Mehr Allrad für Schnee und Eis Holiday on Audi
14.01.2011, 08:30 Uhr
Noch als Prototyp unterwegs: Der Audi A1 als quattro.
Traktion, Spurtreue, Kurvenstabilität, Sicherheit: Vier Begriffe, die für Allradantrieb stehen können und wie geschaffen dafür, durch vier Ringe symbolisiert zu werden. Doch das ist ein Mythos ohne realen Hintergrund.
Die italienische Zahl "vier" steht inzwischen für mehr als 3,7 Millionen gebauter Autos mit dieser Form des Allradantriebs. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl nicht nur wegen gestiegener Nachfrage, sondern auch wegen zahlreicher neuer Modelle mehr als verdoppelt. Audi hat das Konzept zwar nicht erfunden, dafür aber konsequent weiterentwickelt. Zwar setzt der japanische Hersteller Subaru weltweit mehr allradgetriebene Pkw als Audi ab, aber die Ingolstädter haben es verstanden, ihre Technik eng mit dem Markenimage zu verknüpfen. Selbst die Tatsache, dass Audis Motorsporterfolge heute ausschließlich mit Autos erzielt werden, deren Tempo auf reinem Heckantrieb basiert, schadet der öffentlichen Wahrnehmung von der führenden Allradkompetenz nicht.
Seit auf dem Genfer Automobilsalon 1980 der erste Audi 80 mit quattro-Antrieb präsentiert wurde, hat auch ungewöhnliche und teils preisgekrönte Werbung dazu beigetragen, das Bild von den unbezwingbaren 4x4-Fähigkeiten zu schärfen: Legendär ist die Audi 100 Limousine, die eine schneebedeckte Sprungschanze hinaus fährt. Herausragende Leistungen wie Walter Röhrls Rekordfahrt auf den Gipfel des Pikes Peak taten ein Übriges. Ein Audi TT, der heute die gleiche Serpentinenpiste in den Bergen Colorados ohne Fahrer unfallfrei hinauf türmt, veranschaulicht die atemberaubende technische Entwicklung in dieser Zeit.
Der "Iltis" brachte es an den Tag
Wie häufig bei technischen Neuerungen stand eine Zufallsbeobachtung am Anfang. Zu Beginn des Jahres 1977 hatte Audi ein Mitarbeiterteam zu winterlichen Fahrversuchen nach Skandinavien geschickt. Mit dabei war auch ein konzerneigener Geländewagen. Dieser als "Iltis" bekannte Allradler war für den Bundeswehr-Einsatz konzipiert und zur Ablösung des DKW "Munga" bei der Truppe eingeführt worden.

Der Iltis machte den Anfang und zeigte die Möglichkeiten des Allradantriebs. Heute haben ihn auch Sportler wie der TT RS.
Dem Audi-Ingenieur Jörg Bensinger fiel als erstem auf, dass der "Iltis", obwohl mit nur 75 PS motorisiert, unter den Bedingungen von Schnee und Eis nicht nur die besten Testergebnisse erzielte, sondern auch leistungsstärkere Autos deutlich distanzierte. Wenn man folglich herkömmliche Personenwagen mit einem Vierrad-Antrieb ausrüstete, müsste es also auch deutliche Vorteile im Fahrverhalten bringen.
Einen Verbündeten fand Bensinger schnell im damaligen Audi-Chef Ferdinand Piëch. Dem als Technik-Freak bekannten Manager gefiel die Idee. Sie passte ausgezeichnet zu seinem Plan, der Marke mit den vier Ringen ihr hausbackenes Image abzustreifen. Allradantrieb war bis dahin fast ausschließlich Geländewagen vorbehalten. Basis des ersten Prototyps für die Straße war ein Coupé mit Fünfzylinder-Turbomotor, der 200 PS leistete.
Der Rest ist Legende. Audi erkannte das immense Potential des Allradantriebs für den Rallyesport und fuhr fortan die Konkurrenz, die zunächst nur auf zwei angetriebene Räder zurückgreifen konnte, in Grund und Boden. Walter Röhrls Siege bei der Rallye-WM brachten nicht nur Renommee für die Marke, sondern auch neue Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Großserie. Ende 2000 waren eine Million Quattros verkauft.
Vorbild für andere Marken
Einen davon zu fahren war trotz weiter wachsender Stückzahlen zu keiner Zeit ein preiswertes Vergnügen. Das erste, aus dem Coupé heraus entwickelte Modell, kostete rund 50.000 Mark. Bis auf 95.000 war der Preis geklettert, als der Ur-Quattro 1991 eingestellt wurde. Für die wenigen Exemplare der um 30 Zentimeter im Radstand verkürzten Rallyeversion des Sport quattro musste wegen der Verwendung der sündhaft teuren Kohlefaser und Kevlar-Teile sogar das Doppelte hingelegt werden. Doch der Erfolg der bis dahin eher unauffälligen Marke Audi inspirierte eine Reihe andere Hersteller, den Allrad-Gedanken weiter zu verfolgen. Zusätze in der Modellbezeichnung wie "4matic", "4WD", "AWD" oder "syncro" oder "4Motion" legen vielfältig Zeugnis davon ab.
Im vergangenen Jahr verkaufte Audi rund 40 Prozent seiner mehr als eine Million gebauter Autos mit Quattro-Antrieb. In der A6-Baureihe ist die Ausrüstrungsquote am größten. Die Erweiterung des Angebots ist absehbar. Als nächste kommen die 340 PS starke Spitzenversion des A3, der RS3 auf den Markt. Und auch die große Herausforderung, aus einem VW Polo im Audi-Kleid ein vollwertiges Quattro-Fahrzeug zu machen, haben die Ingolstädter Ingenieure gemeistert: Vom A1 quattro existieren schon Prototypen.
Ihn zu fahren ist auf Eis und Schnee ein besonderes Vergnügen, denn er verfügt über etwas, was die schweren A8- und A6-Limousinen nicht haben – eine Hebel-Handbremse nach traditioneller Bauart. Im Gegensatz zu den Fahrzeugen mit elektrischer Parkbremse kann mit ihr die Hinterräder zum Blockieren bringen und so elegant um spitzen Kehren gleiten.
Quelle: ntv.de