Auto

Der Funke springt nicht über Chinas Elektroträume sind geerdet

Die Chinesen lieben Autos. Aber die müssen nicht zwangsläufig mit Elektroantrieb sein. Eine bittere Erkenntnis auch für die Hersteller.

Die Chinesen lieben Autos. Aber die müssen nicht zwangsläufig mit Elektroantrieb sein. Eine bittere Erkenntnis auch für die Hersteller.

(Foto: Reuters)

Mit Blick auf die automobile Entwicklung im Reich der Mitte galt die Elektromobilität als Heilsbringer gegen Rohstoffknappheit und Umweltverschmutzung. Doch nach vier Jahren ist auch in China Ernüchterung eingekehrt. Ganz will man sich aber von der schönen grünen Idee nicht trennen.

Der Enthusiasmus war groß, als es vor Jahren um die Einführung von Elektroautos ging. Hierzulande rief man seitens der Politik vollmundig aus, dass man bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen bringen werde. Noch heute hält die Kanzlerin an dieser Marke fest. Dumm nur, dass die Autoindustrie ob der geringen Resonanz bei den Kunden bereits mit dieser Idee gebrochen hat. 2012 entfielen lediglich 1,3 Prozent der Neuzulassungen auf alternative Antriebe, darunter waren knapp 3000 Elektro-Autos.

Auch auf der internationalen Automesse in Shanghai ist man sich seitens der Autobauer einig, dass ein "neuer Realismus" bei den Herstellern und Käufern eingesetzt hat. "Wir alle wissen, dass wir auf einem Marathon unterwegs sind", sagt Audi-Chef Rupert Stadler. "Das ist kein 100-Meter-Sprint." Vorerst seien Autos mit Plug-in-Hybrid-Technik, also sowohl Elektro- als auch Verbrenner, die Lösung für den Übergang. "Wir müssen dann sehen, wie der Kunde auf die Technologie anspringt." Und der Mann weiß, wovon er redet.

Auch in China setzt man vorerst auf die Plug-in-Hybrid-Technik und schaut schon mal wie die Franzosen das so machen.

Auch in China setzt man vorerst auf die Plug-in-Hybrid-Technik und schaut schon mal wie die Franzosen das so machen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schließlich hat Audi alle seine großen Elektroprojekte in Nullkommanichts beendet. Und auch die anderen Hersteller halten sich im Abendland in puncto Elektromobilität bedeckt. Lediglich BMW hat noch ein Feigenblatt vorzuhalten: Im Herbst werden die Bayern die Serienproduktion ihres aus CFK gefertigten Elektroautos i3 starten. Ob das eine Revolution auslösen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin kostet der Premium-Elektriker 40.000 Euro und trägt seine Insassen auch nur 160 Kilometer weit, bevor der Akku leer ist.

Auch China über Elektromobilität enttäuscht

Aber zurück nach China. Hier wurde der Rummel um die Elektromobilität weltweit vor vier Jahren vielversprechend mit angeschoben. Doch gerade die Entwicklung auf dem größten Automarkt der Welt enttäuschte. Hatte die Regierung in Peking damals noch angekündigt, dass bis 2012 in 25 Pilotstädten mehr als 50.000 Elektroautos auf den Straßen rollen, waren es am Ende weniger als die Hälfte. Lediglich 4400 wurden von privaten Kunden gekauft. Der Rest ging an Taxiunternehmen oder andere Flotten.

In China dagegen winken Käufern attraktive Zuschüsse bis zu 60.000 Yuan (mehr als 7000 Euro) und erleichterte Zulassungen in Millionen-Metropolen wie Peking, Shanghai oder Kanton, die sonst ihre Autozahl beschränken - bisher alles ohne Erfolg. Der China-Chef von Volkswagen, Jochem Heizmann, bescheinigt China "eine Diskrepanz zwischen Zielen und der wirklichen Situation". Es fehle die Infrastruktur. "Wo kann ich mein Auto aufladen?", frage der Kunde also nicht nur in Europa. "Für die private Nutzung ist es wirklich schwierig, ein rein elektrisches Auto zu benutzen."

Deutsche Autobauer beklagen, dass es im Reich der Mitte nicht einmal nationale Standards für die Aufladetechnologie gebe. Auch fördere jede Metropole ihre heimischen Autounternehmen - hinderlicher lokaler Protektionismus, wie sie meinen.

China rührt weiter die Elektrotrommel

Trotz des schwachen Marktes wollen die Chinesen an der Elektromobilität dran bleiben.

Trotz des schwachen Marktes wollen die Chinesen an der Elektromobilität dran bleiben.

(Foto: Reuters)

Ungeachtet der Ernüchterung kurbeln die chinesischen Autokonzerne aber die Entwicklung der Elektroautos an. Da alles Öl der Welt nicht ausreichen wird, wenn das Milliardenvolk in China eines Tages eine nur halbwegs ähnliche Motorisierung wie Europa haben sollte, führt hier ohnehin kein Weg an der Elektromobilität vorbei. Hier werden also Investitionen getätigt, die Autobauer in anderen Ländern im Leben nicht leisten könnten. Aber, man kann sich an diese Entwicklung andocken.

So bringt Mercedes Anfang des nächsten Jahres das gemeinsam mit dem chinesischen Batterie- und Autohersteller BYD (Build Your Dreams) entwickelte Modell Denza auf den Markt. Ähnlich BMW, die mit ihrem Joint Venture-Partner Brilliance ein voll elektrisches Oberklasseauto unter der neuen chinesischen Marke Zinoro entwickeln. Mehr als 100 Kilometer Reichweite soll es haben.

"Ich bin es schon gefahren. Es macht Spaß", sagt der Leiter des BMW-Gemeinschaftsunternehmens in Shenyang, Olaf Kastner. Er will seiner Frau gleich einen Zinoro kaufen, "damit ich ihn dann am Wochenende fahren kann". 400 bis 500 Ingenieure heuert BMW in China an, um die Elektromobilität voranzubringen. "Wenn wir was machen, müssen wir es auch richtig machen", sagt Kastner.

Isbrand Ho vom Daimler-Partner BYD bemängelt bei aller anhaltenden Entwicklereuphorie die anhaltenden Akzeptanzprobleme bei den Kunden, die längere Reichweiten wollten und sich um Aufladestationen sorgten. "Die Leute sind noch nicht bereit für allein elektrisch betriebene Autos", sagt Ho. Und so bleibt auch für ihn, wie für Audi-Chef Stadler nur der  Weg über die Plug-in-Hybride, die notfalls ein Benzinmotor vorantreiben kann. Vielleicht merkten die Menschen ja dann beim Fahren, dass Reichweiten von 50 bis 100 Kilometer durchaus ausreichen. "Die Einstellung wird sich nur langsam ändern", sagt Ho. "Es fängt aber schon an", gibt er sich zuversichtlich. 

Quelle: ntv.de, mit dpa

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