Auto

SUV und Luxury auf der Auto China Deutsche brennen Konzeptfeuerwerk ab

Coupé oder SUV? Beides! Mercedes ganz doppeldeutig.

Deutsche Hersteller dominieren die Auto China. Das Publikum rast zu den Ständen von Mercedes, Audi und BMW. Insofern wundert es nicht, dass sich die deutschen Premiummarken mit neuen Konzepten im Reich der Mitte zu überbieten suchen.

Der Premiumhersteller aus Stuttgart begeistert das chinesische Publikum.

Der Premiumhersteller aus Stuttgart begeistert das chinesische Publikum.

(Foto: Holger Preiss)

Alle zwei Jahre hat Peking ein automobiles Highlight. Nein, nicht die Staus, die gibt es täglich und die sind, nimmt man es mal ganz genau, nicht anders, als in anderen Großstädten dieser Welt. Der Unterschied besteht wohl eher darin, dass die Wege länger sind, auf denen sich die mobilen Chinesen bewegen und so schaukeln sich auch die Wartezeiten beim Stop and Go entsprechend auf. Aber darüber soll hier gar nicht geredet werden, sondern über die Auto China Peking. Eine der größten Messen in Asien. Und da der Markt hier boomt ist das auch ein Stelldichein für die Autobauer dieser Welt.

Selbstredend dürfen die deutschen Marken nicht fehlen, fahren sie doch gerade hier ihre größten Gewinne ein. Volkswagen zum Beispiel hat dieser Tage gerade das 20 Millionste Fahrzeug im Reich der Mitte veräußert. Aber auch bei den anderen deutschen Herstellern sind die Zahlen nicht schlecht. Allen voran die Premiummarken, die sich in den Hallen der Auto China beim heimischen Publikum größter Beliebtheit erfreuen. Das liegt zum einen an dem Ruf, der deutschen Autos vorauseilt, aber auch daran, dass man sich intensiv mit der Mentalität und den Bedürfnissen des Marktes auseinandersetzt.

Forschen, was der Kunde will

Mercedes hat eines seiner größten Forschungs- und Entwicklungszentren vor wenigen Wochen im indischen Bangalore eingeweiht. Über 13.000 Mitarbeiter weltweit versuchen die jeweiligen Eigenheiten der Kunden zusammenzutragen und das jeweils richtige Fahrzeug auf dem richtigen Markt zu präsentieren. Dabei sind es Kleinigkeiten, die die Wünsche der Kundschaft unterscheiden. So erfand Mercedes vor vielen Jahren die Cupholder für den US-amerikanischen Markt. Jetzt versuchen die Stuttgarter herauszufinden, was denn wohl der Chinese damit macht. Einen nutzt er für sein heißes Wasser, aber den anderen? Das muss noch ermittelt werden.

Acht Zentimeter mehr hat Mercedes seinem Mittelklassemodell ausschließlich für den chinesischen Markt spendiert.

Acht Zentimeter mehr hat Mercedes seinem Mittelklassemodell ausschließlich für den chinesischen Markt spendiert.

(Foto: Holger Preiss)

Was nicht mehr ermittelt werden muss ist der Wunsch der Chinesen nach großen Autos. China ist ein Mitfahrerland und man lebt in einer „Abholkultur“, wie Alexandra Strassburger, die als Trend-Managerin in China arbeitet zu berichten weiß. Das ist wohl auch ein Grund, warum die Stuttgarter für diesen Markt die C-Klasse in einer Langversion aufgelegt haben. Um acht Zentimeter wurde die Mittelklasselimousine gestreckt und kommt so auf eine Gesamtlänge von 4,76 Meter. Wer es auf den ersten Blick nicht gesehen hat, dass es sich hierbei um die gestreckte Version handelt, der darf sich nach einem Blick auf die Heckklappe davon überzeugen, da strahlt nämlich das L für Long neben der Typenbezeichnung. Die Motoren, die den Langen vorantreiben sind bekannt. Das Leistungsspektrum reicht von 156 PS bis 367 PS. Natürlich sind auch die eleganten AMG-Rabauken in China mit am Start, aber das ist wohl eher emotionales Prestige. Denn gerade Chinesen, die ein Premiumauto kaufen entscheiden sich schnell und haben das Geld meist schon in der Tasche.

Emotional und Zukunftsweisend

Emotionalisieren wollen die Deutschen aber auch mit ihren zukunftsweisenden Concept Cars. Mercedes hat in China das "Concept Coupé SUV" präsentiert. Sperriger Name, schickes Auto. Zumal man bei den Stuttgartern inzwischen sicher sein kann, dass die von ihnen präsentierten Studien zeitnah umgesetzt werden. Den einen oder anderen mag sie an den BMW X6 erinnern. Kann schon sein, aber die Formen bleiben ganz der neuen Mercedes-Linie verpflichtet. "Als Coupé sinnlich – als SUV visionär!", mit diesen knappen Worten skizziert Chefdesigner Gorden Wagener die Physiognomie des Wagens. Hört sich im ersten Moment vielleicht ein Wenig nach Klischee an, trifft es aber.

"Als Coupé sinnlich – als SUV visionär!"

"Als Coupé sinnlich – als SUV visionär!"

Dabei ist das viertürige und selbstverständlich allradgetriebene Coupé mit seinen fast fünf Metern eine ganz schöne Wuchtbrumme. Allerdings wirkt trotz breiter Schultern und stark ausmodellierten Radläufen, die mit 22 Zoll-Räder auf  305er Schluffen befüllt sind, nicht pummelig. Dafür sorgen eben die stark abfallende Dachlinie und die Höhe von nicht mehr als 1,75 Metern. Die Front wird geprägt von dem aufrechtstehenden Sportgrill mit Lamellen. Gerahmt wird das Ganze von den Multibeam-Scheinwerfern in Voll-LED-Technik. Soweit ist das nicht neu und entspricht den Coupé-Richtlinien, die ohnehin schon bekannt sind. Interessanter ist hier das Heck. Das wird nämlich von einem Leuchtband geprägt, das erstmals beim neuen S-Klasse Coupé zu sehen war, und soll so die Gemeinschaft zur Coupé-Familie deutlich machen. Unter der Haube arbeitet ein V6 mit 333 PS der mit einer 9-Gang-Wandlerautomatik verbandelt ist und 480 Newtonmeter Drehmoment auf die Achsen schaufelt. In der Serie sollten Leistungen bis 560 PS kein Problem sein, denn der selbe Motor wurde gerade von AMG für das S-Klasse-Coupé aufbereitet. Natürlich gibt es auch einen Fahrmodichalter, dessen Programme bis zum bissigen Sport-Plus reichen. Wer so unterwegs ist, wird vom Soundgenerator die nötige akustische Untermalung bekommen und für die Augen ein Lichtspiel auf den Instrumenten.

Audi zeigt sein TT offroad concept

Stark, schnittig und schnell: Das Audi TT Offroad Concept.

Stark, schnittig und schnell: Das Audi TT Offroad Concept.

Und weil der Trend auch an anderen Premiumherstellern nicht vorbeigeht, haben die Ingolstädter in Peking ihr Audi TT offroad concept auf die Bühne gefahren. Nun ist die Umsetzung hier immer etwas fraglicher, denn Konzepte hat Audi schon einige gehabt. Allerdings heißt der neue Entwicklungsvorstand bei Audi inzwischen Ulrich Hackenberg, der schon bei VW nichts anbrennen ließ. Wie dem auch sei: Audi setzt hier auf die künftige und in China noch einmal deutlich propagierte Plug-in-Hybrid-Technik. Die Systemleistung des Showcar liegt bei 408 PS und 650 Newtonmeter Systemdrehmoment. Das heißt also wenn die zwei Elektromotoren und der 2.0 TFSI mit 292 PS zusammenarbeiten. Den Verbrauch beziffert Hackenberg in Peking mit 1,9 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer, was wiederum einen CO2-Ausstoß von 45 Gramm entspräche. Das wären Traumwerte, die aber bis dato nur Papierwert haben. Rein elektrisch soll sich das TT offroad concept 50 Kilometer bewegen lassen.

Halten wir uns lieber an die Form, die soll schließlich in Zukunft die TT-Familie prägen. In den Maßen ist das Concept Car mit dem Audi Q3 identisch. Allerdings unterbietet der Sportler ihn mit einer Höhe von 1,53 Meter um acht Zentimeter. Ansonsten bleibt es auch hier bei klar gezeichneten Linien. An der Front dominiert jetzt eine horizontale Linienführung. Die Lufteinlässe im vorderen Stoßfänger sind in Lamellenoptik. Ein Erkennungsmerkmal, das bisher den e-tron-Modellen vorbehalten war. Am Heck orientiert sich der Offroad-TT ebenfalls an bekannten Vorgaben: Klare Linien, eindringliche Lichtgrafik und doppeltes Endrohr mit Chromverblendung.

BMW zeigt Vision Future Luxury

Innenleben des BMWs.

Innenleben des BMWs.

Der letzte deutsche Premiumhersteller, der in Peking mit seinen Konzepten vorprescht, ist BMW. Da die Bayern ihr Angebot an SUV voll haben, setzt man hier ganz auf Luxus. "Vision Future Luxury" nennt BMW sein Concept Car. Und da Designer immer am besten wissen, was sie da gerade verbrochen haben, soll Karim Habib zur Idee sprechen: „Das Design des BMW Vision Future Luxury versteht sich als Botschafter: In ihm erwacht unser Verständnis von modernem Luxus zum Leben.“

In der Übersetzung bedeutet das: Die Designer haben alles in die Studie gebaut, was möglich war: Karbon als Trägerstruktur in den Portaltüren und dadurch Wegfall der B-Säule. Dreidimensionale Darstellungen auf den Instrumententafeln, die den Blick in die Tiefe des Raumes erweitern. Zwei von Karbonstrukturen eingefasste Rear Seat Displays und ein herausnehmbares Rear Seat Touch Command Tablet.

Also, ganz einfach gesagt: zwei herausnehmbare Tablets, über die auch Klimaanlage und Musikanlage gesteuert werden können gibt es für die Passagiere im Fond. Selbstredend kann darauf auch gesurft werden oder man bespielt auf den hinteren Sitzplätzen die sozialen Netzwerke. Und für die Wohlfühlatmosphäre gibt es noch großflächige Echtholzintarsien. Nachhaltig scheint das nicht, deswegen gucken wir jetzt noch schnell nach draußen. Da heißt es: lang, elegant, einfach schick. Ob so die Zukunft des 7er BMW aussehen könnte? Man weiß es nicht, aber zu wünschen wäre es schon. Denn das dürfte dann nicht nur reiche Chinesen freuen.

Quelle: ntv.de

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