Auto

Irgendwer weiß immer was Klatsch und Tratsch vom Genfer Salon

Auf dem Genfer Salon weiß immer irgendjemand mehr. Man muss nur hinhören.

Auf dem Genfer Salon weiß immer irgendjemand mehr. Man muss nur hinhören.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Welt der Automobile ist voller Ideen und Gerüchte. Und nirgendwo sonst werden sie so offen geäußert, wie auf dem Autosalon in Genf. Wer hier Augen und Ohren offen hält, erfährt Dinge, die öffentlich so nie gesagt werden.

Der Automobilsalon in Genf ist wie kaum eine andere Messe gut für Klatsch und Tratsch. In den kuscheligen Restaurants der Altstadt, aber auch bei ihren Rundgängen über die Messe sind die Automanager so gesprächig wie kaum sonst auf der Welt. So blieb die Inaugenscheinnahme der Wettbewerber durch die VW-Konzernoberen zu keiner Minute unkommentiert. Besonders viel Zeit verbrachten VW-Chef Martin Winterkorn und seine Entourage auf den Ständen von BMW und Mercedes.

Lieber V6 als Dreizylinder

Ob Dreizylinder und Frontantrieb die BMW-Gemeinde in Verzückung versetzen?

Ob Dreizylinder und Frontantrieb die BMW-Gemeinde in Verzückung versetzen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei den Münchnern widmete sich der Grandseigneur der Autobranche ausgiebig dem BMW Active Tourer, dem ersten BMW mit Frontantrieb und einem ernsthaften Konkurrenten des VW Touran. Alle wissen: Es ist eine heikle Aufgabe, der ebenso anspruchsvollen wie eingeschworenen BMW-Kundschaft den Verzicht auf Heckantrieb verständlich zu machen.

Schlimmer noch, die Dreizylindermotoren, die ebenfalls unter dem weißblauen Logo Einzug halten, entsprechen nicht dem Anspruchsdenken all jener, die sich schon mit dem Umstieg von sechs auf vier Zylinder schwer getan haben. Dabei sind schon wieder Umkehrungen der Entwicklung in Gang. "Viele Kunden wünschen sich wieder einen V6, weil der einfach samtener läuft als ein Vierzylinder", sagt ein Anonymus aus dem VW-Konzern. Die Verbrauchsnachteile ließen sich durch Zylinderabschaltung und andere moderne Sparmaßnahmen wieder ausgleichen.

Neue Lesart der Van-Entwicklung

Die V-Klasse von Mercedes dürfte dem VW T5 das Leben schwer machen. Das wissen auch die Wolfsburger.

Die V-Klasse von Mercedes dürfte dem VW T5 das Leben schwer machen. Das wissen auch die Wolfsburger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei Mercedes-Benz stand vor allem die V-Klasse in Zentrum des Interesses der Wolfsburger Abordnung. Als Eckhard Scholz, Vorstandsvorsitzender bei VW-Nutzfahrzeuge, einen Moment lang aus dem Blickfeld verschwand, witzelten einige, der liege bestimmt schon zur Inspektion unter dem Auto. In der Tat ist die V-Klasse ein sehr ernstzunehmender Wettbewerber für den VW T5. Der Stuttgarter ist variantenreich wie kein anderer. Hinzu kommt, dass er in der Nutzfahrzeugbranche als auch im Van-Segment überaus erfolgreich ist und sich über Jahre für die Marke als echter Goldesel erwiesen hat. Die neue Lesart der Stuttgarter in der Van-Entwicklung ist den VW-Mannen nicht neu. "Einfach das Pkw-Label auf ein Nutzfahrzeug kleben und schon verdient man erheblich mehr", plaudert einer von ihnen aus dem Nähkästchen. Haben sie es doch im Kleinen mit dem Caddy nicht anders gemacht.

Konkurrenz hat Alfa abgeschrieben

Alfa Romeo punktet mit dem 4c Spider, der noch als Design-Vorschau benannt aber im Grunde fertig ist. Die Alfisti warten Bange darauf, wann die Marke endlich wieder mit mehr Leben erfüllt wird, bevor sie Fiat-Chef Sergio Marchionne, ähnlich wie Lancia, am langen Arm verhungern lässt. Es ist betriebswirtschaftlicher Unsinn, in einer Krise neue Autos zu entwerfen, soll er gesagt haben, als die trägen Entwicklungen im Fiat-Konzern in der Kritik standen. Da brauche man das Kapital für Wichtigeres.

Jetzt, wo sich eine Neubelebung des Marktes abzeichnet, muss Marchionne bis auf weiteres mit Panda, Cinquecento und 500L sowie deren Varianten leben. Rettung naht bei Alfa in Form der Kooperation mit Mazda. Die nächste Generation des MX-5 wird auf der gleichen Basis wie der kommende Alfa Spider stehen. Und sogar von einem SUV mit dem Alfa-Logo ist die Rede. Das könnte als etwas kleinere Version des Kompakt-Geländewagens debütieren, der irgendwann bei Maserati das Portfolio erweitern soll. Neben der gewiss nicht förderlichen Geduld muss Alfa Romeo einen weiteren Rückschlag ganz anderer Art hinnehmen: In Genf war zu hören, dass BMW die italienische Marke bei den internen Bewertungen mit einem schlechteren Rating versehen hat und Alfa Romeo nun nicht mehr als Wettbewerber im Premium-Segment betrachtet. Eine Aussage, die mächtig am Lack der Italiener kratzt.

Cadillac bremst Opel Monza aus

Mit dem Cadillac ATS will GM in Europa punkten.

Mit dem Cadillac ATS will GM in Europa punkten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Cadillac hat in Genf die Coupé-Version des Viertürers ATS gezeigt. Mit breiter Spur, einem Motor, der satte 356 PS leistet und einem straffem, kantigen Blechkleid. Die GM-Edelmarke will wieder in Europa wachsen, nachdem die Verkäufe nach der Pleite des einstigen Importeurs Kroymans in den Keller gerauscht sind. Die aktuelle Modellpalette wird daher durch die beiden Chevrolet-Überbleibsel Camaro und Corvette verstärkt, die künftig über das Händlernetz vertrieben werden sollen. Im Gegenzug wird es bei Opel kein Angebot oberhalb des Insignia geben, um Cadillac nicht Konkurrenz im eigenen Haus zu machen, sagen Gerüchte. Damit würde die Studie des Monzas wohl ins Reich der Concept Cars verschwinden. Es sei denn, man einigt sich darauf, die scharfe Zeichnung des Coupés für ein echtes Über-SUV zu nutzen. Aber das sind nur Gerüchte.

Insgesamt ist die Stimmung in Rüsselsheim derzeit heiter. Die Absatzzahlen machen Hoffnung auf weitere Zuwächse und das Ziel der schwarzen Null beim Ergebnis rückt in greifbare Nähe. Nach langer Pause wurde auf dem Messestand in Genf auch wieder zu einem Glas Champagner geladen.

Mercedes stellt Smart hinter Twingo

Selbstbeschränkung gibt es auch bei Mercedes. Der Twingo, der ein Gemeinschaftsprojekt von Renault und Smart ist, feiert in Genf eine Solo-Premiere. Der neue, viersitzige Smart, der ihm technisch stark ähnelt, muss sich der Absprache zwischen Daimler und Renault gemäß noch ein paar Monate gedulden. Da aber im Sommer keine adäquate Automesse auf dem Fahrplan steht, wird Daimler das Debüt des Viertürers mit einer eigenen Show an passender Stelle feiern. Diesmal gewiss ohne einen großen Airbus wie er noch zur Premiere der S-Klassen im vorigen Jahr auf der Flugzeugwerft in Hamburg Finkenwerder einflog. Wohl aber mit Witz und Esprit, heißt es. Oder, wie es Smart-Chefin Annette Winkler passender nicht formulieren kann: "Nach 13 Jahren Bauzeit hat sich der Smart eine eigene Präsentation verdient."

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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