Vorstellung Kia Venga Ein flotter Käfer
15.12.2009, 11:50 Uhr
Freundlich: Der Venga zeigt sich mit dem aufgefrischten Front-Design der Marke Kia.
(Foto: Markus Mechnich)
Bei Kia setzt man auf Kleinwagen. Nicht nur, weil man das gut beherrscht, sondern auch, weil dieser Markt wächst. Mit dem Venga platziert Kia jetzt einen eigenen Mini-Van in dem Segment. Ein flottes Konzept, das erfolgreich sein könnte.
In der Autobranche rüstet man sich für den Hangover nach der Abwrackprämie. Der Kater kommt, soviel ist sicher. Unklar ist eigentlich nur, wie stark die Schmerzen, sprich die Absatzrückgänge, werden. Die beste Medizin dagegen sind günstige und frische Angebote. Aber auch da ist Vorsicht geboten. Einen ruinösen Preiskampf wollen die Hersteller unbedingt verhindern. Die beste Therapie sind demnach neue Modelle, die die Kundschaft begeistern können.
Der koreanische Hersteller Kia hat kräftig von der Abwrackprämie profitiert. Die Verkäufe des Konglomerats Hyundai/Kia sind bis zum dritten Quartal 2009 um sieben Prozent nach oben geschnellt. Jetzt arbeitet man an der Vorbeugung für das eigentliche Krisenjahr 2010. Dabei setzt der Hersteller vor allem auf das B-Segment, also die Kleinwagen. Nicht nur, weil Kia das besonders gut kann. Dieser Bereich hat nicht zuletzt durch die Klimadiskussion enorm zulegen können. Mittlerweile sind die Kleinwagen in ihrem Anteil am Gesamtmarkt zahlenmäßig am stärksten, noch vor der einstmals führenden Kompaktklasse.
Drittes Modell im B-Segment
Kein Wunder also, das Kia nach dem eher biederen Rio und dem extravaganten Soul nun ein drittes Auto im B-Segment in den Ring wirft. Der Venga ist dabei insofern anders, als dass er als Mini-Van daherkommt. Ein Auto im Kleinwagenformat, das die Platzvorteile eines Vans zu bieten versucht. Dass das möglich ist, zeigen Opel Meriva, Renault Modus oder Citroën C3 Picasso als Hauptkonkurrenz.

Die Linienführung an der Seite verleiht dem Auto einen Hauch Dynamik. Preislich ist der Venga nicht unbedingt im Billigstsegment angesiedelt.
(Foto: Markus Mechnich)
Bei Kia stößt man dabei nach eigenem Bekunden in eine lukrative Lücke. Gemeint ist das bisschen Platz zwischen Kleinwagen, wo der Rio regiert, und den Kompakten, wo der Cee’d herrscht. Dort soll es sich der neue Venga gemütlich machen, der auf der IAA im September seine Weltpremiere feierte. Die Käuferschaft in diesem Bereich ist hingegen eher schwierig. Der Nutzwert steht an erster Stelle, dann kommt der Preis und erst dann folgen sonst so kritische Argumente wie Motorisierungen und Design. Kein einfaches Unterfangen also.
Flottes Design
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Venga ist, entgegen den sonstigen Prämissen in seinem Segment, ein hübsches Auto geworden. Ganz so rational wurde das alles also nicht gehandhabt. Vorne besticht er mit freundlichem Gesicht, das den neuen Design-Genen der Marke entspricht. Besonders ansehnlich ist er von der Seite, mit einer modischen Sicke im unteren Bereich der Türen und einer Fluchtlinie, die sich vom vorderen Kotflügel bis zur Heckleuchte zieht. Das gibt dem Mini-Van einen Hauch Sportlichkeit. Hinten am Heck wird es wiederum eher bieder.
Optisch entwächst er also durchaus seinen eigentlichen Zielvorgaben. Das ist aber auch gewollt, denn wer so spät mit einem solchen Auto auf den Markt kommt, muss schon was bieten. Das gilt vor allem für das Platzangebot. Subjektiv ist es bereits erstaunlich, was die Ingenieure da auf einer Länge von 4,07 Meter untergebracht haben. Vorne lässt es sich sehr bequem Platz nehmen und auch hinten herrscht noch eine erstaunlich große Kniefreiheit. Das geht freilich nur mit einem Radstand von 2,62 Metern. Die Dachhöhe von 1,60 Metern verhindert den Kontakt des Haupthaars mit dem Himmel des Venga.
Kampf um jeden Liter
Neben dem Platz für Passagiere muss ein Mini-Van im Kleinwagenbereich auch noch einen annehmbaren Kofferraum bieten. Den hat auch der Venga. Zwar liegt er mit dem normalen Volumen von 314 Litern nicht unbedingt an der Spitze. Doch der Ladeboden lässt sich mit ein paar Handgriffen eine Etage tiefer legen und dann werden daraus 422 Liter. Die können sich dann neben der Konkurrenz (Citroën C3 Picasso: 385; Opel Meriva: 360 Liter) schon sehen lassen. Wird alles umgelegt, dann kommt der Venga auf ein maximales Volumen von 1341 Litern. Damit liegt er nur leicht hinter seinen Konkurrenten. Die Messlatte liegt hoch in dieser Klasse.

Beim Interieur haben die Entwickler dezente Farben verwendet und wertiges Ambiente geschaffen.
(Foto: Markus Mechnich)
Besonders Mühe hat man sich bei der Gestaltung des Innenraums gegeben. Dezente Farben beherrschen das Ambiente rund um die Mittelkonsole, die der neuen Designlinie entspricht, die im großen Bruder Cee'd ihre Premiere hatte. Links und rechts sind Verblendungen in verschiedenen Farben bestellbar. Die Verarbeitung des Autos ist ohne Beanstandung. Das Hartplastik ist in dieser Klasse hingegen unausweichlich, doch beim Venga recht unaufdringlich verbaut. Insgesamt hinterlässt das Interieur einen guten Eindruck.
Vier Motoren zum Start
Bei den Motorisierungen hält es Kia zum Verkaufsstart im Januar erst mal übersichtlich. Zur Verfügung stehen zwei Diesel und zwei Benziner. Der kleinere der beiden Benziner hat 1,4 Liter Hubraum, leistet damit 90 PS und bietet ein Drehmoment von 137 Newtonmetern. Der größere Otto-Motor hat 1,6 Liter Hubraum, leistet 125 PS und hat ein Drehmoment von 156 Newtonmetern. Das Fahrwerk ist ganz auf europäische Bedürfnisse abgestimmt. Recht straff, aber nicht unbequem. Das verleiht dem Auto auch eine vernünftige Kurvenstabilität trotz der verhältnismäßig großen Höhe von 1,60 Meter.
Auch bei den Selbstzündern gibt es einen 1,4- und einen 1,6-Liter-Motor. Der kleinere der beiden Diesel bringt eine Leistung von 90 PS und ein Drehmoment von 260 Newtonmetern, der größere setzt 128 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment dagegen. Bei der Vorstellung hatten wir Gelegenheit zu einer kurzen Ausfahrt mit dem kleineren Diesel. Dabei zeigte er sich mit recht lautem Rasseln als ein rauer Geselle. Das Auto lässt sich mit den 1345 Kilogramm, die der Venga auf jeden Fall auf die Räder stellt, dennoch ordentlich durch den Stadtverkehr lotsen. Auch der Verbrauch lag mit 5,2 Litern nur wenig über dem angegebenem Normverbrauch von 4,8 Litern.
Preise ab 13.990 Euro
Die Preise für den Venga sind nicht ganz so offensiv gesetzt, wie man es von der Marke kennt. Zwar gibt es den Neuen schon ab 13.990 Euro als kleinen Benziner mit Basisausstattung. Aber für die gängigere Ausstattungsvariante "Vision" werden mit dem kleinen Benziner schon 15.570 Euro und mit dem kleinen Diesel 17.330 Euro fällig. Für den großen Diesel mit besserer Ausstattung werden es schon fast 20.000 Euro. Damit bewegt man sich allerdings immer noch leicht unter dem Preisniveau der direkten Konkurrenten.
Bei Kia setzt man große Hoffnungen auf den Venga, der nichts weniger als neue Kunden zu der Marke bringen soll. Das Zeug dazu hat er durchaus. Er bietet viel Nutzwert und eine schicke Optik innen und außen. Die bei Kia gewährte Sieben-Jahre-Garantie dürfte sicher auch einige zusätzliche Kunden überzeugen. Damit könnte der Venga genau die richtige Medizin sein für den Kater nach der Abwrackparty.
Quelle: ntv.de