies geschieht per Sechsgang-Handschaltung, die zwar nicht unkomfortabel ist, die man sich aber etwa präziser und knackiger wünschte. So bleibt das Fahrerlebnis eine Angelegenheit des eher unterschwelligen Temperaments, schließlich will man die versprochenen 7,9 Liter Durchschnittsverbrauch auch nicht allzu krass verfehlen.
3000 Euro mehr für Allrad und Automatik
Zusätzlich zu der über die Vorderräder angetriebenen Version dieses Herbstes soll im Winter noch eine Allradversion erscheinen. Sie wird zum Beispiel in der Schweiz schon angeboten und die Gangwechsel werden dort von einem stufenlosen CVT-Getriebe erledigt, können aber auch per Schaltwippe am Lenkrad vorgenommen werden. Der elektronisch gesteuerte Allradantrieb entspricht dem, was Suzuki-Kunden bereits aus dem Modell SX4 kennen. Allradantrieb und Automatikgetriebe werden einen Preisaufschlag von 3000 Euro mit sich bringen. Dem 4x4-Modell traut Suzuki einen Anteil von etwa 15 Prozent am Gesamtverkauf der Modellreihe zu.

Zur Komplettausstattung der Limousine gehören auch Nebelscheinwerfer und Alufelgen.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Um für die anspruchsvolle europäische Kundschaft die passende Abstimmung des Fahrwerks zu finden, wurde ausgiebig auf der Nordschleife des Nürburgrings getestet. Zwischen sportlicher Härte und sänftenartigem Komfort entschied man sich letztlich für eine mehr zur Bequemlichkeit neigende Abstimmung. Die McPherson-Federbeine vorn und die Mehrlenker-Hinterachse bieten die dazu notwendige Hardware.
Reichlich Platz für Gepäck
Im Innenraum herrscht eine wohnliche und gediegene Atmosphäre, was wesentlich von der serienmäßigen Lederpolsterung bestimmt wird. Auch die Plastikoberflächen der Verkleidungen und am Armaturenbrett sind nicht von der ganz billigen Sorte, so dass man sich auf Anhieb wohlfühlen kann. Dank des 2,70 Meter betragenden Radstandes ist die Beinfreiheit hinten so bemessen, dass Erwachsene mühelos längere Reisen überstehen können. Die Instrumentierung ist übersichtlich und die Mittelkonsole bedienungsfreundlich gestaltet. Der 461 Liter fassende Kofferraum bietet für die meisten Transportbedürfnisse ausreichendes Volumen. Der Kizashi kann damit bei fast identischer Außenlänge knapp 20 Liter mehr laden als zum Beispiel der Seat Exeo, muss sich dem längeren Mazda 6 aber mit 58 Litern geschlagen geben.

Das Glasschiebdach ist aufpreisfrei, außer Rot kosten alle Farben 490 Euro extra.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Zur bereits genannten Lederausstattung (Sitze beheizbar) kommen noch die Zweizonen-Klimaautomatik, elektrisch verstellbare Sitze, CD-Audiosystem mit USB-Anschluss, sieben Airbags, Freisprecheinrichtung, Tempomat, Parkhilfe und vieles mehr. Von außen glänzen die 18-Zoll-Leichtmetallräder, das Glasschiebedach sowie Nebelscheinwerfer. Xenonlicht gibt es ebenfalls serienmäßig. Alles zum Komplettpreis von 26.900 Euro, vorausgesetzt man kann sich mit knallrotem Lack anfreunden. Diese Farbe ist als einzige aufpreisfrei, alles andere kostet 490 Euro extra.
Diesel nicht verfügbar
Mit diesem Kampfpreis liegt der Suzuki rund 3500 Euro unter dem Niveau vergleichbar ausgestatteter Konkurrenzmodelle, was vielen potenziellen Kunden die Entscheidung erleichtern dürfte. Was es weder für Geld noch gute Worte gibt, ist ein Dieselmotor – eigentlich in diesem Segment unverzichtbar. Angesichts dieser Lücke im Angebot sind die Absatzerwartungen bescheiden: Rund 1000 Stück pro Jahr sollen es in Deutschland werden.
Die Verkaufszahlen sind es also wohl nicht, was hinter dem Namen steckt. Mit "Vorgeschmack auf etwas Großes" ist der Begriff Kizashi zu übersetzen. Vielleicht verbirgt sich ja ein künftiges Merkmal der Limousine dahinter. Zum Facelift, so wird gemunkelt, soll dann auch eine Start-Stopp-Automatik verfügbar sein.
Quelle: ntv.de