Auto

Ungestümer V8 BMW M 3, Generation 4

Von Axel F. Busse

Eigentlich war es für BMW nur eine lästige Pflicht: Um das neue Autos für den Tourenwagensport melden zu können, muss eine Mindestzahl für den ganz normalen Straßenverkehr zugelassen sein. So ist das Reglement. Und so baute BMW halt diese 5.000 Stück vom BMW M 3. Zwanzig Jahre später sind daraus 180.000 geworden und das Modell geht in die 4. Generation.

So ungebremst wie der Verkauf des sportlich inspirierten Mittelklässlers entwickelten sich auch Preis und Leistung. Waren 1987 noch 58.000 Mark für die Mitgliedschaft im M 3-Club zu entrichten, so wären es jetzt 130.556, wenn es die D-Mark noch gäbe. Standen im ersten Modell noch 200 PS zu Buche, sind es jetzt 420. Die Zylinderzahl hat sich verdoppelt, von seinerzeit vier in Reihe stehen sich jetzt zwei Bänke davon in V-Form gegenüber. Und statt einer Motordrehzahl von 6.700 damals rotiert die Kurbelwelle unter Volllast heute 8.400 Mal in der Minute. Das ist 140 Mal in jeder Sekunde. "Hochdrehzahlkonzept" nennt BMW das und weil sich damit so gut technische Kompetenz beweisen lässt, gibt es auch bei Audi und Mercedes solche Motoren.

Kohlefaserdach senkt den Schwerpunkt

Es ist immer gut, wenn man einem Auto seine High-Tech-Qualität ansieht. Solche Signale kann man dezent geben oder ein Dach aus Kohlefaser auf das Auto setzen. Das spart Gewicht, senkt den Fahrzeugsschwerpunkt und sieht schon im Stand unverschämt schnell aus. Wer den finsteren Anblick am eigenen M 3 vermeiden will, hat immerhin die Möglichkeit ein Schiebedach zu ordern - dann ist das Drumherum auch aus Blech.

Ab 15. September soll die neue Generation des Haudraufs bei den Händlern sein - zunächst nur mit Sechsgangs-Schaltgetriebe. Von einem definitiven Einführungstermin des sequenziellen Automatik-Sportgetriebes mag bei der M-GmbH offiziell bisher niemand reden, ebenso wenig wie von einem M Cabrio. Trotz der Ähnlichkeit mit dem Vorgänger legt BMW Wert auf die Feststellung, dass rund 80 Prozent der Teile neu sind. Dazu zählt die Alu-Motorhaube, die wegen der Bauhöhe des Achtzylinders mit einem so genannten Power-Dome ausgewölbt ist.

Damit der Motor seine Qualitäten in Fahrspaß umsetzen kann, wird vom Fahrer eifriges Hantieren mit dem Schalthebel verlangt. Erst etwa bei der Hälfte der Nenndrehzahl geht es richtig zur Sache, dann faucht es aus den vier Edelstahl-Endrohren und die 245er-Schlappen (hinten 265er) verbeißen sich in den Asphalt. Trotz des ungestümen Vorwärtsdrangs bleibt der M 3 genügsam. Er reagiert willig und präzise auf Einlenkmanöver, die ausladenden Männerhänden allerdings leichter fallen als Frauen. Nicht, dass enormer Kraftaufwand dafür nötig wäre, aber der Lenkradkranz der M-Autos ist mit 13 Zentimetern Umfang für zarte Hände nur mit Mühe zu umgreifen.

Limit bis 280 km/h erweiterbar

Mühe kann es auch erfordern, sich in die Funktionen des adaptiven Fahrwerksystems einzufinden. Zwar ermöglicht es eine optimale Abstimmung je nach Fahrstil des Besitzers, allerdings ist das Steuer-und Eingabemenü so umfangreich, dass wohl nur die Technikfreaks daran Freude haben.

Zur artgerechten Haltung des Pistenjägers sind freie Strecken eine Grundvoraussetzung. Wer die Spurtkraft von unter fünf Sekunden von Null auf hundert auskosten oder die Top-Speed von 250 km/h erreichen will, sollte langsamere Verkehrsteilnehmer damit nicht verstören. Unter Zahlung eines Aufgeldes und Empfehlung eines Fahrertrainings ist die M-GmbH sogar bereit, das elektronische Limit bis auf 280 km/h hinaus zu schieben. Gleichzeitig ist das gut ausbalancierte und nur schwer in die Grenzbereich zu bringende Fahrzeug durchaus alltagstauglich: 430 Liter gehen in den Kofferraum.

Die Redewedung "Teurer Spaß" gibt es schon wesentlich länger als es M 3-BMWs gibt, doch das sportliches Fahrvergnügen zuschlagpflichtig ist, lässt sich an diesen Autos besonders anschaulich demonstrieren. Den Normtest absolviert der aktuelle M 3 mit einem Durchschnittsverbrauch von 12,4 Litern. Das ist weniger, als der V6-Vorgänger schluckte. Die dynamischen Qualitäten verleiten aber die meisten Fahrer dazu, diese auch auszukosten. Die Folge: Mit einem Verbrauch von 16 Litern auf 100 km sollte man sich schon anfreunden können.

Angesichts umfangreicher Regel- und Komforttechnik, die beim M 3 des Jahrgangs 2007 zur Standardausstattung gehört, ist es kein Wunder, dass das Auto ein bisschen Wohlstandsspeck angesetzt hat. Die reichliche Verwendung von Kohlefaser, Magnesium und Alu konnte nicht verhindern, dass der Kraftsportler heute knapp 1.600 Kilogramm auf die Wage bringt. Vor 20 Jahren waren es noch 1.200. Aber waren wir damals nicht auch alle schlanker?

Quelle: ntv.de

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