Maserati GranCabrio Für die italienischen Momente
21.04.2010, 09:19 UhrMaserati lässt die Hüllen fallen: Nach über einem Jahr Pause bringen die Italiener jetzt wieder ein offenes Modell an den Start. Das neue GranCabrio steht seit März bei den Händlern und kostet mindestens 132.770 Euro.

Offen wird das Cabrio zum Sommertraum.
Erstmals in der Unternehmensgeschichte zeigt die Ferrari-Schwestermarke dabei einen Sinn für sonnenhungrige Familien. Waren die früheren Cabrios alle nur Zweisitzer, ist der vom GranTurismo abgeleitete Neuling mit seinen 4,88 Metern nicht nur einen halben Meter länger als der Vorgänger. Er hat jetzt auch eine Rückbank, auf der man sogar ganz leidlich sitzen kann. Bis in die Toskana wird es im Fond trotz weichen Leders und dicker Polster zwar ein bisschen eng und unbequem. Doch dort in flotter Fahrt durch die Weinberge zu fliegen oder durch Siena und Florenz zu promenieren, ist im Maserati auch zu viert ein Vergnügen.
Dabei hilft dem großen Gleiter seine extrem steife Karosserie, für die Maserati auch das stattliche Gewicht von zwei Tonnen in Kauf nimmt. Auch wenn man nicht ganz so scharf durch die Kurven zirkeln kann und bei der Abfahrt aus dem Apennin hinunter nach Florenz ein wenig fester in die Eisen steigen muss, genießt man dafür eine himmlische Ruhe. Selbst auf schlechten Straßen stört kein Knacken und Knistern. Und auch am Lenkrad nervt kein Zittern.
Was dem Wagen jedoch zum profunden Reisegefährt fehlt, ist ein vernünftiger Kofferraum. Der fasst nur 173 Liter, ist schon mit zwei kleinen Bordtrolleys überfordert und streicht bei einer Kiste Mineralwasser die Segel. Das haben auch die Italiener erkannt und deshalb eilig ein maßgeschneidertes Taschenset aufgelegt. Das füllt auch den letzten Zentimeter unter der Luke und wird ansonsten mit eigenen Gurten auf der Rückbank festgeschnallt.
Eine luxuriöse Welt aus Lack und Leder
Vorn wie hinten reist man bei Maserati in einer feinen Welt aus Lack, Leder und Holz, die man individuell gestalten kann. Die Ausstattung ist zwar von der Klimaautomatik bis zur Sitzheizung schon ab Werk sehr umfangreich, doch können sich die Kunden dafür beim Design selbst verwirklichen: Über 2000 Kombinationen aus Lack-, Verdeck- und Ledertönen sollen möglich sein.
Zwischen Haaren und Himmel gibt es bei den stilsicheren Italienern nur eine dünne, aber dichte Stoffhaube. Der Versuchung eines versenkbaren Hardtops haben die Entwickler mit Blick auf die zeitlos schöne Linienführung aus dem Hause Pininfarina zum Glück widerstanden. Doch auch das knapp geschnittene und straff gespannte Stoffverdeck bleibt nicht ohne Tadel. Zwar öffnet es vollautomatisch in 28 Sekunden, und die Mechanik stellt erst bei Tempo 30 den Dienst ein. Doch wäre eine Fernbedienung ein schönes Extra, wenn man vor der Terrasse der Gelateria eine bella figura machen möchte.
Ist das Dach einmal offen, genießt man die italienischen Momente des Lebens in vollen Zügen. Denn nur ein laues Lüftchen züngelt über die angenehm weit entrückte Frontscheibe und die Seitenfenster in den Innenraum, während das Cabrio der Sonne entgegen gleitet. Selbst ohne Windschott kann man da schon im Frühling die Jacke ausziehen.
Ein V8 mit mehr Schmalz als Eros Ramazzotti
Die Musik zu diesem Sommertraum spielt ein V8-Motor, den sich Maserati mit Ferrari teilt. Er hat 4,7 Liter Hubraum und - zumindest bei gedrückter Sporttaste und damit geöffneten Resonanzklappen - einen so verführerischen Klang, dass selbst Eros Ramazzotti vor Neid verstummt. Und genügend Kraft hat er mit 323 kW/440 PS und 490 Nm natürlich auch. Wer schnell in den Schatten oder den Regenwolken davon fahren möchte, beschleunigt deshalb in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 und macht den Beau bei einer Höchstgeschwindigkeit von 283 km/h zum Boliden. Selbst der stattliche Normverbrauch von 15,4 Litern wird dabei in diesem Kundenkreis niemandem den Spaß verderben.
Fazit: Dolce Vita auf Rädern
Natürlich ist das GranCabrio selbst in diesem Segment kein Schnäppchen und dabei nicht einmal das beste Auto seiner Klasse. Doch mit italienischer Eleganz und mediterranem Temperament ist der offene Viersitzer ein kunstvoller Verführer und die Verheißung vom Dolce Vita auf Rädern. So kann der Sommer endlich kommen.
Quelle: ntv.de, dpa