Auto

Vom Peugeot 504 zum 508 Der wahre König der Löwen

Der einzige achtsitzige Kombi in Europa war der 504 Familiale in den achtziger Jahren. Der Sechszylinder wurde allerdings kein Bestseller.

Der einzige achtsitzige Kombi in Europa war der 504 Familiale in den achtziger Jahren. Der Sechszylinder wurde allerdings kein Bestseller.

Mit dem 508 wird Peugeot nach langer Zeit einen Nachfolger für das Erfolgsmodell 504 auf den Markt bringen. Zudem soll der Neue auch das Tor zur automobilen Mittelklasse wieder aufstoßen. Ein Rückblick auf die Geschichte von 504 und 505, den Ahnen des neuen 508.

Es war ein Jahr des Neubeginns in Automobilbau und Gesellschaftsgeschichte. 1968 brachen demonstrierende Studenten mit Werten und Traditionen, japanische Automobilhersteller drängten erfolgreich nach Europa und Peugeot führte mit dem 504 nach 50 Jahren erstmals eine gänzlich neue Fahrzeugserie ein. Der Mut zum automobilen Wandel beschränkte sich beim frischen Flaggschiff der Franzosen allerdings weitgehend auf eine andere Designsprache durch den italienischen Starcouturier Pininfarina. Von Beginn an galt der 504 jedoch als ultimativer Peugeot und wahrer König der Löwenmarke. Mit viel Eleganz und einem Hauch Extravaganz für die etablierte Mittelklasse, dreimillionenfacher Verbreitung rund um den Globus, robuster und zuverlässiger Technik und der rekordverdächtig langen Produktionszeit von 37 Jahren fuhr der 504 aus den aktuellen Verkaufscharts direkt in die Klassikerszene.

Parallel zum 504 ging 1979 der ursprünglich als Nachfolger konzipierte Peugeot 505 an den Start, allerdings konnte er keinen vergleichbaren Volltreffer landen. Gelingen soll dies dafür dem aktuellen Peugeot 508, der auf dem Pariser Salon 2010 seine Weltpremiere feiert. Wie sein Vorfahre von 1968 ist der 508 ein Auto auf deutsche Art, etwas konservativ im Auftritt, sorgfältig gestaltet im Detail und um eine Solidität bemüht, die sonst vor allem in Stuttgart oder Ingolstadt gefunden wird. Und wie der 504 steht er für einen Designwandel durch ein neu konturiertes Löwengesicht.

Beliebtes Fernsehauto

Der Nachfolger, der 508 tritt ab Herbst in die Fußstapfen des letzten erfolgreichen Mittelklassemodells von Peugeot.

Der Nachfolger, der 508 tritt ab Herbst in die Fußstapfen des letzten erfolgreichen Mittelklassemodells von Peugeot.

Der 504 trug erstmals trapezförmige Hauptscheinwerfer, die fortan ein Markenkennzeichen sein sollten. Einzigartig in seiner Art war das Heck der Limousine mit dem unverwechselbaren Knick in der Kofferraumhaube und dem Abschied vom Flossendesign des bisherigen Flaggschiffs 404. Technisch glänzte der 504 durch Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen an allen vier Rädern und durch die mit mechanischer Benzineinspritzung ausgestattete Spitzenversion "Injection". Genügend Talente, um nur ein Jahr nach dem revolutionären NSU Ro 80 mit dem damals wichtigsten Titel "Auto des Jahres" ausgezeichnet zu werden. Tatsächlich zählte die Wankelmotorlimousine zumindest in Deutschland anfangs zu den Rivalen des modernen, aber keineswegs avantgardistischen Peugeot 504. So auch im Fernsehen und Kino, hier fuhr der damals größte Peugeot als zuverlässiger Dienstwagen der Polizei und als Gangsterlimousine mit Stars wie Jean-Paul Belmondo über so viele Jahrzehnte durchs Bild wie kaum ein Wettbewerber.

Populär und später legendär wurde der 504 durch Robustheit und Modellvielfalt. Auf die Limousine folgte 1971 der große Kombi, der als klassischer Break, als Familiale mit drei Sitzreihen und sieben Plätzen sowie als Leichttransporter Commerciale angeboten wurde. Als Lastenträger für schwere und raue Einsätze wurde 1979 der Pick-up vorgestellt, der optional mit Allradantrieb des elsässischen Spezialisten Dangel erhältlich war. Ihre Karriere als fast unzerstörbare Arbeitstiere in Afrika oder China und als Sieger bei härtesten Schlamm- und Staubrallyes bestritten die Pick-ups aber vor allem mit dem klassischen Hinterradantrieb.

Erster französischer Sechszylinder nach dem Krieg

Dem Peugeot 505 war weitaus weniger Erfolg beschieden. Zu bieder gab er sich im Design.

Dem Peugeot 505 war weitaus weniger Erfolg beschieden. Zu bieder gab er sich im Design.

Dagegen waren die von Pininfarina gezeichneten und gefertigten Coupés und Cabriolets ab 1969 Kandidaten für jeden Grand Prix d´Elégance auf Automobilsalons und Prachtboulevards. Im Herbst 1974 sorgten die exklusiven Zweitürer in Frankreich für ein Großereignis von nationaler Bedeutung: Optional waren sie nun mit einem V6-Triebwerk erhältlich, dem ersten neuen Sechszylinder aus französischer Produktion seit 1945, denn der 1970 enthüllte Citroen SM setzte auf eine Maserati-Entwicklung. Doch wie dem SM war auch dem 504 V6 kein besonders glänzender Start beschieden. Bei der Entwicklung des Motors setzten die damaligen Kooperationspartner Peugeot, Renault und Volvo ursprünglich auf einen V8-Zylinder, der dann angesichts der ersten Ölkrise kurzfristig um zwei Zylinder verkleinert wurde. Der serienreife V6-Sauger war allerdings weder besonders laufruhig noch leistungsstark, dafür aber vergleichsweise teuer. So erlebte der V6 im 504 Cabriolet nur ein dreijähriges Intermezzo, anschließend wurde ausschließlich der Vierzylinder-Einspritzer angeboten. Nur im Coupé durfte der V6 als Einspritzer zu besserer Form auflaufen bis schließlich im April 1983 die letzten Coupés und Cabriolets vom Pininfarina-Produktionsband direkt in die Werkssammlungen von Peugeot überführt wurden.

Die Erfolgsgeschichte des Peugeot 504 war damit zwar noch lange nicht am Ende, der designierte Nachfolger unter der Modellbezeichnung 505 aber bereits seit vier Jahren im Handel. Die neue große Mittelklasse sollte den Erfolg des 504 eigentlich deutlich ausbauen, doch in dem Bemühen, die eigenen Tugenden zu perfektionieren, entwickelte Peugeot mit dem 505 ein zu biederes und betuliches Reiseauto. Bereits zur Premiere nannte die zeitgenössische Presse den in allen Dimensionen gewachsenen 505 "Aufgeblasener Löwe". Der 505 galt als klassischer Peugeot, der endlich mit "Zinkblech und Wachs gegen Vater Rost und Bruder Gammel" vorging. Die traditionelle Linie war einmal mehr von Pininfarina gezeichnet worden, wirkte aber spätestens mit der Präsentation des aerodynamischen Audi 100 von 1982 altmodisch.

Achtsitzer und New York Taxi

Mehr als 3,3 Millionen exemplare des 504 wurden bis 2005 gebaut.

Mehr als 3,3 Millionen exemplare des 504 wurden bis 2005 gebaut.

Coupé und Cabrioletentwürfe zum 505 entstanden zwar lediglich als Prototypen, dafür besaß der achtsitzige 505 Familiale neben dem Citroen CX Familiale eine Alleinstellung auf dem europäischen Kombi-Markt. Als letzter Peugeot mit längs eingebautem Frontmotor und Hinterradantrieb führte der 505 die Löwenmarke auch in den USA zu finalen Erfolgen, besonders mit der ab 1986 verfügbaren 2,8-Liter-V6-Spitzenmotorisisierung. In New York City sorgte der komfortable Franzose sogar als Taxi für Furore. Mit Zuverlässigkeit und inneren Werten – dazu zählte auch die leistungssteigernde Turboaufladung von Benzinern und Dieseln – erreichte die Baureihe 505 bis zum Jahr 1992 in Europa eine Gesamtauflage von rund 1,4 Millionen Einheiten. Außerhalb der alten Welt liefen die Produktionsbänder in Ägypten, Argentinien, Chile und China sogar fast bis zur Jahrtausendwende. Respektable Resultate also, die jedoch vom charismatischen Vorgänger 504 weit in den Schatten gestellt werden sollten.

Die Produktion des Peugeot 504 endete nämlich erst 2005 in Nigeria nach insgesamt über 3,3 Millionen Einheiten. Noch heute gilt der 504 in Afrika und Südamerika als ultimativer Dauerläufer, besonders als praktischer Pick-up. Gewonnen haben die "Löwen" diesen Ruf der Robustheit durch eine unvergleichliche Siegesserie bei den Sand- und Schlammrallyes von Bandama, East Africa und Marokko. Entscheidend dazu beigetragen hat sogar das luxuriöse 504 V6 Coupé, mit dem Peugeot im Nachkriegseuropa erstmals zum Angriff auf das automobile Oberhaus blies. Herausforderung und Verpflichtung zugleich für den 508, das künftige Flaggschiff der Franzosen.

Quelle: ntv.de, dpa

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