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Diesel und nur vier Zylinder Jaguar XF befriedigt Kritiker

Größerer Grill und kleinere Scheinwerfer kennzeichnen die modellgepflegte Version des Jaguar XF.

Größerer Grill und kleinere Scheinwerfer kennzeichnen die modellgepflegte Version des Jaguar XF.

(Foto: Axel F. Busse)

Jaguar präsentiert seinen neuen XF. Gleich wird klar, dass der Autobauer damit die Mittelklassewagen von Audi, BMW und Mercedes herausfordert. Jaguar modernisiert nicht nur die Antriebspalette und senkt den Verbrauch. Auch optisch verändert sich der XF.

Erst kam der Tabubruch, dann die Selbstverständlichkeit: Vierzylinder-Motoren in Luxusmarken galten einst als nicht gesellschaftsfähig, heute mag auch Jaguar nicht mehr zurückstehen. Mit einem neuen Einsteigermodell in der Baureihe XF eröffnet die britische Marke ihr Zeitalter des Downsizing.

Wer sich in der Vergangenheit für einen Jaguar entschied, hatte die Wahl zwischen Sechs- und Achtzylinder-Motoren, wobei die Selbstzünder das halbe Dutzend auf drei Liter Hubraum verteilten und drei verschiedene Leistungsstufen anboten. Das Starterpaket in die Jaguar-Welt mit 211 PS ist ab sofort nicht mehr im Sortiment und wird durch einen 2,2 Liter großen Vierzylinder ersetzt. Der leistet 190 PS.

Mit dem neuen Basisdiesel, einem 2,2-Liter-Vierzylinder, sinkt der Verbrauch auf 5,4 Liter.

Mit dem neuen Basisdiesel, einem 2,2-Liter-Vierzylinder, sinkt der Verbrauch auf 5,4 Liter.

(Foto: Axel F. Busse)

Unerhört scheint es, eine fast fünf Meter lange Komfort-Limousine mit einem Vierzylinder-Diesel ausrüsten zu wollen. Doch die ersten Testkilometer beweisen: Es funktioniert. Der Auftritt lässt an Selbstbewusstsein nichts zu wünschen übrig. Ausgerechnet dort, wo anerkannter Maßen und seit langem starke und effiziente Diesel-Pkw hergestellt werden – in Bayern –, präsentierte Jaguar sein neuestes Produkt der internationalen Fachpresse. Die Botschaft ist klar: Jaguar will in der gehobenen Mittelklasse ein Stück von dem Kuchen, den jetzt noch Audi und BMW, aber auch Mercedes zu großen Teilen genüsslich verspeisen.

Kraftvoll durch die Krisenjahre

Kein Fahrzeug der gegenwärtig drei Modelle umfassenden Angebotspalette scheint dafür besser geeignet als der XF. Seit seiner Einführung vor drei Jahren fand er weltweit rund 115.000 Käufer und zwei dieser Jahre gelten in der Branche als „Krisenjahre“. Der Nachfolger der glücklosen S-Type-Limousine macht in Deutschland mehr als die Hälfte des gesamten Jaguar-Absatzes aus. 2010 waren dies mehr als 2000 Neuzulassungen.

Im Gegensatz zu dem doppelt aufgeladenen Dreiliter-Sechszylinder, den Kunden weiterhin für den XF mit 245 oder 275 PS ordern können, kommt der Vierzylinder mit nur einem Turbolader aus. Gemeinsam mit der geringeren Zylinderzahl gibt das eine Gewichtsersparnis von rund 45 Kilogramm. Das gleicht die geringere Leistung von 21 PS nahezu aus. Der XF 2.2 Diesel spurtet bei Bedarf bis auf 225 km/h. Wer dies nicht allzu oft ausprobiert, soll mit 5,4 Litern je 100 Kilometer auskommen. An diesem, auf dem Prüfstand ermittelten Wert nach EU-Norm, hat eine Technik ihren Anteil, die bisher in keinem anderen Jaguar zu haben ist. Die Motorabschaltung beim Kurzstopp, die Jaguar in der Logik der abfolgenden Ereignisse „Stopp/Start-Automatik“ nennt.

Neben optischen Änderungen wird die bisherige Sechsgang- durch eine Achtgang-Automatik ersetzt.

Neben optischen Änderungen wird die bisherige Sechsgang- durch eine Achtgang-Automatik ersetzt.

Für Andy Whyman, den verantwortlichen Programm-Ingenieur, ist das neue Aggregat ein „strategisch wichtiger Motor“. Auf dem Weltmarkt ist deutlich zu beobachten, dass sich bei den Business-Limousinen der Schwerpunkt von den Sechszylindern weg hin zu aufgeladenen Vierzylindern bewegt. Den anspruchsvollen Kunden dort ein Angebot zu machen, ist die eine Aufgabe des Motors, die andere ist es, den Flottenverbrauch aller Jaguar-Fahrzeuge zu drücken, wie es die EU vorschriebt. Wer die klar definierten Limits nicht einhält, zahlt empfindliche Strafen.

Mit der Modernisierung der Antriebspalette hält auch die optische Modellpflege Einzug in das XF-Programm. Dezent, aber wirksam nahmen sich Chef-Designer Ian Callum und sein Team die gesamte Front des Viertürers vor. „Der Grill war eine Idee zu klein, die Scheinwerfer etwas zu groß“, fasst Callum die Erkenntnis zusammen, in die auch Reaktionen von Kunden einflossen. Nicht allen hat die elegante Wölbung der vormaligen Scheinwerfergläser gefallen. Dank weiter entwickelter Lichttechnik können jetzt kleinere Leuchteinheiten verwendet werden, die hinter schmaleren „Katzen-Augen“ Platz finden.

Einstieg bei 44.900 Euro

Lufteinlässe und die Konturen der Haube wurden ebenfalls einem Feinschliff unterzogen. An den vorderen Kotflügeln wurde eine horizontale Spange angebracht, auf der jetzt der Schriftzug „Jaguar“ eingeprägt ist. „Der Markenname an der Seite ist wichtig. Die Leute sollen schon sehen, wer sie da überholt", scherzt Callum. Am Heck hat man sich von den trapezförmigen Endrohren verabschiedet und sie durch ovale ersetzt. Der Vierzylinder bekommt eines davon, die Sechszylinder sind mit zweien versehen und das 510 PS starke Topmodell XFR bekommt vier Auslässe.

Auch im Innenraum aufgefrischt.

Auch im Innenraum aufgefrischt.

Zum neuen Motor führt Jaguar auch eine neue Kraftübertragung ein. Es handelt sich um eine achtgängige Automatik aus ZF-Entwicklung. Das ist noch eine Nahtstelle zu den Wettbewerbern, denn vergleichbare Getriebe finden auch bei BMW und Audi Verwendung. Ohne Probleme setzt sie die bis zu 450 Newtonmeter Drehmoment in Vortrieb um, wechselt geschmeidig die Fahrstufe und kann beim Zurückschalten auch mehrere Stufen überspringen.

Auch wenn dem 2.2-Litter-Aggregat in höheren Drehzahlbereichen die Souveränität und Laufkultur fehlt, die man vom größervolumigen Vorgängermodell kannte, so ist die Vorstellung des neuen Einstiegsdiesels in der Summe überzeugend. Energische Kraftentfaltung für spontane Überholvorgänge ist ebenso abrufbar wie sanftes Dahingleiten, bei dem man das luxuriöse Ambiente soliden britischen Komforts am besten genießen kann. Minimale Verzögerungen bei der Umsetzung von Gashebelbewegung in Vortrieb sind hinnehmbar, eine leichtgängige und präzise Lenkung unterstützen das angenehm entspannte Fahrerlebnis. Die Bremsen packen kräftig zu, können die 1745 Kilogramm schwere Fuhre mühelos im Zaum halten.

Die Eintrittskarte in den Jaguar-Kosmos kann man jetzt für 44.900 Euro lösen. Dafür bekommt man den 190-PS-Diesel nebst Achtgang-Automatik, eine Handschaltung wird nicht angeboten. Xenon-Scheinwerfer, LED-Heckleuchten, Klimaautomatik, elektrisch verstellbare Lenksäule und Sitze, Regensensor und Audio-System sind in dieser Summe enthalten.

Quelle: ntv.de

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