Auto

Dünner und bequemer Evolution bei Autositzen

Geplagte Autofahrer mit schmerzendem Rücken können aufatmen: Die Autohersteller haben die Ergonomie ihrer Sitzmöbel als lohnendes Entwicklungsziel entdeckt.

Deshalb kommen immer mehr Fahrzeuge auf den Markt, deren Sitze vielfach verstellbar sind und das Gütezeichen der Arbeitsgemeinschaft Gesunder Rücken (AGR) tragen. In Zukunft werden die Sitze zu Gunsten der Raumökonomie zudem immer dünner und variabler.

Triebfeder der Entwicklung ist nach Einschätzung des Designers Frank Beermann vom Sitzspezialisten Recaro im baden-württembergischen Kirchheim/Teck in den meisten Fällen die Suche nach zusätzlichem Raumgewinn. Denn während schmale Sitzschalen dem Fahrer im Sportwagen einen dynamischen Eindruck vermitteln, suggerierten sie in Studien kompakter Stadtflitzer wie dem Opel Trixx oder Entwürfen künftiger Reisefahrzeuge wie dem Range Stormer schon optisch mehr Flexibilität in der ersten Reihe und mehr Kniefreiheit für die Fondspassagiere.

Außerdem könnten dünne und damit leichte Sitzkonstruktionen helfen, das Gesamtgewicht und somit den Verbrauch zu senken, pflichtet Sitzentwickler Hugues Gall vom Zulieferer Johnson Controls im nordrhein-westfälischen Burscheid bei.

Damit sich die Autositze der Zukunft vom dicken Polsterfauteuil zum filigranen Sessel entwickeln können, bedarf es allerdings neuer Materialien. Sie müssen laut Opel-Sprecher Patrick Munsch in Rüsselsheim nicht nur denselben Komfort gewährleisten, sondern auch mindestens genau so steif und sicher sein. Lösen lassen sich solche Aufgaben nach Einschätzung von Recaro-Designer Beermann wahrscheinlich zunächst nur mit Verbundfasern wie Carbon.

Ein anderer Weg zum Raumgewinn sind variable Sitze. So hat Volvo in der Studie YCC nach Angaben der Presseabteilung in Köln die Rücksitze wie Kinosessel konstruiert, damit die Sitzflächen beim Transport von Einkaufstüten hochgestellt werden können. Und bei den Studien Trepiuno von Fiat und Trixx von Opel lassen sich die Sitze im Fond aus der Wand klappen oder mit einem Kompressor aufblasen.

Doch die Sitze der Zukunft sollen nicht nur mehr Platz schaffen, sondern auch noch bequemer und gesünder sein. Denn nach Angaben von Opel haben über 80 Prozent der Menschen in den westlichen Industrienationen mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen.

Deshalb arbeitet die Industrie mit Hochdruck an neuen Lösungen, die sich mit zahlreichen Verstellmöglichkeiten besser an den Körper anpassen. Schon jetzt bieten Fahrzeuge wie der VW Phaeton, der 7er-BMW oder der Opel Signum - meist allerdings gegen Aufpreis - Komfortsessel mit bis zu 18 elektrischen oder mechanischen Verstellwegen. Mercedes hat in der E-Klasse einen Fahrersitz präsentiert, der den Seitenhalt variiert, und im Volvo Concept-Car YCC werden Passagiere vor Fahrtbeginn sogar elektronisch vermessen.

Aber damit will es die Industrie nicht bewenden lassen. So arbeitet etwa Johnson Controls laut Gall an einem Konzept, bei dem sich die Sitzelemente wie bei einem Bürostuhl an Körpergröße, Körperhaltung und Wirbelsäulenform anpassen. Allerdings werden solche Lösungen noch ein wenig auf sich warten lassen, so Recaro-Designer Beermann: "Designstudien zeigen nur, wie ein Sitz aussehen könnte, wenn die Kreativität nicht von den gesetzlichen Anforderungen, der technischen Machbarkeit und der Kostenkontrolle gebremst würde."

Quelle: ntv.de

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