Acht Millionen schadhaft Jedes zweite Auto defekt
16.09.2008, 21:56 UhrAuf Deutschlands Straßen sind einer Studie zufolge acht Millionen Autos mit gravierenden Mängeln unterwegs - Tendenz steigend. Grund dafür sei das steigende Alter der Fahrzeuge und die Service-Müdigkeit vieler Verbraucher, teilte die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) auf der Messe "Automechanika" mit. Insgesamt war bei den Untersuchungen im ersten Halbjahr 2008 jeder zweite Wagen reparaturbedürftig - das waren 1,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bei fast jedem vierten beanstandeten Auto war die Elektrik oder das Licht kaputt, bei jedem fünften Fahrzeug waren Bremsen, Reifen oder Achsen defekt.
Zur Eröffnung der Messe klagten Werkstätten und Autohändler über sinkende Erträge und den stagnierenden Autoabsatz. Um Autokäufer vor Betrug und unseriösen Anbietern im Internet zu schützen, wurde auf der Messe ein Kodex für den Fahrzeughandel im Internet präsentiert.
Nach Ansicht von Experten stellt der immer älter werdende Fahrzeugbestand eine Gefahr dar. "Notwendige Verschleißreparaturen werden häufig nicht durchgeführt oder solange verschoben, bis ein größerer Defekt eintritt", schrieb die Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger GTÜ. Der technische Zustand vieler älterer Autos sei erschreckend. Die Autos werden zudem immer älter: Derzeit sind Wagen laut GTÜ im Schnitt acht Jahre alt, jedes fünfte Auto ist sogar mehr als zwölf Jahre auf der Straße unterwegs. Der Trend zu mehr Mängeln ist laut GTÜ sogar noch stärker als die Steigerungsrate von 1,7 Prozent ausweist: Der Vorjahresvergleich sei nur eingeschränkt möglich, weil sich die Berechnungsgrundlage geändert habe.
Japaner bleiben stabil
Unter den Marken konnten japanische Modelle auch in diesem Jahr ihren Ruf als "Mängelzwerge" verteidigen. Die wenigsten Beanstandungen zählten die Prüfer im Segment Kleinwagen bei Modellen von Mazda, Honda und Toyota. Bei den Kompaktwagen hatten BMW, Toyota und VW die wenigsten Mängel. Bei der Mittelklasse lagen Jaguar sowie wiederum Honda und Toyota vorn. Der GTÜ-Gebrauchtwagenreport wird auf der Grundlage von fünf Millionen Hauptuntersuchungen erstellt.
Die schwächelnde Konjunktur und sinkende Autoverkäufe machen der Branche zu schaffen. "Der Verdrängungswettbewerb nimmt zu und die Unordnung im Kfz-Markt wächst", sagte der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Robert Rademacher. Freie Werkstätten jagten mit Niedrigpreisen etablierten Händlern Kunden ab. Viele Autofahrer sparten zudem an Reparaturen und Wartung. Langfristig hofften die Werkstätten aber wegen des zunehmenden Alters der Autos wieder auf steigende Umsätze.
Kodex zum Schutz vor unseriösen Anbietern
Um Autokäufer vor unseriösen Anbietern im Internet zu schützen, stellten ADAC, die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs, der Verband ZDK sowie die Internet-Autohändler AutoScout24 und mobile.de einen Kodex vor. Er definiert Fahrzeugkategorien und legt Verhaltensregeln fest, die Käufer und Verkäufer bei den beteiligten Internet-Fahrzeugbörsen künftig beachten sollen.
Die weltweit größte Werkstatt- und Autoteilemesse feiert in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum. Bis diesen Sonntag (21.9.) werden etwa 160.000 Besucher erwartet. Auf dem Messegelände zeigen 4680 Firmen Innovationen rund um das Auto. Im Mittelpunkt stehen umweltfreundliche Antriebe wie Elektro- und Hybridmotoren sowie Nachrüstfilter für Kleintransporter. Festpreise und umweltfreundliche Beratung sollen wieder mehr Kunden in die Werkstätten locken. Auch die Nachrüstung von Abgasfiltern für Kleintransporter, wie Handwerksbetriebe sie nutzen, soll das Geschäft beleben. In Deutschland gibt es laut ZDK etwa 39 500 Autohäuser und Werkstätten mit insgesamt fast 470.000 Mitarbeitern.
Quelle: ntv.de