Mit Erdgas wird er zum "Eco" Jetzt kommt der Praktik-"up!"
05.04.2012, 15:16 Uhr
In naher Zukunft wird der up! auch mit einem Erdgas-Antrieb zu haben sein.
(Foto: Axel F. Busse)
Er soll das beste Pferd im Stall werden: Der viertürigen Version des VW "up!" traut der Hersteller einen Verkaufsanteil von 60 Prozent an der Baureihe zu. Ab 10.325 Euro ist die 60 PS starke Basisversion zu haben.
Das Konzept-Fahrzeug startete noch als Käfer-Enkel mit Heckmotor, doch mittlerweile ist der up! zu einem ganz normalen Kleinwagen mit Frontantrieb geworden. Wenn im Mai die Markteinführung des Viertürers in Europa beginnt, können die Verantwortlichen in Wolfsburg schon auf eine recht ordentliche Startbilanz schauen: Auf dem deutschen Markt hat der Zweitürer mit mehr als 4000 Neuzulassungen in den ersten zwei Monaten 2012 die Konkurrenz deutlich hinter sich gelassen. Die Nachfrage, so heißt es von offizieller Seite, "übertrifft deutlich unsere Erwartungen".
Für das Fortkommen ist ein 999 Kubikzentimeter kleiner Dreizylinder-Motor zuständig, den es mit 60 oder 75 PS gibt. Geschaltet wird mit einem Fünfgang-Getriebe, das angenehm kurze Schaltwege hat, das die Gänge aber noch etwas knackiger einrasten lassen könnte. Alternativ dazu wird eine automatisierte Version dieser Schaltbox für einen Aufpreis von ca. 700 Euro angeboten. Hier werden die Gänge von elektromechanischen Aktuatoren eingelegt, was auch nach Ansicht des Projektleiters Dr. Ernst Lindner "etwas gewöhnungsbedürftig" ist.
Noch nicht verfügbar, aber in der Pipeline ist die 68 PS starke "Eco"-Ausführung des Kleinwagens. Sie lässt sich nach Wahl mit Benzin oder Erdgas antreiben.
Ordentlich Platz für Ladung
Vor und hinter der Hinterachse sind bei diesem ab Mai bestellbaren Fahrzeug zwei Tanks mit einem Volumen von 72 Litern eingebaut. Darin lassen sich elf Kilogramm komprimiertes Erdgas unterbringen. Gemeinsam mit einem zehn Liter fassenden Benzintank soll sich eine Reichweite von rund 550 Kilometern darstellen lassen. Der Eco-up! ist dann serienmäßig mit der Blue-Motion-Technologie ausgestattet und verfügt somit über ein Start-Stopp-System. Sein Preis wird etwa 2500 bis 3000 Euro höher sein als bei der Basisversion.
Während der Dreitürer durch die nach hinten ansteigende Fensterlinie das schicker und dynamischer daher kommende Auto ist, steht bei Viertürer die Funktionalität im Vordergrund.
Auf nur 3,54 Metern Fahrzeuglänge ist den Konstrukteuren eine nahezu optimale Rauausnutzung gelungen. Auch bei der Auslastung von vier Plätzen bleibt ein Kofferraumvolumen von 250 Litern verfügbar. Das dies enorm ist, illustriert folgende Tatsache: Es sind zehn Liter mehr als beim Mini Roadster. Der hat aber nur zwei Plätze und ist außerdem 19 Zentimeter länger. Die Ladekante ist mit 72 Zentimetern relativ hoch, ein Audi Q3 etwa hat nur sechs Zentimeter mehr.
Da sich Volkswagen für Vordersitze mit integrierten Kopfstützen entschieden hat, ist die Sicht der hinten Sitzenden etwas eingeschränkt. Über Platzmangel können sie sich aber nicht wirklich beklagen. Der Raum von der Rückenlehne der Vordersitze bis zum hinteren Polster ist mit 79 Zentimetern angegeben. Langbeinige Fahrer freuen sich über eine üppig bemessene Sitzschiene. Leider fehlt ihnen die horizontale Verstellbarkeit der Lenksäule. Diese Chance, sich positiv vom Wettbewerbsumfeld im Kleinwagen-Segment abzuheben, wurde nicht genutzt.
Zwang zum Sparen spürbar
Auch an anderen Petitessen ist zu erkennen, dass eine kostensparende Konstruktion oberste Prämisse war. Anders ist der Verzicht auf die zweite Fensterheber-Taste auf der Fahrerseite nicht zu erklären. Höhenverstellbare Gurtbefestigungen sucht man ebenso vergebens wie einen USB-Anschluss. Stattdessen huldigt der AUX-Anschluss für externe Musikquellen einer Technologie, die nicht mehr "up to date" ist. Für sanft und lautlos zurück schwingende Haltgriffe – einst ein Lieblings-Detail von VW-Lenker Martin Winterkorn - muss man in die nächsthöhere Klasse wechseln. Eine Silikon-Dämpfung hat der up! nicht zu bieten.

Die farblich abgesetzte Armaturentafel bringt einen frischen Akzent ins Innere des Kleinwagens.
(Foto: Axel F. Busse)
Originell und zum jugendlichen Image passend ist die Verlängerung der Außenfarbe auf das Armaturenbrett, wo in schwarz abgesetzten Instrumententrägern die Displays und Schalter übersichtlich angeordnet sind. In der Ausstattungslinie "black up!" ist das Navigationssystem "maps & more" enthalten, dass als Sonderzubehör für 355 Euro bestellt werden kann. Außer der Routenführung bietet das Navigon-Produkt mit Touchscreen auch Blue-Tooth-Telefonie sowie einen Medien-Player zur Wiedergabe von mp3-Dateien.
Serienmäßig ist die Schaltpunktanzeige, die bei Vorhandensein entsprechender Drehzahl auch schon mal den Wechsel von dritten direkt in den fünften Gang empfiehlt. Dem kleinen Motor fehlt es im unteren Drehzahlbereich naturgemäß etwas als Willenskraft, aber dass es sich um einen Dreizylinder handelt, fällt zu keiner Zeit störend auf. Vielmehr dreht er gleichmäßig und unauffällig, laufruhig an der Ampel und nur mäßig durstig. Auf dieser Testfahrt wurde die nach EU-Norm ermittelte Marke von 4,5 Litern nur um 0,6 Liter verfehlt. Der 75-PS-Motor soll mit nur 4,7 Litern/100 Kilometer auskommen. Der fünfte Gang ist lang genug übersetzt, um das Geräuschniveau auch über 100 km/h erträglich zu halten.
Das Maß an Sportlichkeit, das die Integralsitze suggerieren sollen, lässt sich mit 60 oder 75 PS nicht gewährleisten. Der up! hat unabhängig von der Karosserieform seine Stärken im Kurzstreckenbereich und sollte deshalb wohl auch gleich mit der 400 Euro teureren Blue-Motion-Technologie bestellt werden. Außer dem Start-Stopp-System sind darin rollwiderstandsoptimierte Reifen und sowie Bremsenergie-Rückgewinnung enthalten.
Inklusive Sonderausstattungen bringt der viertürige up! selten mehr als eine Tonne auf die Waage. Zu den sehr sinnvollen, wenn auch nicht eben billigen Extras gehört das so genannte Drive Pack Plus, das außer eine Tempo-Regelanlage und dem akustischen Parkpilot für den Heckbereich auch eine Notbremsfunktion für den Geschwindigkeitsbereich unter 30 km/h beinhaltet. In der Stadt, wo der up! bevorzugt unterwegs sein dürfte, sind die Ablenkungsfaktoren für den Fahrer zahlreicher als überland. Ein Auto, das selbstständig einen Auffahrunfall verhindert, lernt man dort schnell zu schätzen.
Quelle: ntv.de