Neuer Trend zum Schmalspur-Auto Kleiner geht's nicht
14.09.2011, 13:06 Uhr
Der Opel Rak E soll nur rund 12.000 Euro kosten.
Verstopfte Innenstädte, verschmutze Luft – als Rezept gegen den drohenden Verkehrsinfarkt in den Metropolen der Welt setzen die Autohersteller auf Schrumpfkuren. Auf der IAA präsentieren sich nun die neuen Minimal-Mobile – einige rollen sogar schon morgen oder übermorgen auf die Straße.
Neben ihnen wirkt selbst ein Smart Fortwo wie ein Raumkreuzer: Micro-Cars - die Neuinterpretation der Kabinenroller. Glaubt man den Autoherstellern auf der IAA, sollen die Auto-Zwerge das Verkehrsmittel für die Großstadt der Zukunft werden.
Auch wenn Studien wie Audis Urban Concept, der VW Nils oder der Opel Rak E bei den Generationen Golf und Käfer mit ihren skurrilen Proportionen, engen Kabinen und winzigen Kofferräumen für Irritationen sorgen, einige Experten halten sie für die Autos der Zukunft. Die Entwicklung der Megacitys, die sich verändernden Mobilitätstrends und das wachsende Interesse an abgasarmen, spritsparenden Autos macht sie einer Studie des Beratungsunternehmens Frost & Sullivan zunehmend attraktiv für junge Großstadtbewohner. Bis 2017 soll der Markt für derartige Fahrzeuge allein in Europa auf 230.000 Einheiten pro Jahr wachsen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Kabinenroller wie die Isetta, das Goggomobil, der Lloyd-Leukoplastbomber oder die Modelle von Messerschmitt und Heinkel eine preiswerte Alternative zu "echten" Autos. Heute jedoch geht es nicht mehr in erster Linie um niedrige Kosten, sondern um niedriges Gewicht. Denn Standardantrieb der neuen Micro-Mobile ist der Elektroantrieb über Batterie – und die hält bei leichten Autos einfach länger durch.
Audi und VW in den Startlöchern
Audi setzt bei seiner sportlich gestalteten Microcar-Studie Urban Concept daher konsequent auf Karbon und Aluminium. Ohne Batterien kommt der Kabinenroller so auf ein Leergewicht von nur 400 Kilogramm. Das puristische Konzept führt allerdings auch zu einem reduzierten Platzangebot. Die beiden Insassen müssen leicht versetzt hintereinander Platz nehmen, hinter ihnen gibt es einen kleinen Gepäckraum. Noch spartanischer geht es im VW Nils zu, der bei etwas nüchternem äußerlichem Auftritt nur einen Sitzplatz bietet – zusätzlich haben eine Kiste Wasser und eine Aktentasche Platz.
Für die große Tour sind die beiden elektrisch angetriebenen Micro-Cars aber auch nicht gedacht – mit rund 60 Kilometern Reichweite sollen sie vor allem Pendler und Innenstadtbewohner ansprechen. Während der VW offiziell ein reines Forschungsfahrzeug ist, stehen die Chancen auf eine Serienumsetzung beim Audi nicht schlecht.
Serienreife bei Opel
Recht wahrscheinlich gebaut wird hingegen der Opel Rak E, ein Tandem-Zweisitzer mit 36,5 kW/49 PS starkem E-Motor, der in 13 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und mit einer Spitze von 120 km/h auch auf der Autobahn nicht zum Verkehrshindernis wird. Die Reichweite soll 100 Kilometer betragen. Da die Rüsselsheimer nicht auf teures Karbon und Aluminium, sondern auf eine Stahl-Bodengruppe und eine Kunststoff-Karosserie setzen, wird das frühestens 2014 erwartete Serienmodell nicht viel teurer als 12.000 Euro werden. Um auch Kundenschichten jenseits von Drittwagenkäufern und Berufspendlern zu erreichen, soll es eine gedrosselte Version geben, die auch Jugendliche ab 16 Jahren fahren dürfen.
Hersteller auf Lösungssuche
Auch andere Minimal-Mobile sind bereits angekündigt. VW baut ab 2013 das zigarrenförmige Ein-Liter-Auto XL1 mit Diesel-Hybridantrieb in Kleinserie. Renault bringt bereits im Frühjahr das E-Mobil Twizy auf die Straße, eine Art vierrädrigen Roller für rund 7.000 Euro, bei dem es seitliche Türen nur gegen Aufpreis gibt.
Für die Hersteller sind die neuen Miniautos gleich aus mehreren Gründen attraktiv. Zum einen verbessern die E-Motoren die CO2-Flottenbilanz deutlich. Zum anderen erhofft man sich den Zugriff auf Kundenkreise, die dem konventionellen Auto langsam verloren gehen. Denn in Großstädten verzichten schon heute immer mehr Bewohner auf einen eigenen Pkw- sei es aus Umweltschutzgründen oder aus Parkplatznot. In beiden Fällen wären Microcars eine Lösung. Und auch die hohen Leichtbaukosten machen dabei keine Sorgen, ist doch die anvisierte Kundschaft durchaus zahlungskräftig. Geld verdienen ließe sich mit den neuen Kleinen also auch.
Quelle: ntv.de, sp-x