Peugeot 508 sw im Test Immer noch mit großer Klappe
21.07.2011, 14:18 Uhr
Der Peugeot 508 sw setzt wieder auf klassische Kombi-Tugenden.
Vorne hält der Peugeot 508 sw jetzt das Mundwerk. Der ehemals weit aufgerissene Kühlerschlund als Markenzeichen der Löwenmarke gehört der Designvergangenheit an. Doch ganz wollen die Franzosen zumindest beim Kombi nicht auf eine große Klappe verzichten.
Über die neue Designlinie bei Peugeot ist schon viel geschrieben worden. Als sichtbarste Veränderung wurde der weit aufgerissene, Haifisch ähnliche Kühlerschlund - quasi das Markenzeichen der Löwenmarke in den vergangenen Jahren - in den Ruhestand verabschiedet. Der Trend geht jetzt wieder zu einer mehr klassischen und stilvolleren Formgebung. Diese reanimierte Lust auf Eleganz wurde beim Mittelklassemodell 508 bereits umgesetzt. Auch die sw genannte Kombiversion profitiert von dieser traditionsreichen Rückbesinnung. Allerdings verzichtet man hier nicht ganz auf eine große Klappe, nur sitzt sie hier an der richtigen Stelle: im Heck.
Gut, dass Peugeot nicht nur Wert auf ein ansprechendes Blechkleid gelegt, sondern auch die praktischen Werte nicht außer Acht gelassen hat. Dazu zählen ordentliche Platzverhältnisse, ein recht übersichtliches Cockpit – mehr Ablagen für Kleinkram wären allerdings wünschenswert - sowie ein üppiger Kofferraum. Das durch die weit nach oben schwingende Heckklappe sowie dank einer niedrigen Ladekante leicht zu beladene Gepäckteil fasst trotz der abfallenden Dachlinie zwischen 560 und knapp 1.600 Liter. Dieser Wert kann sich im Klassenvergleich durchaus sehen lassen.
Kleine Schwächen
Doch die nackten Literangaben alleine machen noch keinen praktischen Lademeister. Die im Verhältnis 60:40 teilbare Rücksitzlehne lässt sich getrennt in ihre Teilstücke jeweils mit einem Handgriff vom Kofferraum aus entriegeln. Mit einem satten Plopp klappen sie nach vorne und geben eine 1,90 Meter lange und 1,11 Meter breite, leicht ansteigende Ladefläche frei. Da in den Innenraum keine Radkästen ragen, hat man freie Bahn beim Verstauen und Verschieben. Ein Sicherungsnetz, das bei der 550 Euro teuren Option des elektrischen Öffnens und Schließens der Heckklappe mit zum Lieferumfang gehört, hilft gegen ein Verrutschen des Transportguts. Allerdings muss man sich beim Thema Zuladung in Zurückhaltung üben. Die beträgt beim von uns gefahrenen 140 PS-Diesel nur 459 Kilogramm.
Vorsichtig gilt es auch an anderer Stelle zu üben: Wer Wert auf einen tadellosen Lackzustand der Kotflügel legt und Schrammen für nicht stilvoll hält, sollte enge Parkhäuser möglichst meiden. Die Übersichtlichkeit der Karosserie ist – freundlich formuliert – verbesserungsfähig und bringt selbst erfahrene Ein- und Ausparker schnell an ihre Grenzen sowie aus der Ruhe.
Nur selten aus derselben lässt sich dagegen der 2,0-Liter-Diesel bringen. Der in Verbindung mit einer Sechsgang-Schaltung angebotene 103 kW/140 PS starke Selbstzünder reicht im besten Sinne aus. Sicher, stärkeren Diesel mit 153 bzw. 204 PS sind dynamischer, aber der alte Bekannte aus dem PSA-Regalen hat trotzdem noch nicht ausgedient. 320 Newtonmeter Drehmoment sind in Ordnung und das gilt auch für den Testverbrauch.
Verbrauch und Preis im grünen Bereich
Durchschnittlich flossen während unserer Fahrten 6,4 Liter durch die Leitungen. Dabei wurde der Löwen-Kombi sowohl viel im Stadtverkehr als auch durchaus flott auf Autobahnen bewegt und dabei nahe an der angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. So liegt der Mehrverbrauch gegenüber dem Normwert von 5 Litern (CO2-Ausstoß: 130 g/km) im vertretbaren Rahmen.
Im Rahmen bleibt auch die Preisgestaltung. Ab 29.150 Euro steht der 508 sw bei den Händlern. In der von uns gefahrenen und für diesen Motor höchsten Komfortvariante Allure kostet er ab 32.150 Euro, ist aber mit einer Zweizonenklimaautomatik, Panorama-Glasdach, 17-Zoll-Alufelgen sowie einem schlüssellosen Zugangs- und Startsystem ziemlich komplett ausgestattet.
Damit bleibt der Franzose deutlich unter den preislichen Vorgaben des Platzhirsches VW Passat Variant, drückt aber sein wiedergefundenes Selbstbewusstsein gegenüber anderen Wettbewerbern trotzdem aus. Beim Thema Assistenzsysteme könnte Peugeot allerdings noch nachrüsten. Bis jetzt gibt es für den Mittelklassekombi noch keinen dieser praktischen Helfer. Aber wer weiß? Die Lernkurve zeigt bei den Franzosen ja gerade nach oben.
Quelle: ntv.de, sp-x